Der Tag begann physikalisch. Im Eigentest gelang es mir herauszufinden, wie eine Glasplatte zerstört werden kann. Das geht ganz einfach: Man nehme eine Flasche, fülle sie mit Wasser. Diese Flasche muss aus Glas bestehen, sonst funktioniert es nicht. Dann gehe man eilig, gereizt und müde um viertel nach sieben an den Schreibtisch. Verfehle diesen, schlage somit die Wasserglasflasche gegen die Glasplatte und stelle fest, dass ein Tisch weniger aushält als eine Flasche. Natürlich bricht sie nicht entzwei. Aber das heraus gebrochene Stück ist durchaus ansehnlich bzw. eher hässlich anzusehen, zudem ist der Rand nun splittrig und scharfkantig.
Nach einem kurzen Wutanfall werden die Splitter zusammengefegt, die Glasversicherung herausgesucht, der Schaden gemeldet und beim Hersteller nachgefragt, ob es noch Ersatz gibt. Antworten, die mich besänftigen könnten, habe ich bisher noch nicht.
Dann kam die Post, wie ich bereits berichtete.
Tatsächlich rief mich heute Nachmittag eine Mitarbeiterin aus Leipzig an. Ich freute mich kurz – nur gaaaanz kurz – über die Resonanz. Denn dann hieß es: »Und sie behaupten also in der Straße XYZ 123 zu wohnen?« Kein Funken von Witz oder Ironie in der Stimme. Die Frage war absolut ernst gemeint.
In der Tat war ich mir sicher, dass ich in der Straße XYZ 123 wohne. Ich stand genau in der Küche besagter Straße, während ich den Telefonhörer an mein Ohr presste und mich zusammenriss. »Der Briefträger hätte mich aber nicht finden können«, hieß es dann.
»Der Briefträger kennt mich, der klingelt oft bei uns.«
»Und wenn es eine Vertretung ist?«, meinte sie.
»Kann man fragen«, meinte ich.
Nein, das könne man den Briefträgern ja nun nicht zumuten.
Das war der Moment, bei dem ich lauter wurde.
Glücklicherweise kennt sich mein Mann gut aus, öffnete das Gehäuse und stellte fest, dass das Netzteil durchgebrannt war. Nun gut. Das sollte ja leicht zu bekommen sein. Zuerst beim Händler angerufen. Nein, Netzteile sind Verschleißteile, kein Garantiefall. Aha, dachte ich, mache ich den Rechner nie an, verwende ich nicht das Netzteil, dann verschleißt es auch nicht. Toll. Der Händler wollte uns ein Netzteil zusenden. Ein Angebot, Kostenpunkt: 7.90 plus Versand. Gut. Günstig. Aber bis das da ist …
Also zum Saturn gefahren. »Wir hätten gern ein günstiges Netzteil mit mind. 350 W.«
»Da kann ich Ihnen dieses hier anbieten, das kostet 79,90 Euro.«
»Und das nennen Sie billig?«
»Nun, wir haben auch noch das hier für 49,90 Euro.«
»Sonst nichts?«
»Doch, das hier für 29.90, aber das haben wir derzeit nicht auf Lager.«
Tolle Auswahl. Also die Gelben Seiten befragt, ob es einen kleinen netten PC-Laden in RS gibt. Gibt es. Netzteil vorhanden, am Preis gedreht. 21 Euro bezahlt. Geht doch. Geht doch. Und der Rechner läuft wieder. Auch wenn er erst ziemlich rumgezickt hat.
Das anschließende Telefonat mit dem Verleger obigen Romans verlief auch vielversprechend. »Firnis« wird als Hardcover maximal 16,90 Euro kosten.
In diesem Sinne … einen angenehmen, ruhigen Abend.