»Als man sich die Vergangenheit noch in Form von Geschichten erzählte, die Gegenwart in Form von Geschichten zu deuten versuchte und die Zukunft in Geschichten vorhersagte, da hielt man stets den besten Platz am Feuer dem Geschichtenerzähler frei«, so erzählt
John Hurt – Jim Hensons Storyteller, der, wie ich glaube, von Klaus Guth synchronisiert wurde. Leider gibt es weder Extras, noch einen deutschen Abspann oder sonstige Informationen auf der DVD und auch das Internet spuckte diesbezüglich nichts aus. Die Stimme erinnert mich jedoch an die Hörkassetten von Stephen Kings »Schwarz«, die Klaus Guth gelesen hat. Und da ich sie zudem mit diesem Herrn in Verbindung bringe – und das ist Klaus Guth – gehe ich mal davon aus, dass mich mein Gehör und meine Erinnerung nicht trügt.
Wie dem auch sei, die deutsche Stimme hebt die wichtigste Person hervor – den Geschichtenerzähler, der bravourös von John Hurt verkörpert wird. Doch was wäre ein Geschichtenerzähler ohne seine Geschichten?
Auf der DVD befinden sich alle neun Folgen – und die Titel sagen es bereits aus, es handelt sich um internationale Märchen oder volkstümliche Sagen:
1. Hans, mein Igel
2. Der Soldat und der Tod
3. Der herzlose Riese
4. Die fehlende Geschichte
5. Von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen
6. Das Glückskind
7. Die Kummerliese
8. Die drei Raben
9. Die wahre Braut
1987 wurde die Serie zum ersten Mal bei NBC ausgestrahlt. In Deutschland lief die erste Folge am 07.10.1989 im ZDF.
Kritiker und Publikum waren begeistert, so ist es auch kein Wunder, dass »Jim Hensons Storyteller« mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurde, die ich chronologisch aufliste (Quelle: Wikipedia):
1987: Emmy, Gabriel Award, Goldener Hugo Award und Parents Choice Award für Hans mein Igel
1987: The Ohio State Award, Institute of Education, für The Storyteller
1987: XII Resena Mundial de Acapulco; Auszeichnung für die beste Kindersendung für Hans mein Igel
1988: Gold Medal Award für Der Soldat und der Tod
1989: BAFTA Award, British Academy of Film and Televisions Art, für The Storyteller als beste Kindersendung
Viele der Geschichten sind düster, manchmal grausig und bösartig, dennoch verlieren sie nicht ihren Liebreiz des Märchens.
Einzigartig ist die übergreifende Darstellung des Storytellers in den jeweiligen Handlungen der Märchen:
Der Geschichtenerzähler sitzt in seinem alten, zerschlissenen Ohrensessel, ihm zu Füßen liegt sein zotteliger, sprechender Hund, ein Feuer prasselt im Kamin.
Und während John Hurt erzählt, laufen in dem Bild, das über seinem Ohrensessel hängt und einen Wald zeigt, zwei schwarze Gestalten herum – die zwei über die der Geschichtenerzähler erzählt, und während er weiterspricht, fährt die Kamera tiefer ins Bild hinein und wir befinden uns bei den beiden Menschen, die nun an Farbe und Gestalt gewinnen.
Oder die Träne der Prinzessin, die die Kerze des Geschichtenerzählers löscht; ein Ball, der in den Futtertrog des Hundes fällt, obwohl soeben noch im Märchen davon die Rede war; Blätter, die vor dem Kamin nieder rieseln; Schnee, der plötzlich den Steinboden des Hauses bedeckt; Schattenspiele auf den Tellern des Geschichtenerzählers – heraufbeschworen von eben diesem, der nun plötzlich einen Krug in der Hand hält, der soeben noch nur Bestandteil eines Märchens gewesen ist.
Zwischensequenzen, übergreifende und ineinander greifende Darstellungen, die den Erzählungen eine visuelle Note anderer Art gibt. Ein märchenhaft-mystisches TV-Erlebnis.
Schön, dass es die Geschichten endlich auf DVD gibt (Preis: ca, 8,95 €).
Mich verzaubern die Geschichte und die Präsentation dieser Produktion immer wieder aufs Neue, doch bevor ich die DVD erneut anschaue, kommt erst einmal die Fortsetzung »Jim Henson’s The Storyteller: Greek Myths« in den DVD-Spieler.
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