Freiberufler leben in Zeitparadoxon. Ich lebe zumindest darin. Wenn ich am 23. Dezember einen E-Mail verfasse, dann wundere ich mich, dass am 29.12. noch keine Antwort da ist, weil ich – und das bitte ich zu entschuldigen – zwischen den Tagen arbeite, weil ich auch Heilig Abend mal eben kurz ein paar Sachen erledige oder am 1. Weihnachtsfeiertag E-Mails beantworte. Ich arbeite quasi immer – auch am Wochenende oder an Feiertagen – und vergesse, das „normale“ Angestellte natürlich an solchen Tagen zuhause sind und nicht arbeiten. Ich vergesse auch, dass das Leben am 02.01. noch nicht überall wieder beginnt, sondern langsam anläuft. Ich genieße diese Ruhe zwischen den Tagen und am Anfang des Jahres, aber dennoch wundere ich mich dann manchmal, dass hier und da noch keine Antwort gekommen ist und frage dann schon mal nach, weil mir das Zeitgedächtnis einen Streich spielt. Das Jahr erscheint mir schon viel älter, als es tatsächlich ist.
Ich bitte meine anscheinende Ungeduld zu entschuldigen – sie hängt nur mit meiner Strebsamkeit und meinem Arbeitspensum zusammen, und einem Zeitparadoxon, das sich immer wieder in meinem Gehirn einschleicht.