Wenn ich stumm bin …

Meine Halsschmerzen verstärkten sich mehr und mehr, mein gesamter Rachenraum … aber die genaue Beschreibung erspare ich euch lieber… so dass ich nicht mehr sprechen konnte. All meine Wünsche, Anregungen, Bitten schrieb ich auf. Für eine kurze Dauer mal ganz witzig irgendwie.
Kurze Zeit wurde ich mit Nick Andrews aus „The Stand“ verglichen, als ich dann mit den Händen die Explosion andeutete, bei der er starb, war ich wieder nur die stumme Nicole. Und ich war froh, dass es E-Mail gab, leider war ich viel zu kaputt, Emails zu schreiben oder sonst was am Rechner zu machen. Ich möchte gar nicht wissen, wie viele Leute, denen ich draußen auf dem Weg zum Arzt etc. begegnete und ich diese nur mit einem Nicken grüßte, dachten, die Rensmann sei jetzt total arrogant geworden. Gar nicht so einfach sich verständlich zu machen, wenn die Stimme streikt.

Obwohl ich seit Montag Antibiotika nahm, verschlechterte sich mein Gesundheitszustand rapide und somit suchte ich heute einen HNO – Arzt auf. Der schaute mir in den Hals, spiegelte meinen Kehlkopf und tippte anschließend etwas in seinen Rechner ein. Dann meinte er: »Ihr Kehlkopf ist geschwollen und Sie haben einen Eiterabszess auf der rechten Mandel. Den steche ich Ihnen jetzt auf, wenn das nicht klappt müssen Sie sofort ins Krankenhaus!«
Ich bin mir sicher, dass er mit den Händen auch die Größe des Abszesses gezeigt hat, aber nach dieser Offenbarung hab ich darauf nicht mehr geachtet. »Sie müssen jetzt tapfer sein«, fügte er noch hinzu und förderte damit nicht unbedingt meine Zuversicht. Dann ging alles ziemlich schnell: Ich bekam einen grünen Plastikkittel um und dachte: »Oh, Gott, macht das so ne Sauerei?« Mit der linken Hand hielt ich mir selbst eine Spuckschale unter das Kinn, mit der rechten Hand klammerte ich mich in die Armlehne des Stuhls. Warum die aus Plastik bestand, wurde mir in dem Moment klar, als der Arzt die Nadel in den eitrigen Abszess stach und den Eiter mit der Spritze rauszog – ich hätte eine Polsterung vermutlich mit den Fingernägeln zerfetzt. Die Kopfstütze rutschte unter meiner Kraft bis zum Anschlag und auch dabei dachte ich: »Gleich bricht sie ab. Dann rutscht die Nadel durch die …« Naja, was Leute mit dem „Was wäre wenn-Syndrom“ eben so denken. Anschließend bekam ich eine Penicillin-Infusion und mehrfach wurde mir eingeschärft: Wenn es morgen wieder schlimmer ist oder Sie keine Luft bekommen, fahren Sie sofort ins Krankenhaus, dann müssen Sie umgehend operiert werden. Die Einweisung inkl. Rezept bekam ich direkt ausgehändigt.
Wieso wusste ich, dass dieses Jahr ein beschissenes Jahr werden würde? Ich hoffe, es ist jetzt genug. Mir persönlich reicht es. Viel lieber würde ich euch von neuen Verträgen, aktuellen Romanen und Veröffentlichungen berichten, aber anscheinend gehört das Jahr 2006 der Gesundheit.
Somit musste ich leider auch den Termin mit dem Verleger absagen, dieser wäre am 21.03. gewesen, aber ich habe die letzte Woche mehr gelegen, als am Schreibtisch gesessen und ob meine Stimme bis dahin wieder 100% okay ist, bleibt fraglich.
Jetzt darf ich Eis essen und Eistee trinken – bei den Temperaturen macht das so richtig Spaß!

Mach es wie die Gebrüder Grimm: Erzähl es weiter.