Ich gebe es zu, nach allem, was so in der letzten Zeit war, hatte ich keine große Lust heute Abend wegzugehen. Ich wollte mich viel lieber vor meinen PC hocken, in die Geschichte irgendeines Buches verkrümeln oder mich ins Bett legen und die Decke über den Kopf ziehen. Trotzdem habe ich – wie immer – den Text vorbereitet. Und wie immer habe ich mich fertig gemacht: Hose war klar, Schuhe waren klar, Make-up war klar, Haare gestylt – war klar, und natürlich wusste ich nicht, welches Oberteil ich anziehen sollte – war auch klar.
Nun, letztendlich bin ich nicht halbnackt oder halbangezogen (<- Insider für alle, die da gewesen sind) bei der »Lust am Gestern« erschienen, sondern, dem Anlass entsprechend, seriös gekleidet, gut vorbereitet und mit allem was frau eben so dabei haben muss.
Es war mir nicht möglich, die Anzahl der Gäste zu zählen, da ich mit dem Rücken zu ihnen in der ersten Reihe saß. Aber es müssen mindestens 50 Personen gewesen sein, vermutlich sogar mehr. Der Saal war voll. Das Publikum bestand durchweg aus interessierten Menschen von „Gestern“ – was keinesfalls negativ gemeint ist – im Gegenteil sind sie es doch, die schon einen Teil unserer Geschichte geschrieben haben, und genau darum ging es ja. Abgesehen davon bin ich für jüngere Generationen auch von gestern, teilweise sogar von vorgestern.
Der Abend war eine bunte Mischung aus Musik, Kabarett, Lesung, Moderation und Interview rund um das gestrige Remscheid und der Vergangenheit im Allgemeinen.
Als wir gemeinsam in der Mitte der Veranstaltung »Lilli Marleen« anstimmten, natürlich von Herrn Holland-Moritz am Klavier begleitet, erhielt der Abend nochmal eine besondere Note. Und am Ende geschah es dann sogar, dass ich eine Gänsehaut bekam: Wir sangen »Yesterday« von den Beatles.
Das hatte was!
Ich bin froh, dass ich ein kleiner Teil dieses Abends war, mir ein »Du hast dich ja nicht einmal verlesen« und den Applaus abholen dürfte, ein paar Bücher signieren konnte und vor allem einen tollen Abend mit Meik Puppe (Kabarett), Thomas Holland-Moritz (Klavier), Daniel Juhr (Moderation), Jürgen Roth (Autor, Geschichtslehrer/Interview), Alfons Ströter (Moderation) und natürlich all den vielen Gästen erlebt habe.