Das Schöne an Arztbesuchen ist das Warten, sofern es kein Allgemeinmediziner ist, bei dem die Luft im Wartezimmer getränkt mit Viren ist und sich die Warterei auf eine halbe Stunde beschränkt. Eine halbe Stunde, in der ich in Ruhe lesen kann.
Was Walter Moers sich in »Ensel und Krete« erlaubt, darf sicherlich kein anderer Autor. Da erzählt er also diese Geschichte von den beiden Zwillingsgeschwistern, die sich im Wald verirren neu. Soweit so gut. Aber Hildegunst von Mythenmetz, der sich als Autor des Buches ausgibt, funkt im Erzähltext dazwischen, redet mit dem Leser und sagt knallhart, dass sie den Ton angibt und es ihr egal ist, was der Leser will.
Zitat: »Ich bin´s wieder Mythenmetz – jetzt möchten Sie sicher wissen, warum ich nur noch Brummli schreibe, statt mit der Handlung fortzufahren, stimmt´s? Ich sage Ihnen warum: Darum! Künstlerische Freiheit! Schiere Willkür! Avantgarde! Vielleicht habe ich nur meine Schublade mit den Rosinen zu weit herausgezogen, was geht Sie das an? Ich kann soviel Brummli schreiben, wie es mir passt, und Sie müssen es lesen, wenn Sie wissen wollen, wie es weitergeht: …
Der Rest der Seite, sowie die gesamte vorherige wird mit Brummli Brummli voll geschrieben.
Köstlich! Köstlich, dieser arrogante, schreibende Wurm, der oftmals so viel Wahrheit spricht.
Herrlich, die neuen Wortkreationen!
Einfach immer wieder ein Lesegenuss – aber ich komme schon wieder ins Schwärmen, dabei muss ich noch so viel erledigen!