… hockt eine stetig wachsende Spinne. So eine mit weißen Streifen überall am Körper. Als ich sie das erste Mal traf, baumelte sie mir direkt vor der Nase und versperrte mir den Weg zur Tür. Allerdings muss sie sich genauso erschrocken haben wie ich, denn sie krabbelte rasch an ihrem Faden nach oben. Seit dem weicht sie nicht von meiner Seite – ist das nun gut oder schlecht? Meine Oma sagte früher immer: »Spinne am Morgen bringt Kummer und Sorgen, Spinne am Abend – erquickend und labend.«
Demnach sollte ich nur abends nach ihr sehen, leider kam sie heute Morgen schon aus ihrem Versteck gekrabbelt, als ich das Rollo hochzog. Jetzt – vermute ich mal, hat sie wieder Stellung auf ihrem riesigen Netz bezogen und wartet. Wartet auf Fliegen, Mücken, neugierige Falter und unvorsichtige Bienen, die sich an den Blumen laben möchte.
Ich schau mal eben …
… sie flickt ihr Netz. Und Annika – so nenne ich sie ab sofort – scheint auch schon gefrühstückt zu haben, so wie ich auch. Allerdings bestand meine Mahlzeit nicht aus tierischem Protein.
Ich mag Spinnen nicht, ich finde ihr Netzwerk grandios, aber ich muss sie nicht unbedingt in meiner Wohnung haben (außer die Stoffspinnen, die bei uns im Schlafzimmer hängen oder liegen, zusammen mit einem Rudel Feldermäuse).
Vor dem Fenster darf Annika aber ruhig für Ordnung sorgen.