Aus dem Keller: Bourgogne 1996 – Confrérie des Chevaliers du Tastevin – Les Caves des Hautes Cotes

Bourgogne 1996 - Les Caves des Hautes Cotes

Bourgogne 1996 – Les Caves des Hautes Cotes

Vor ein paar Tagen war ich wieder im Keller meiner Eltern und habe mir die drei ältesten Flaschen Wein mitgenommen. Während das Armsheimer Goldstückchen aus dem Jahre 1976  vierzig Jahre lang unbeachtet blieb, sind die diesmal entdeckten Weine noch ziemlich jung.

Der Wein – das Etikett

Laut Etikett stammt dieser Rotwein aus dem Jahre 1996, wurde 1999 abgefüllt und von der 1950 gegründeten Confrérie des Chevaliers du Tastevin ausgezeichnet.

Diese Auszeichnung wurde und wird im Rahmen einer anonymen Verkostung errungen. Alle ausgezeichneten Weine dürfen ein spezielles Wappen auf die Flasche kleben, das ein hohes Qualitätsmerkmal darstellt – habe ich nachgelesen.

Diese Flasche ist mit No. 000346 nummeriert.

Das Etikett verrät noch mehr:
Auf dem Weingut Les Caves des Hautes Cotes Beaune – Groupement de Propriétaires-récoltants-route de Pommard a Beaune – ist dieser Pinot Noir in Eichenfässern gereift (elevage en futs de chene).
Wenn ich das richtig verstehe, handelt es sich um eine Winzergenossenschaft oder zumindest ein Zusammenschluss von Winzern in Pommard. Oder?

Mit einem Alkoholgehalt von 12,5 % könnte das Tröpfchen nach zwanzig Jahren schwächeln. Für einen Rotwein erscheint mir das ein paar Prozente zu wenig, um über die Jahre zu reifen.

Zustand der Flasche

Sehr gut. Optimale Füllhöhe. die Kapsel scheint unbeschädigt, darum gehe ich auch davon aus, dass der Korken nicht geschimmelt sein dürfte. Das Etikett sieht toll aus und überhaupt scheint die Flasche liebevoll gehegt worden zu sein. Das ist verwunderlich, steht hier doch noch eine jüngere Weinflasche aus besagtem Keller, die deutlich schlechter aussieht (Dazu beim nächsten Mal mehr).

Wen habe ich gefragt? 

Alles auf Französisch. Schwierig. Viel schwieriger, als über einen deutschen Wein zu recherchieren. Auch wenn ich in der Schule französisch hatte – ich aber nie besonders lernwillig war -, fällt es mir schwer in einer Fremdsprache zu recherchieren. Glücklicherweise sind viele Seiten auf Englisch. Und den Programmierern der diversen Übersetzer-Apps danke ich an dieser Stelle gern.

Doch lesen und suchen reicht mir nicht. Darum frage ich und zwar beim Anfang. Ich schrieb E-Mails an das Weingut und an die Confrérie des Chevaliers du Tastevin.
Diesmal erhielt jedoch keine Antworten. (Kommt vielleicht noch.)

bourgogne_offenWie hat der Wein geschmeckt?

Wieder stehe ich vor dem Problem: Öffnen oder nicht?! Das ist hier die Frage. Ich wollte diesmal mutig sein. Ich möchte lernen, mehr wissen, schmecken, riechen.  Also raus mit dem Korken und verkostet.

Frisch geöffnet um 12.00 Uhr mittags, nicht dekantiert, direkt aus der Flasche ins Glas

Farbe: rubinrot mit einem deutlichen braunorangefarbenem Schimmer / Rand

In der Nase: Kirsche, leicht medizinisch, riecht nach dünner Bratensauce, Sherry
Im Mund: sanft, bisschen Kirsche, Alkohol schmeckbar, leichte Würze

Nach 8 Stunden aus dem Dekanter ins Glas

In der Nase: muffig-süßlich
Im Mund: Kirschbonbon, Kupfer, schaler Geschmack auf der Zunge

Wie erwartet und schon mehrfach in Büchern gelesen, die Luft zerstört bei einem älteren Wein jegliche Aromen. Aber ausprobieren stelle ich über studieren. :-)

Nach 8 Stunden aus der Flasche ins Glas

In der Nase: bisschen Kirsche
Im Mund: überreife dunkle Beeren, nicht so stark wie bei einem Überseewein. Feine Würze, die ich nicht bestimmen kann. Der Wein bleibt lange auf der Zunge, Hauch von Sherry.

Nach 24 Stunden aus der Flasche ins Glas

Der Wein hat noch einmal zugelegt. Schon beim Einschütten ins Glas weht mir ein Aroma entgegen – toller, satter, saftiger Geruch.
In der Nase: Immer noch Kirsche, aber auch dunkle Beeren, Wacholder
Im Mund: Saftig, deutliche Sherrynoten, außerdem denke ich an Cognac. Ich denke an Mon Cheri. Würzig-fruchtig, aber nicht aufdringlich, sanft, mit einem sehr langen Abgang. Der Geschmack des Weines bleibt im Mund.

Fazit – was lerne ich daraus?

Ich lerne daraus, dass ein Dekanter bei einem alten Wein nicht unbedingt nützlich ist, der Pinot Noir bekam zu viel Luft und verlor auf allen Geruchs- und Geschmacksebenen.

Dennoch bin ich positiv überrascht, eine interessante Erfahrung mit einem zwanzig Jahren alten Wein, der mich jeden Tag neu überraschte, bis die Flasche dann doch leer war. Glück gehabt!
Ich wünschte nur, ich könnte alle Gerüche beim Namen nennen, die mich in der Nase und am Gaumen kitzeln. Aber vielleicht kommt das noch?!

 

Quellen

 

Mach es wie die Gebrüder Grimm: Erzähl es weiter.