Wenn unser seniler Kater Moritz – er verwechselt häufig Blumentöpfe oder dunkle Ecken mit seiner Katzentoilette – seine Instinkte wiederentdeckt, dann weiß ich, irgendwo krabbelt Etwas herum, das ich eigentlich nicht in der Wohnung haben möchte. Gestern hockte er leicht zitternd vor dem alten Bücherschrank und linste wild dreinschauend darunter. Das letzte Mal, als ich ihn so sah, beobachtete er eine Kellerassel.
Sobald sich Stoker, sein jüngerer Kumpel, an dem Spiel beteiligt, weiß ich, es ist eine Spinne. Die wird gejagt, geschubst und schließlich verspeist.
Doch Stoker lag schlafend auf dem Bett.
Widerwillig hockte ich mich neben Moritz, fragte ihn was er da sähe. Er miaute. Leider verstehe ich katerisch nicht. Wieder miaute er nervös, stand auf, wanderte unruhig hin und her, setzte sich zu mir, blickte unter den Schrank. Ich nahm Abstand.
Die Katze einer Freundin hatte sich so aufgeführt, als sich eine Schlange in die Wohnung verirrt hatte. Als Fakir eigne ich mich aber nun wirklich nicht.
Moritz fuhr mit seiner Pfote unter den Schrank und schob seine Beute ein Stück hervor. Da war sie wieder: Die Kellerassel, die sich anscheinend bei uns häuslich nieder gelassen hat – oder handelte es sich um eine Zweite?
Als Zwischenmahlzeit eignen sich diese Viecher auf jeden Fall nicht, denn Moritz schubste sie noch ein paar Mal hin und her, schnupperte und fand kein Gefallen mehr daran. Glück hat sie gehabt, denn als ich endlich ein Glas fand, das ich über die Kellerassel stülpen wollte, hatte sie sich längst in irgendeine Bodenritze verkrochen. Ich hoffe, Asseln vermehren sich nicht zu schnell…