Stoff aus dem die Bücher sind: Anonymous bedroht Autoren. 2012.

Anonymous droht mir! Anonymous droht nicht nur mir, sondern allen Künstlern, die bei „Wir sind die Urheber“ unterzeichnet haben. Und das sind mehr als 6000. Nun bin ich niemand und unwichtig. Charlotte Roche sieht das sicherlich anders – verständlicherweise. Auch Michael Mittermeier findet das vielleicht nicht lustig.

Der Grund der Drohung und ihre Ausführung ist dreist und lachhaft zugleich.

Initiatoren und Unterzeichner sollen von der Aktion zurücktreten, das Copyright bewahren zu wollen, fordert Anonymous und veröffentlicht als erste Warnung private Adressdaten der Autoren im Internet. Die Vereinigung  Anonymous droht weitere sensible Daten offen zu legen und alle Unterzeichner zu attackieren.

Die Adresse eines Autoren herauszubekommen ist keine Aufgabe für einen Hacker, dafür reichen ein paar wenige Klicks. Damit zu drohen, denic zu hacken und Adressen offen zu legen, ist schlichtweg idiotisch. Denn die dort hinterlegten Adressen von Webseitenbetreibern kann jeder einsehen. Anonymous droht aber nicht nur die Adressdaten der Unterzeichner von „Wir sind Urheber!“ ins Internet zu stellen. Nein, auch das Geburtsdatum soll offen gelegt werden. Wenn das mal nicht für manche Damen in einer Verzweiflungstat enden könnte. Ich bin 42! So, nun ist es raus.

Nun wissen wir ja, dass Anonymous durchaus zu vielem fähig ist, wenn es darum geht, an tatsächlich sensible Daten zu gelangen. Doch mal ernsthaft: Wer Drohungen dieser Art hinter Anonymität versteckt, ist feige, faul und ein armes kleines Würstchen, das eigentlich dringend eine warme Umarmung benötigt. Leider können wir ihm keinen Trost spenden; er, sie oder es zeigt sich ja nicht.

Ich stehe auf der Liste „Wir sind Urheber!“ und somit auf der schwarzen Liste von Anonymous. Hui … aufregend. Ich bin zwar niemand, wurde aber bedroht und genötigt, weil ich Künstler bin und mit meinen Texten Geld verdiene. Das ist vermutlich etwas, das den Betreibern von Anonymous völlig fremd ist: Geld verdienen!

Aber es zeigt wie absurd es ist, dass Künstler – oder auch Menschen im Allgemeinen –  bedroht werden, weil sie für ihre Arbeit bezahlt werden möchten und Kulturgut bewahren wollen. Denn darauf läuft es letztendlich hinaus.

Wie dem auch sei, finde ich es sehr praktisch, dass Anzeigen heute bereits online bei der Polizei gestellt werden können. Das spart Zeit, hat mich doch diese anonyme Aktion schon genug von der Arbeit abgehalten.

Wenn ihr etwas von mir wissen wollt, fragt doch einfach… das dauert nicht so lange und ist auch nicht kriminell.

Vermutlich ist Reden deshalb Silber, weil nur über den Weg der Kommunikation Missverständnisse aus der Welt geschafft, nur im Gespräch unterschiedliche Standpunkte dargelegt werden können, aus denen dann eine Lösung resultieren kann. Drohungen sind bescheuert und kriminell zugleich und zeigen die Hilflosigkeit auf der einen Seite, vor allem dann, wenn sie auch noch anonym ausgesprochen wird. Und wer nichts Gutes zu sagen hat, der soll Schweigen – denn Schweigen ist Gold.

In diesem Sinne: Pssscht!

Informationen zum Thema:

Börsenblatt  „Anonymous stellt Unterstützer an den Pranger“

Buchreport „Fuck your copyright“ 

Und wer noch nicht hat, aber unbedingt sollte, hier der Link zu „Wir sind die Urheber!“ 

Mach es wie die Gebrüder Grimm: Erzähl es weiter.