Jungunternehmerin Sina Trinkwalder alias @manomama wendet sich in ihrem Blog an Vorgesetzte, die „alte Eisen“ nicht mehr schmieden, sondern in den Abfall werfen. Den Aufruf zu einer anderen Denkweise finde ich gut, doch glaube ich nicht, dass nur einer der „Alten Manager“ danach handeln wird. Warum?
Umso höher deine Qualifikation ist, umso teurer wirst du – so meinen die Chefs und Sesselpupser dieser Welt, die jegliches weltliches Empfinden vor der Tür der Chefetage abgeben müssen.
Doch wer teuer ist, ist nicht tragbar. Ein junger Ingenieur, frisch von der Uni, hat zwar keinerlei Erfahrung, ist aber günstiger, hat meist keine Familie und ist formbar. Ein 35 Jahre alter Ingenieur ist nur eine Belastung: Er hat meist eine Familie, vielleicht noch ein Haus, er hat Erfahrung, die er auch einsetzen könnte – welch unglaubliches Unterfangen – und das Schlimmste: Er steht dreißig Jahre vor der Rente. Ui. Welch ein Graus.
Es geht aber noch weiter. Denn vor dem Ingenieur frisch von der Uni gibt es auch noch den Techniker – je nach Berufszweig. Er hat nicht studiert, das ist praktisch – für die Unternehmer dieser Welt. So einer, was von meiner Seite keine Abqualifizierung sein soll, ist günstiger als ein Ingenieur mit Erfahrung und noch günstiger als einer frisch von der Uni.
Und wenn wir noch einen Schritt weitergehen, wird nicht mehr auf deutsche Fachkräfte gesetzt, sondern auf welche, die europäische Grenzen überschreiten und deren Arbeitskraft um ein Drittel günstiger ist.
Es geht nicht um Qualität – schon lange nicht mehr, sondern um Quantität. Das ist sehr schade, denn dadurch entstehen Archiveinstürze und werden Menschenleben riskiert.
Doch so lange unsere Politik in einer anderen Dimension regiert und unsere Manager nur ihr nächstes Golfturnier managen, jegliche Führungsmöglichkeiten jedoch mit Sparmaßnahmen argumentieren, wird sich die wirtschaftliche Lage nicht ändern, auch wenn die Medien etwas anderes schreiben (müssen).
Denn wer den Markt beobachtet, weiß, dass Arbeitslosenstatistiken nur ein Hin-und Hergeschiebe unterschiedlicher Benennungen darstellen und dass das große Loch erst noch kommt.
Ich bevorzuge Menschen, die Erfahrungen haben, von denen ich profitieren kann – das Alter spielt keine Rolle. Ich mag Menschen mit einer Meinung, die für eine Gesellschaft sind, nicht aber für ein eigenes, neues Auto oder den Anbau des Kinderpools, gleich neben dem für den Wachhund. Ich weiß, es gibt sie, die menschlichen Manager, die Chefs, die mit ihren Mitarbeitern arbeiten und sie nicht gängeln. Aber es sind wenige – zu wenige.
Ach, ich bin übrigens vierzig und dieser Artikel, wie eigentlich alle anderen, beruht auf Erfahrungen!
In diesem Sinne: Lasst euch nicht unterkriegen!