Dieses von jedem Autor so gefürchtete Wort geistert wiederholt durch Foren und Blogs und verhakt sich in den Köpfen junger Autoren! Schreibblockade. Gruselige Vorstellung. Bücher werden nicht fertiggestellt, Serien abgebrochen, Blätter bleiben weiß – für immer! Eine imaginäre Schranke hängt vor der Kreativität des Autors, die Muse geknebelt, die Ideen verschwunden.
Aber gibt es sie wirklich? Die Schreibblockade?
Ein mir gut bekannter Autor, der schon sehr lange im Geschäft ist, verriet mir vor vielen Jahren, dass er nicht an die Schreibblockade glaube. Faule Autoren verwendeten diesen Ausdruck lediglich als Ausrede.
Es gibt „Blockaden“, die einen am Schreiben hindern: Finanzielle Probleme, der Verlust des Partners, interne Rangeleien, Krankheiten, ein problemträchtiger und umfangreicher Alltag, ein stressiger Job, Sorgen – welcher Art auch immer und der Druck, den sich Künstler meist selbst aussetzen. All das hindert den kreativen Prozess.
Dem Leser ist es verständlicherweise ein Ärgernis, auf den ersehnten Folgeband zu warten. Der Autor steht in solchen Situationen vor weitaus größeren Problemen, als vor einer Lücke im Bücherregal.
Nun kann der Autor nicht die Sorgen aus dem Fenster werfen und den Job schmeißen, aber er sollte versuchen, sich einen Freiraum zu schaffen, bei dem er abschalten und das Problem angehen kann. Denn meist liegt die „gefühlte Blockade“ nicht ausschließlich am Alltag, sondern am Text, der aus irgendeinem Grund nicht funktioniert. Anstelle das Problem anzugehen, heißt der Autor die Schreibblockade willkommen. Ein tolles Wort. Eine Ausrede. Vor sich selbst und dem eigenen Text.
Gerate ich beim Schreiben ins Stocken, überarbeite ich das gesamte Kapitel oder manchmal auch den kompletten Text. Dazu muss ich mich zwar oftmals antreiben, aber die Zufriedenheit wächst zum Ende hin, sobald ich merke, die Worte fließen wieder und die Geschichte geht voran.
Titus Müller beschreibt diesen Zustand in seinem Blog ähnlich, wenn ein Abschnitt nicht richtig funktioniert, lässt er sich zunächst unterbewusst ablenken – surft durchs Internet etc. (kennen wir alle). Da er sein Problem aber erkannt zu haben scheint, stellt er sich diesem und löst es schließlich.
Fazit: Es gibt keine Schreibblockade! Das ist ein Kunstwort, eine Ausrede, ein Wort für ein Problem, zu dem der Autor die Lösung finden muss – und kann!
Wenn der Autor allerdings wirklich lieber in Kneipen oder ins Kino geht, Partys schmeißt und aus Faulheit seine Blockade vorschiebt, dann … tja, dann ist ihm oder ihr auch nicht mehr zu helfen.