Christina Fischer stammt aus Essen-Werden, ein kleines Städtchen am Baldeneysee, das mir gut bekannt ist. Geboren bin ich dort nicht, aber Christina Fischer erblickte in diesem beschaulichen Ort am 09.08.1961 das Licht der Welt. Schon früh, so heißt es in ihrer Vita, kam sie mit „Genuss“ in Verbindung. Vermutlich wird damit nicht die Muttermilch gemeint sein, sondern andere kulinarische Genüsse, bis sie ihre Ausbildung als Hotelfachfrau im »Inter Continental« (Düsseldorf) absolvierte. Danach bildete sie sich in Hotels und Restaurants in London, Köln und Düsseldorf weiter und sammelte Erfahrungen im Bereich Kulinaristik & Wein. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen für Können, Wissen und Einsatz.
Zum Buch
Nach dem Vorwort kommen bekannte Köche und Gourmets zu Wort, u.a Ingo Holland, Eva Clüsserath oder Léa Linster – sie alle erzählen von ihrem beruflichen und persönlichen Verhältnis zum Wein.
Dann wird es lehrreich: Welcher Wein passt zu welchem Essen? Bestimmung von Weintypen oder welches Glas für welchen Wein. Wir lernen verschiedene Weintypen kennen, erfahren warum die Sauce einen Einfluss auf den Wein hat und erhalten einen Lebensmittel-Exkurs sowie einen praktischen Erfahrungskurs, bei dem ein 3-Gänge-Menü gekocht werden soll. Das sind nur ein paar der Themen, auf die Christiane Fischer in ihrem Buch eingeht.
Die 240 Seiten sind prall gefüllt mit Information rund um das Kochen im Allgemeinen und Essen mit und ohne Wein. Am Ende präsentieren die erwähnten Sterne- und Profiköche Fleisch- und Fischgerichte mit dem dazu passenden Wein.
Tabellen und Fotos ergänzen den theoretischen Teil.
Was habe ich daraus gekocht?
Die Rezepte der Genusswerkstatt am Ende des Buches sind fleisch- und fischlastig und mit ein paar Sternen versehen. Die Zutaten sind teilweise teuer (Trüffel), die dazu empfohlenen Weine auch.
Allerdings ist das Rezept von Léa Linster auch in ihrem Buch »Einfach fantastisch!« zu finden, und das habe ich schon – etwas umgewandelt – nachgekocht. Wein gab es damals allerdings nicht dazu.
Vor-Fazit
Ein Buch wie ein Lehrbuch, und das ist ein Problem. Zumindest für mich. Beim Lesen fühle ich mich an Schulbücher erinnert. Obwohl mich der Inhalt brennend interessiert, verliere ich nach einer Seite meine Konzentration. Manche Abschnitte lese ich mehrfach, denn ich will diesen Stoff unbedingt verstehen. Ich muss! Doch darüber werde ich müde.
Das Buch ist nicht systematisch aufgebaut und wirkt überladen. Vieles liest sich wie aus einem Weinkatalog. Das vermittelte Wissen erscheint mir eher für Sommeliers, nicht jedoch für ambitionierte Weintrinker, die mehr über Wein wissen möchten.
Zudem sind die vorgestellten und empfohlenen Weine für Menschen mit Weinkeller und dickem Portemonnaie. Nicht jeder kann und will sich einen Riesling aus dem Jahre 2007 leisten.
Fazit
»Wein und Speisen – Leidenschaft mit System« ist ein umfangreiches Lehrbuch, jedoch für den Anfänger oder den privaten Weinliebhaber schwer zugänglich. Das Buch bietet zu viel von allem und wirkt überfrachtet. Diese Unmengen an Wissen kleben am Gaumen wie die Tannine eines zu früh geöffneten Rotweins.
Mein Tipp: Jede Woche ein Kapitel durcharbeiten. Dann eröffnen sich neue kulinarische Perspektiven.
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Christina Fischer
»Wein und Speisen – Leidenschaft mit System«
Fackelträger Verlag, 2012
Erweiterte Neuausgabe
Gebundene Ausgabe, 240 Seiten
ISBN 978-3771645090
19,95 €
Webtipps
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Im Glas
Während ich die Rezension schreibe, trinke ich ein Glas Paul Mas Vinus 2015 Clairette du Languedoc – ein reinsortiger Weißwein aus der Traube Clairette Blanche. Diese mehr als 2000 Jahre alte Rebsorte hat Paul Mas wiederentdeckt und daraus einen komplexen Wein gezaubert. Bei jedem Schluck schmecke ich eine weitere Komponente aus der zarten frucht-würzigen Note heraus: Lindenblüten, Apfel, Fenchel, ein Hauch von Birne und Minze. Mit einem Restzucker von unter 3 g/l und einer angenehmen Säure von etwas über 5 g/l schmeckt dieser Paul Mas ausgewogen und mild. Meine persönliche Neuentdeckung. Und das heißt schon etwas, denn eigentlich trinke ich opulente Rotweine.
Übrigens (Nachfolgendes fällt unter Klugscheißerwissen): Diese Rebsorte hat ihren Namen nicht, weil sie an einem Ort namens Clairette entdeckt wurde oder als Kreuzung aus zwei Reben mit ähnlichen Namen gezogen wurde. Clairette Blanche wird von dem französischen „clair“ abgeleitet und das bedeutet „klar“, was die Weinfarbe widerspiegelt.
In diesem Sinne: Prost!
© Cover: Fackelträger Verlag
Vielen Dank an den Fackelträger Verlag!