Jordan-Olivenöl – dieser Name begegnete mir häufiger, wenn ich in einem größeren Online-Kaufhaus unterwegs war. Da ich aber mein „Stamm-Olivenöl“ vorrätig hatte, blieb es bei einem oberflächlichen Blick. Auf Facebook stolperte ich über Bastian Jordan – der Mann hinter dem Olivenöl. Das wäre nicht außergewöhnlich, wenn Herr Jordan nicht zu einem Fest nach Solingen eingeladen hätte – Werksverkauf inklusive. Jordan-Olivenöl kommt also von nebenan?
Die Webseite gab erste Antworten. In der 3. Generation wird Jordan-Olivenöl in Lesbos (Griechenland) gewonnen und von Solingen aus vertrieben. Die Stadt der Messer kann also auch anders – wobei Messergriffe aus Holz dank Olivenöl geschmeidig bleiben, aber das ist ein anderes Thema.
Ich wollte wissen, wie ein Solinger Nachbar zum Olivenöl kommt, kaufte mir das Öl (endlich) und fragte ein Rezensionsexemplar des dazu gehörenden Buches an.
Zum Buch
Mit 208 großformatigen, teils komplett bebilderten Seiten, Basics und Rezepten verschiedener Sterneköche gehört dieses Buch nicht zu den alltagstauglichen Kochbüchern. Wer nach Rezept kochen möchte, braucht eine große Arbeitsplatte, um das Buch platzieren zu können.
Auf den ersten Seiten wird in knappen Abschnitten die Herstellung von Olivenöl erklärt – vom Baum, der eigentlich ein Strauch ist, über die Ernte und die Verarbeitung der Oliven. Die ganzseitigen Fotos untermalen das Thema ideal.
In der Rubrik Wissenswertes werden Fragen rund um das Olivenöl beantwortet, u.a. wie Olivenöl richtig aufbewahrt werden soll, Unterschiede zum Geschmack und woran minderwertiges Olivenöl erkannt wird.
Interessant auch die Tipps zur richtigen Verwendung mit Olivenöl, z.B. lässt sich beim Backen die Butter durch Olivenöl im Verhältnis 4:3 ersetzen. Für Veganer sicherlich nicht uninteressant.
Ab Seite 54 stoßen wir auf die Basics – 40 Rezepte mit Olivenöl: Dips, Saucen, Pesto, Brote, Pasta, Risotto und mehr. Danach folgen 26 Rezepte von Spitzenköchen.
Positiv erwähnen möchte ich die Sprache. Mir ist in den letzten Wochen und Monaten vermehrt aufgefallen, dass bei Kochbüchern das Lektorat vernachlässigt wird. Ich stolperte in zahlreichen Büchern über sprachliche Patzer, Schachtelsätze, Übersetzungsschnitzer, doppelte Sätze oder ein Übermaß an fehlenden Satzzeichen. Das ist mir in diesem Buch nicht passiert. Danke dafür.
Kulinarischer Inhalt im Detail
Die Dips, Mayonnaisen und eingelegten Leckereien finde ich super. Auch die verschiedenen Pestos und Vinaigretten lassen sich schnell zubereiten, ohne viele Zutaten einkaufen zu müssen.
In den Basics finden sich weitere Kreationen, z.B. verschiedene aromatisierte Öle wie: Steinpilzöl oder Rosmarinöl. Dann wird es etwas handfester und wir landen beim Brot. Ich bekomme langsam richtig Hunger!
Es folgen Salate, Suppen, Gemüse und komplette Gerichte mit Fisch oder Fleisch. Alles sehr appetitlich anzusehen, und auch nicht zu kompliziert in der Zubereitung. Anschließend folgt Süßes mit Olivenöl: Kekse, Mandelkuchen, Halva, Parfait und Olivenöl-Gummibärchen.
Hierzu hätten wunderbar kleine Geschichten gepasst, sowas wie: »Das hat meine Mama immer gemacht, wenn wir in der Familie zusammengesessen haben« oder »Wenn Oma dieses Brot auf den Tisch brachte, dann … «
Aber vielleicht gab es zu den einzelnen Rezepten auch keine passende Familiengeschichte.
Nach diesen Basics, wie es im Buch heißt, folgt die deutlich komplexere Sterneküche. Nur wenige Rezepte eignen sich hier für den Alltag, wie z.B. Lohses Tomatensalat von Christian Lohse (S. 171) oder der Mango-Olivenöl-Salat von Heiko Antoniewicz (S. 145). Für viele der Rezepte braucht die Zubereitung mehr Zeit und Zutaten – macht aber nichts. Manchmal ist ja auch Wochenende.
Olivenöl? Nehme ich!
Olivenöl verwende ich täglich – zum Kochen, um eine Vinaigrette anzurühren, um Fisch oder Fleisch einzulegen oder zum Würzen und Anbraten. Sehr beliebt bei uns sind die Parmesankartoffeln nach dem Rezept von Lea Linster: gekochte Kartoffeln klein drücken, mit Meersalz und Olivenöl würzen, anschließend frisch geraspelten Parmesan (z.B. Parmigiano Reggiano) in die Kartoffelmasse rühren. Simpel, schnell zubereitet und sehr lecker.
Brötchen oder Brot backe ich fast nur mit Olivenöl. In den Pizzateig gebe ich: Olivenöl. Gemüsepfanne? Fleisch, Fisch? – Vorher ein bisschen Olivenöl in die Pfanne.
Das alles empfiehlt auch Bastian Jordan.
Was habe ich daraus gekocht?
Ich entschied mich zunächst für das Oliven-Parmesan-Ciabatta (S. 81). Die Oliven ließ ich weg, das Öl natürlich nicht. Die Zubereitung braucht seine Zeit, mit Vorteig und kühl stellen – insgesamt zwei Tage. Dafür schmeckt es aber auch sehr gut.
Dazu gab es Minzpesto (S. 69). Frische Minze (2 Bund), 60 g Erdnüsse, Zucker, Salz und 150 ml Olivenöl – mehr brauchte es dafür nicht. 2 Bund Minze – so viel gab mein Garten noch nicht her, darum ist das Pesto (trotz reduzierten Zutaten) flüssiger geworden als gedacht. Schmeckte aber auch.
Fazit
Ein empfehlenswerter Mix aus Bildband und Kochbuch mit viel Informationsgehalt und teils simplen, teils komplizierten Rezepten. Perfekt!
Einziges Manko: Das Buch hätte durchaus auf ein paar Seiten mehr über das Familienunternehmen Jordan berichten dürfen. Tradition darf gepflegt und ruhig erwähnt werden. Aber da wir Jungs und Mädels aus dem Bergischen gerne bescheiden auftreten, passt diese Zurückhaltung und macht Jordan Olivenöl äußerst sympathisch.
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Bastian Jordan
»Olivenöl -Das Kochbuch«
Hardcover mit Schutzumschlag
208 Seiten, Format 24 x 28 cm
ISBN 978-3-7716-4613-4
EUR 29,99
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Webtipps
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- Weitere Infos zum Buch auf der Verlagsseite
Meine Alles-mit-Olivenöl-Galerie
© Cover: Olivenöl – Das Kochbuch von Bastian Jordan / Edition Fackelträger
Vielen Dank an den Verlag!