Rezension: »Eine kleine Küche in New York« von Deb Perelman / Berlin Verlag

© Cover: »Eine kleine Küche in New York« von Deb Perelman / Berlin Verlag

© Cover: »Eine kleine Küche in New York« von Deb Perelman / Berlin Verlag

Sie ist nicht die erste Bloggerin, die ein Kochbuch veröffentlicht, aber möglicherweise die erfolgreichste. Und in jedem Fall diejenige, die viel zu erzählen weiß. Deb Perelman lebt in New York, sie ist verheiratet und hat einen Sohn.

Im Jahre 2000 zog sie nach New York. Eine riesengroße Stadt und eine Wohnung mit einer winzigen Küche. Sie machte das Beste daraus, und begann in ihrem Blog darüber zu erzählen. In sechs Jahren erhielt sie insgesamt weit über 150.000 Kommentare und fünf Millionen Besucher pro Monat.
Amerika – das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, auch virtuell. Bei uns – in Deutschland – kämpfen Blogs um jeden Kommentar. Welch wunderbare Bestätigung für Deb. Kein Wunder, dass sie ihre kleine Küche bis ins hinterste Eck ausreizt.

Zum Buch

»The Smitten Kitchen Cookbook« erschien 2012 in den USA. Erst vier Jahre später publizierte der Berlin Verlag »Eine kleine Küche in New York«. Bei der Übersetzung wurde versäumt, die Zeitangaben anzupassen. Beispiel: Im Vorwort erzählt Deb davon, dass ihr Blog seit sechs Jahren besteht (Gründung 2006 + 6 Jahre später = 2012). Das passt. In der deutschen Ausgabe, vier Jahre später, hätte zehn Jahre stehen müssen, besser noch das Eröffnungsjahr. Dann wäre das Buch auch 2020 noch aktuell.
So, genug davon. Kommen wir zum Aussehen, zur Aufmachung und somit zum wichtigen Kochbuchteil.

... und es liegt sich auch gut darauf!

… und es liegt sich auch gut darauf!

330 Seiten im Pappband, viele authentische Fotos und ein sieben Seiten langes Register, das beweist, wie viele Rezepte sich in diesem Buch befinden: Unzählige.
Das Inhaltsverzeichnis im vorderen Bereich des Buches gibt eine Übersicht der verschiedenen Kategorien, die nach Frühstück, Hauptspeise, Süßem, Partysnacks und Getränken sortiert sind.
Die Frühstücksrezepte sind süß und deftig und passen auch am Nachmittag oder am Abend.

»Eine kleine Küche in New York« ist kein Kochbuch im üblichen Sinne, sondern der Abschnitt eines Lebenswerks. Deb Perelman ist eine Powerfrau, die nicht um den heißen Brei redet, sondern diesen knetet und dabei viel zu erzählen weiß.

Kleine Anmerkung zur Anwendung

Deb verwendetet häufig koscheres Salz der Marke Mortons oder Diamond, sie erwähnt aluminiumfreies Backpulver und Weinstein.
Ich wusste nicht, dass Salz auch koscher sein kann oder Backpulver Aluminium enthält. Und obwohl ich Salz der o.g. Marken bei amazon entdeckte, weiß ich nicht, ob das nun koscher ist. Ich blieb beim Backen und Kochen bei jodfreien Meersalz, verwendete Natron und Weinstein ließ ich weg.
Immer wieder taucht Krümelzucker in den Rezeptangaben auf. Es dauerte drei Backversuche, bis mir klar wurde, Krümelzucker ist kein Kristallzucker, sondern muss Puderzucker sein.  – Wieder was gelernt.

Popcorn-Kekse

Popcorn-Kekse

Die Zutatenmengen werden in Tassen angegeben. Meistens steht die ml/g-Angabe in Klammern dahinter. Leider nicht immer.

 

Was habe ich daraus gekocht / gebacken?

Ich habe mit den Schoko-Erdnussbutter-Keksen  (S. 208 bis 210) begonnen. Wie bei allen Rezepten erzählt Deb zunächst einmal über das Wieso, Weshalb, Warum.
In der linken Spalte werden die Zutaten aufgelistet. Dann geht es irgendwann los. Jeder Schritt ist exakt aufgeführt. Leider fehlt bei der Beschreibung „Kekse herstellen“ der Zucker, der jedoch bei den Zutaten steht. Ich habe ihn nach dem Ei und vor dem Mehl zugeführt. Da das Keksergebnis zufriedenstellend war, durfte der Zeitpunkt gut gewesen sein.

Schoko-Erdnussbutterkekse

Schoko-Erdnussbutterkekse

Die Kekse sind mürbig und obwohl sehr viel Erdnussbutter verwendet wird, schmecken sie nicht übertrieben stark nach Erdnüssen.

Anschließend nahm ich mir die Popcorn-Kekse (S. 201) vor.
Ich finde  Keksteig wunderbar, der mit zwei Löffeln auf ein Blech gekleckst wird. Die Kekse dürfen backen wie sie wollen und sehen immer toll aus. So war das bei diesen Keksen auch. Allerdings war der Klecks deutlich kleiner, als die Kekse dann später wurden.
Popcorn mache ich öfters selbst, dieses in Keksen zu verarbeiten, das war neu. Die Zutaten ließen sich relativ schnell zusammenführen, dummerweise fehlte einmal eine Gramm-Angabe – in diesem Fall musste ein Dreisatz berechnet werden, um die exakte Menge zu erhalten. Blöd.

Beim Grapefruit-Sandkuchen mit Olivenöl (S. 247 bis 249) passte alles, abgesehen davon, dass frische Grapefruit im September nicht im Handel zu bekommen ist.

Grapefruitkuchen mit Olivenöl

Grapefruitkuchen mit Olivenöl

Mein Versuch, an eine frische Grapefruit zu gelangen, scheiterte aber aus einem anderen Grund: Die Grapefruits im Supermarkt fühlten sich ekelhaft an und sahen auch so aus – die Schale zu weich, zu dünn und mit einer fetten Schicht von Chemikalien eingewachst, dass ich mir anschließend die Finger waschen musste. Das kam mir nicht in den Kuchen. Ich verzichtete also auf Schalenabrieb und verwendete 100%  Grapefruitsaft aus der Packung.
Der Kuchen war sehr saftig und locker, mir persönlich war jedoch das Olivenöl zu dominant. Das ist aber Geschmacksache.

So. Nun habe ich sehr viel Süßes nachgebacken. Alles Rezepte haben super funktioniert, keine Probleme, keine Patzer. DAS finde ich wunderbar.

Auf meinem weiteren Koch- und Backplan aus diesem Buch  steht nun Herzhaftes, wie Käsecracker mit Rosmarin, Gruyere und Meersalz (S. 302/303) und Lauchpuffer mit Knoblauch und Zitrone (S. 137 bis 139).

Die Anordnung des Zucchinsalats wirkt ein wenig wirr - schmeckte aber gut.

Die Anordnung des Zucchinsalats wirkt ein wenig wirr – schmeckte aber gut.

Heute Abend gab es Zucchinistreifen mit Mandel-Pesto (S. 66/67). Ein sehr erfrischender Salat mit einem delikaten Pesto, das jedoch in der Menge nicht so appetitlich aussieht. Darum schnell mit den Zucchinistreifen vermengen. Superschnell gemacht und lecker.

 

Fazit

Ein schönes, ein authentisches Buch. Ein Buch voller Back- und Kochideen, die leicht umsetzbar oder variabel einsetzbar sind. Ein Buch für Anfänger und Fortgeschrittene und alle, die gerne mehr lesen als nur das Rezept.
Wem die Texte rund um die Entstehung der einzelnen Gerichte zu umfangreich sind, ignoriert die Abschnitte und wendet sich direkt der Rezeptbeschreibung zu, davon gibt es ausreichend. Viel Spaß damit!

.

Deb Perelman
»Eine kleine Küche in New York«
Übersetzt von: Ulrike Thiesmeyer
Berlin Verlag, September 2016
Laminierter Pappband, 330 Seiten
ISBN 978-3-8270-1311-8
22,00 €

 

Webtipps

 

© Cover: »Eine kleine Küche in New York« von Deb Perelman / Berlin Verlag
Vielen Dank an den Berlin Verlag!

Mach es wie die Gebrüder Grimm: Erzähl es weiter.