Regel-Mäßigkeiten

Mit 16 freute ich mich, endlich legal in die Disko zu dürfen. Kurz vor meinen 18. Geburtstag, glaubte ich, die Welt stünde mir offen, es gäbe keine Schranken, keine Regeln. Endlich hatte ich meinen Führerschein, ich durfte wählen (Wichtig!) und aus der elterlichen Wohnung ausziehen – was ich knapp drei Jahre später in die Tat umsetzte. Bei meinem 21. Geburtstag, in den eigenen vier Wänden, wusste ich längst, dass der Freiheits-Gedanke zur Volljährigkeit naiver Quatsch gewesen ist. Mit 22 bekam ich meine Tochter (ein Wunschkind) und trennte mich ein Jahr darauf von ihrem Vater. Die 12 Jahre von damals bis heute erspare ich euch, keine Sorge.
Jetzt bin ich 35 und habe Anspruch alle zwei Jahre einen Gesundheits-Check-up durchführen zu lassen. Super! Dafür gibt es, nebenbei erwähnt und auf einen älteren Eintrag hinweisend, tatsächlich 1.000 Bonuspunkte. Na, wenn das kein Grund ist, einen Termin beim Arzt zu machen!
Ich denke darüber nach, dass ich möglicherweise die Hälfte meines Lebens hinter mir habe (und auf jeden Fall noch mal so viel vor mir) und ziehe Bilanz:
Es gab Höhen und Tiefen – wie bei Jedem, schwere und leichte Päckchen, die Jeder schon mal zu tragen hat. Es gibt nicht viel, was ich bereue. Eigentlich nur eine einzige Sache, die ich natürlich nicht verraten werde.
Alles in Allem bin ich heute zufrieden. Gut, es zwickt hier und da schon mal, aber darüber sehe ich hinweg. Tatsächlich finde ich mich heute sehr viel attraktiver, bodenständiger und selbstsicherer, als ich es in jungen Jahren je gewesen bin!

Als mich heute mein Agent Michael Meller anrief, bekam ich ein neues Motto mit auf den Weg: »Regel Nummer Eins ist: Es gibt keine Regeln!«
Ein Filmzitat, wenn mich meine Erinnerung nicht trügt.
Was veranlasste Michael Meller zu diesem Zitat?

Bevor ich darauf eine Antwort gebe, möchte ich noch kurz erklären, dass ich hier nicht nur über rosarote Autorenzeiten, sondern sowohl über meine Erfolge, als auch Misserfolge berichten wollte. Das hatte ich mir von vornherein vorgenommen. Manchmal ist es allerdings nicht leicht zu entscheiden, wie weit ich mit meinem Eintrag gehe, wie viel ich erzählen soll, ohne Jemandem oder mir selbst einen Strick zu drehen.
Wer möchte nicht ausschließlich erzählen, dass wieder ein neuer Vertrag unterzeichnet oder ein Preis eingeheimst wurde?
Ich balanciere derzeit auf einem Hochseil, es wackelt und ich bin nicht schwindelfrei. Um sicher zu gehen, könnte ich abspringen, unter mir befindet sich ein Netz und Arme, die mich auffangen würden. Aber ich möchte gerne über das Seil gehen, immer weiter und weiter. Mir ist schwindelig. Nein, ich darf nicht nach unten sehen, damit ich nicht schwach werde.
Ich verspüre Angst, denn mit jedem weiteren Schritt verlasse ich die sichere Zone, falle ich dann, wird kein Netz mehr da sein, keine Arme sich mir entgegen recken und der Sturz schmerzhaft und unerträglich, vielleicht tödlich sein.

Kann mir noch Jemand folgen? Nein? Macht nichts.

Kommen wir zurück zu Regel Nummer Eins.
Es gibt mehrere Verlage die Interesse an »Romanicus« zeigen, doch sie möchten nicht nur ein paar Seiten und das Exposee lesen, sondern den gesamten Roman vor sich liegen haben, bevor sie eine Entscheidung treffen.
Warum? Ich bin ein Newcomer, Erfolge in der Kleinverlagsszene zählen nicht.
Gut! Dann werde ich den Roman zu Ende schreiben und den Verlagen präsentieren.
Regel Nummer Zwei lautet: Traue einer Rensmann nie zu wenig zu, schon gar nicht in ihrem Alter!

In diesem Sinne: Prost und herzlichen Dank für die vielen Glückwünsche per E-Mail und in den diversen Foren.


Ein letzter Hinweis: Wie der Festa-Verlag heute mitteilt, wird »CIARA« am 30. April erscheinen!

Mach es wie die Gebrüder Grimm: Erzähl es weiter.