Recherchen im Journalismus – klar, oder?

Wenn ich an einem Tag mit einer Person über ein Thema rede und dieses Thema dann noch per Zufall in einem Blog lese – hier bei Stefan Niggemeier (Artikel nicht mehr online, März 2018) – dann wird es doch an der Zeit selbst darüber zu bloggen. 

Es kommt vor, dass ich Nachrichten übernehme, ohne den Inhalt selbst noch einmal zu recherchieren. In diesen Fällen gehe ich davon aus, dass die Quellen richtig sind. Meist handelt es sich um das Tagesgeschehen, Wettbewerbe oder Preisverleihungen, die zwar nachrecherchiert werden könnten, aber nicht unbedingt müssen. Ob es nun 11 oder 12 Menschen in Deutschland an der Neuen Grippe erkrankt sind, kann ich nicht nachvollziehen, aber das RKI wird das schon wissen.

Ein oder zwei Mal habe ich jedoch eine Nachricht übernommen, die ich hätte kontrollieren müssen. Natürlich fiel ich damit auf die Nase. Ein Fehler, den ich versuche zu vermeiden. Allerdings „arbeite“ ich hier „nur“ für mein Blog. Ich schädige also nur mich selbst und keine Zeitung, nicht meinen Arbeitgeber – und kann somit die Nachricht ändern oder löschen.   

Bei den Artikeln, die ich schreibe oder Interviews, die ich für phantastisch! führe, recherchiere ich immer. Auch bei Interviewpartnern, die ich kenne, lese ich nach – im Internet, in deren Büchern, sofern es sich um einen Autor handelt und in Literatur- und Phantastik-Lexika, von denen ich einige zur Verfügung stehen habe.

Ich möchte ein Interview nicht mit der Frage nach dem Autor selbst beginnen. Ich möchte wissen, wen ich interviewe, denn nur so kann ich ihm oder ihr Fragen stellen. Und nur so ist es mir möglich ein ausführliches Porträt zu schreiben, eine Einleitung, die – wie ich finde – vor ein Interview gehört. Manchmal erfahre ich bei meinen Recherchen Überraschendes, manchmal bin ich schockiert, verärgert oder entsetzt. Oft werde ich von Respekt erfüllt. So mache ich mir ein Bild von einem Menschen, über den ich etwas schreiben muss oder möchte. 

Diese Recherche und das Zusammenfassen aller Ergebnisse ist viel Arbeit, die aus verständlichen Gründen bei phantastisch! nicht ausreichend honoriert werden kann. Dennoch würde ich nicht oberflächlicher arbeiten wollen. 

Ich habe nie Journalismus studiert, bin also eine von diesen fürchterlichen, selbsternannten, autodidaktischen Pseudo-Journalisten, finde aber, dass es einen gewissen Ehrendkodex geben sollte und zu einem Journalisten – so dachte ich stets – gehört es sich zu informieren und Fakten, Aussagen oder Regeln kritisch zu hinterfragen, nicht aber vorgegebene Mitteilungen grundsätzlich zu übernehmen und auch nicht einen Interviewpartner darum zu bitten, eine Vita selbst zu schreiben oder gleich den gesamten Artikel zu verfassen. 

Sekundär zu schreiben, Journalismus zu betreiben – egal ob für eine große Zeitung oder eine kleine Internetplattform – sollte (im Rahmen der Möglichkeiten) mit akribischem Engagement betrieben werden, so wie eigentlich jeder Job. Denn Fehler schleichen sich schon von alleine ein.

Das Internet bietet vielfältige Möglichkeiten sich zu informieren – und eine Bücherei gibt es notfalls ja auch noch.  

Mach es wie die Gebrüder Grimm: Erzähl es weiter.