Paradoxon oder von falschen Bildern

Dunkel wars, der Mond schien helle,
Schnee lag auf der grünen Flur,
als ein Wagen blitzeschnelle
langsam um die Ecke fuhr.

Drinnen saßen stehend Leute,
schweigend ins Gespräch vertieft,
als ein totgeschoßner Hase
auf der Sandbank Schlittschuh lief.

Und ein blondgelockter Jüngling
mit kohlrabenschwarzem Haar
saß auf einer blauen Banke,
die rot angestrichen war.

Neben ihm ’ne alte Schachtel,
zählte kaum ein halbes Jahr,
in der Hand ’ne Buttersemmel,
die mit Schmalz bestrichen war.

Das Gedicht ist nicht von mir, meine Oma hat mir das schon immer aufgesagt und ich fand es als Kind unfassbar faszinierend. Heute, als Autor, gefällt es mir genauso gut, eben wegen der Widersprüchlichkeiten und den „falschen Bildern“, die in einem „normalen“ Roman sofort vom Lektor angestrichen werden – zurecht natürlich. Doch in „Dunkel wars …“ würden geradegerückte Bilder absolut nicht funktionieren.
Mach es wie die Gebrüder Grimm: Erzähl es weiter.