Die Sonne scheint. Yeah! Und tatsächlich, die Temperaturen kriechen langsam nach oben. Heute war der erste richtige Frühlingstag, hier in unseren kühlen Breitengraden. Eigentlich ein Tag, den ich im Freien hätte genießen sollen, aber heute war mein persönlicher Tag der Recherche.
Und so fuhr ich heute Mittag ins Stadtarchiv, suchte nach weiteren Informationen über den eher unbekannten Bergischen Maler und Photograph Ferdinand Hermann Moritz.
Meine Unterlagen wachsen, vieles konnte ich bereits ergänzen, anderes sogar widerlegen – das liebe ich an diesem Job.
Am Archiv schließt das Heimatmuseum an, das ich zwar nicht zum ersten Mal, jedoch heute unter einem völlig neuen Gesichtspunkt besuchte und so achtete ich speziell auf die dort hängenden Gemälde.
Johann Peter Hasenclevers Werke herrschen dort vor. Von Moritz, so hieß es, gäbe es dort nichts. Aber ich erkannte eines seiner Bilder wieder. Obwohl ich weder dieses noch sonst jemals eines von ihm gesehen habe, sondern nur aus einem Zeitungsartikel her wusste, dass er den ersten Remscheider Bürgermeister porträtierte. Leider hing das Bild in einem abgesperrten Zimmer, doch ich fragte, ob ich vielleicht… möglicherweise… ich durfte in die wunderbare Stube eintreten. Auf Zehenspitzen schritt ich zu dem Bild und ich hatte Recht: Das Porträt war signiert von Ferdinand Moritz.
Von da an erhielt ich eine persönliche Führung und entdeckte Dinge in der Küche, sah die Möbel aus einer anderen Perspektive – oh, diese Möbel, so wunderbar – erhielt Einblick in den Kleiderschrank und den dort hängenden alten Kleiderstücken, die sonst niemand zu sehen bekam. Auf meine Frage, ob ich das Himmelbett mitnehmen dürfe, erhielt ich jedoch keine befriedigende Antwort.
Es ging weiter ins nächste Archiv und hier fand ich den Familienbogen von Ferdinand Moritz und seiner Schwester und erhielt somit weitere Details.
Ich hätte mich gerne noch viel länger in den Archiven aufgehalten, jedes Buch herausgezogen, alles durchsucht und durchforstet, aber es ist klar, dass nicht jeder über 150 Jahre alte Akten durchsehen darf.
Jetzt warte ich noch auf eine Auflistung der Bilder, die von Moritz – wo auch immer – in Remscheid lagern.
Außerdem wird der rga einen kleinen Artikel veröffentlichen, in dem ich mich an die Bürger wende, in der Hoffnung alte Photographien, Bilder oder weitere ergänzende Informationen zu erhalten.
Und somit schließe ich den größten Teil der Recherche ab und beginne nun den Roman zu schreiben. Ich freue mich darauf, ich kann es gar nicht abwarten, all die vielen Ideen und Fakten einzuarbeiten.
Zum Schluss noch ein Anliegen, das ich in Richtung Rathaus schreie:
Nächste Woche habe ich Geburtstag und möchte einen Wunsch äußern: Das Himmelbett durfte ich nicht mitnehmen, auch die Mitnahme der Truhe wurde mir verwehrt, aber ich wünsche mir, dass intensiver auf unser geschichtliches Kulturgut geachtet wird, die Häuser instand gehalten, Bilder und Möbel nicht auf dem Speicher oder dem Keller vergammeln. Wenn in den Museen kein Platz ist, warum keine Dauereinrichtung der alten Gemälde in der Städtischen Galerie? Auch ein Verkauf der alten Bilder und der Möbel wäre besser, als sie auf dem Speicher oder in dem Keller vermodern zu lassen.
Und noch eine Bitte: Lasst die Archive elektronisch erfassen. Eines Tages zerfallen die alten Akten und die wertvollen geschichtlichen Daten unserer Vorfahren werden zu Staub.