Niemand hatte sich nie zuvor gesorgt, weder um sich selbst, schon gar nicht um seinen Vater oder seinen Onkel, und es war ihm auch egal gewesen, was aus den Niemandsländern werden würde. Vielleicht hätte er sich um seine Mutter Sorgen gemacht, wenn er sie gekannt hätte. Aber nun war Nina da, und er hatte um ihr Leben gebangt. Dieses Gefühl war stark gewesen und hatte seinen Körper beherrscht. Er wollte nach Menthol riechen – Menthol stand für Mut und Stärke –, doch er verströmte den Gestank von überreifen Bananen, Salmiak und sauren Gurken und roch nur für kurze Zeit nach Pfeffer, als die Wut überhand nahm.
Längst ebbten die Gerüche ab, sie verflogen nicht vollständig, doch der leckerlieblichzuckersüße Erdbeergeruch überdeckte sie, als Nina ihn zaghaft anlächelte. Dabei war ihr Lächeln viel leckerlieblichzuckersüßer als wilde Erdbeeren.
»Geht es dir gut?«, fragte er sie erneut und half ihr auf.
Sie nickte. »Er ist tot, und ich bin schuld.«
(aus „Niemand“, ziemlich am Anfang.)
Weitere Leseproben, Infos zum Buch, dem Illustrator Timo Kümmel und der Autorin Nicole Rensmann auf der offiziellen Webseite www.wer-hat-angst-vorm-schwarzen-mann.de