Beim Schreiben entstanden im Laufe der Jahre immer mehr Orte, Wege und Straßen. Um die Übersicht nicht zu verlieren, begann ich eine kleine Zeichnung zu entwerfen, nur so für mich. Ich habe dazu kein großes Talent. Mein Mann schon eher, als Ingeniuer verfügt er über das nötige Know-how, die Karte darzustellen. Das reichte mir erst einmal, um beim Arbeiten keine Fehler zu machen. Anhand der Vorlage hat Timo Kümmel die Karte künstlerisch umgesetzt. Und so sieht das Niemandsland also aus … im Groben, denn das ist natürlich längst noch nicht alles.
Kein Mensch hatte diesen Ort jemals betreten.
Das Niemandsland.
Quelle der Fantasie.
Hier wurden Worte erfunden, Träume gesponnen und Lügen gestrickt, Sprüche geklopft, Zitate gestanzt, Weisheiten geformt und Ideen geboren. Falls all diese zungenfertigen Schöpfungen nicht an einem frühzeitigen Tod aufgrund ihrer Nutzlosigkeit starben, pustete das Himmlische Kind sie bei Südwind über die Grenzen hinaus, wo die Menschen gierig über sie herfielen. Natürlich behaupteten sie, es seien ihre geistigen Ergüsse. Sie wussten es nicht besser. Und es war gut, dass sie nicht ahnten, woher ihre Ideen stammten, die der Wind ihnen ins Ohr setzte. Sie hätten einen unter Strom stehenden, zehn Meter hohen Metallzaun rund um das Niemandsland gebaut, Plakate mit anglizistischen, großkotzigen Plattitüden gedruckt und damit zahlreiche Besucher angelockt. Nicht zu vergessen den überhöhten Eintritt, den sie für ihre erfundene Attraktion verlangt und von dem sie Süßigkeiten und Currywurst eingekauft hätten, nur um sie für das Fünffache an die Besucher weiterzuverkaufen.
Der Kreislauf der Vermarktung. (aus „Niemand“ – der Anfang des Prologs)