Nationalgefühl

Die Spanier gewinnen und hier auf den Straßen geht ein gelb-roter Stierkampf los.

Obwohl: Kampf ist eigentlich nicht das richtige Wort, auch wenn die Polizei gegen die lebendigen „Ich-lehne-mich-mal-ein-bisschen-zu-weit-aus-dem-Fenster“ Fahnen zu kämpfen hat.

Als die Deutschen Nationalspieler am Freitag gewannen, erlebten wir ein interessantes, lautes, aber auch etwas wirres Hupkonzert. Autos fuhren die Straße rauf, andere die Straße runter, mal dort entlang, mal hier entlang.

Heute zeigten die Spanier was es bedeutet eine Nation, eine Gemeinschaft zu sein. Sie trafen sich nach und nach, einige drehten mitten auf der Straße (gut, das ist verboten, aber manche Ausnahmesituationen duldet ja auch die Polizei derzeit) und fanden sich so zu einem Mega-Korso zusammen. Jau, das gab Spaß. Ehrlich jetzt.

Ich gebe zu, dieses Zusammengehörigkeitsgefühl hat was, es jagt mir eine Gänsehaut über den Rücken und sogar ein kleines bisschen die Tränen in die Augen.

Auch die Deutschen rücken in diesen vier Wochen näher, zeigen untereinander Solidarität und Patriotismus. Kaum jemand, der nicht mit einem WM-T-Shirt, WM-Socken, WM-Unterwäsche, WM-Wasweißich herumrennt. (Ob sie davon mehrere im Schrank liegen haben?)
Fahnen schmücken Häuser, Autos, sogar Taxis und Busse. In den Schulen werden die Regeln des Fußballs erklärt, die Nationen und Fußballer vorgestellt. Es gibt kaum ein anderes Thema als Fußball und … das Wetter:
„Wann kommt endlich der Regen, das Gewitter? Hoffentlich nicht, wenn die Deutschen heute abend spielen!“

In vielen Ländern mag dieses Nationalgefühl anhalten. Ich fürchte, in Deutschland sinkt es spätestens nach dem Finale wieder rapide ab.

Gut, ein Pluspunkt hat es, die von Schweiß und Bier durchtränkten WM-Klamotten gehören dann auch der Vergangenheit an und dürfen entsorgt werden.

Mach es wie die Gebrüder Grimm: Erzähl es weiter.