Ich weiß, dass einige auf die Premierenlesung zu „Niemand“ warten. Ich auch, d.h. ich möchte gerne. Mir fehlt nur die Zeit und die kreative Muße für die Vorbereitung.
So wie es bisher lief, geht es nicht. Nicht im Augenblick.
Den passenden Veranstaltungsort finden, Termine absprechen, Musik oder ein anderes künstlerisches Spektakel suchen, ein spezielles „Niemand“-Highlight kreieren, Werbung, Presse – all das benötigt viel Zeit. Dazu stellen sich die Fragen: Wie viel Eintritt kann ich nehmen? Kann ich überhaupt Eintritt nehmen? Mal ehrlich … wer zahlt für eine Lesung, wenn es doch so viele kostenlose Kultur-Aktionen in den Städten gibt? Außerdem bin ich die Autorin von „Niemand“ und nicht von „Harry Potter“. Ja, ich bin regional bekannt, heißt es, aber bleiben wir realistisch.
Was kann ich den Musikern zahlen? Kann ich Sie überhaupt bezahlen? Verlangen sie etwas? Wenn nicht, dann muss ich ihnen aber etwas geben. Auch wenn ich weiß, dass einige Musiker gerne dabei sind – für umme. Aber ich will sie nicht für lau, das finde ich nicht fair. Und doch brauche ich ein paar Einnahmen für die möglichen Ausgaben (Kekse, Märchen-Dai-Sing, Kaffee, Kuchen etc.). Was bleibt mir am Ende, außer ein paar Fotos und einem euphorischen Gefühl, das am nächsten Morgen schon wieder verschwunden sein wird und muss, weil die Zeit weiterläuft? Wie gelingt es mir, alle mit einem zufriedenen Gefühl nach Hause zu schicken?
In der Vergangenheit habe ich selbst organisierte Lesungen mit einem Programm ausstaffiert: Musik, manchmal von einer Pianistin, einem Gitarristen oder gleich von einer ganzen Band. Auch selbst gespielt – auf dem Klavier – habe ich schon. Es gab kleine Geschenke für das Publikum – Jenny-Kekse, selbstgebacken oder leckerlieblichzuckersüße Erdbeeren (von Haribo) zu den „Niemand“-Lesungen ohne Niemand, gelesen nur aus dem Manuskript. Sogar meine Kleidung habe ich während der „Firnis“-Lesungen gewechselt und bin so mit dem Publikum von der Gegenwart in die Vergangenheit gereist. Eine Präsentation mit Fotos an der Wand begleitete die letzten Lesungen. Es gab Versteigerungen für einen guten Zweck und natürlich blieb im Ende Zeit zum Gespräch, für Fotos und Signaturen.
Das war toll, aber der Aufwand ist enorm, und für die Schriftstellerin bleibt am Ende nur selten ein Honorar übrig, denn je nach Veranstaltungsort war ein Eintritt nicht möglich. Schlimmer, die Musik spielte umsonst. Das ist doch Mist!
Ich möchte keinen Musiker fragen, ob er für mich kostenlos auftritt, weil ich nicht versichern kann, ob ausreichend Einnahmen rein kommen. Ich mache die Werbung, Musiker werden genannt, verlinkt, mitgepusht, denn sie gehören bei der Lesung zu mir – wir bieten gemeinsam eine Veranstaltung. Sicher. Aber satt wird ein Künstler von der Werbung nicht. Zumal die regionale Tageszeitung auch nicht immer zuverlässig anwesend sein kann.
Eine Mitbeteiligung an den Einnahmen bei Eintritt ist selbstverständlich. Doch lade ich zu einer Lesung ein, weiß ich nicht, ob 5 oder 50 Zuhörer kommen. Alles war schon da. Sogar 0 und 100. Lesen wir im Café, gibt es keinen Eintritt, denn der Café-Besitzer erwartet für die Bereitstellung seiner Räume auch Bestellungen von den Zuhörern. Und ich kann vom Publikum dann nicht auch noch einen Eintritt verlangen. Das geht doch nicht!
Meist sage ich: „Zahlen Sie doch bitte das, was Ihnen der Abend wert war.“ – und diese Einnahmen werden dann für einen guten Zweck gespendet.
Musiker und ich gehen mit dem schönsten Rauschen in den Ohren nach Hause, das ein Künstler haben kann: Der nachhallende Applaus.
Großer Aufwand! Tolles Gefühl. Leere Taschen.
Werde ich von Schulen, Büchereien oder Veranstaltern für eine Lesung gebucht, kümmere ich mich nicht um die Musik, es gibt kein farbig gedrucktes Programm. Ich widme mich meinem Vorlese-Vortrag, denn dann lese ich nur, beantworte Fragen, mache ein bisschen „Tschitschi“ oder „Lalalala“ – und ich mach das sehr gerne – beteilige das Publikum beim Lesen und verlose hier und da ein Buch. Gern projiziere ich Fotos und Bilder, passend zum Buch, an die Wand. Ich signiere Bücher und Zeit für ein Gespräch bleibt auch. Am Ende freue ich mich über die Resonanz. Gibt es keine, wäre mir das egal, denn ich bekomme zum Schluss meinen Scheck, wenn ich ihn nicht schon habe.
Das ist okay. Auch meist verspüre ich Euphorie und fühle mich berauscht. Das ist toll!
Ich bin regional bekannt – höre ich zumindest immer wieder – aber ich bin nicht Cornelia Funke, ich bin bei keinem großen Verlag, ich schreibe für viele, aber kleine Zielgruppen. Und doch füllten meine Lesungen manchmal Säle. Aber eine Garantie gibt es nie. Und die Zeit ist im Augenblick für die Organisation einer großen „Niemand“-Lesung nicht da. Sorry. Für Lesungen in Buchhandlungen, Schulen und Büchereien bin ich aber sehr gerne zu haben.
Und warum nicht auch mal spontan?
Du, mein lieber Leser, nennst mir einen Ort, Datum und Uhrzeit, kümmerst dich bitte um gute Laune, Verpflegung, Gäste.
Alternativ:
Ich nenne dir, mein lieber Leser, einen Ort, Datum und Uhrzeit. Du kümmerst dich bitte um gute Laune, besorgst Verpflegung – je nach Treffpunkt – und vor allem bringst du deine Freunde mit.
Mein Honorar: Du bezahlst mein Essen, wenn wir uns im Café sehen. Falls wir uns am Stausee, im Park oder Zoo treffen, bringen deine Freunde und du die Verpflegung mit. Jeder zahlt das, was er kann und ihm das kleine, spontane Event wert war, mindestens aber einen vorher vereinbarten Betrag, je nach Anfahrtkosten.
Ich bringe „Niemand“ mit, einen Stift, leckerlieblichzuckersüße Geschenke und ein paar kleine Geschichten – nur für dich und deine Freunde.
Und sonst? Du, deine Freunde und ich – wir erzählen alle vorher und nachher von unserer spontanen Lesung. Fotos sind erlaubt.
Einzige Bedingung: Der Ort darf nicht so weit von meinem Wohnort entfernt liegen. Das senkt die Unkosten.
Dann leg los! Ich warte!
Links zum Artikel:
- Berichte und Fotos zu vergangenen Lesungen auf meiner Webseite
- Fotogalerie
- Jenny-Keks-Story erzählt
- Offizielle Webseite zum Roman „Niemand“
- Leckerlieblichzuckersüßes Märchen-Dai-Sing