Nachgefragt: Kurzgeschichte oder Roman?

Ab und an erhalte auch ich Anfragen zum Thema Schreiben. Dies ist ein guter Anlass die Beantwortung für die Allgemeinheit zugänglich zu machen. Hier, im Memorial.

So erhielt ich heute folgende Bitte:


„[…]
jetzt bin ich selber soweit, dass ich mein Glück als Autor versuchen möchte. nun bin ich mir nicht sicher, ob ich direkt mit einem Buch beginnen soll, oder ob ich es zuerst mit Kurzgeschichten versuchen sollte. da du bei mir in bester Erinnerung bist, wollte ich dich fragen, ob du mir vielleicht einige Tipps und Tricks geben könntest, wie ich am ehesten Erfolg haben könnte.“

Die gibt es nicht. Es gibt gewisse stilistische Regeln, an die es sich zu halten gilt, aber ein Patentrezept für Erfolg hat noch niemand gefunden, sonst stünden meine Romane längst auf der Bestsellerliste und das gleich mehrmals.

Ob du mit einer Kurzgeschichte beginnst, mit Gedichten oder direkt mit einem Roman liegt allein an dir und der Story, die du erzählen willst. Nicht jeder Plot eignet sich für einen Roman, nicht jede Handlung für eine Kurzgeschichte.

Es gibt Autoren, die schreiben nur Kurzgeschichten, welche die mit Kurzgeschichten begonnen haben und nun beinahe ausschließlich Romane schreiben. Andere Autoren wählen einen Roman als Debüt – eine kurze Story haben sie noch nie geschrieben.

Der Erfolg hängt also weniger davon ab, ob du dich als Erstes an einer Kurzgeschichte oder an einem Roman versuchst.

Kurzgeschichtensammlungen werden allerdings seltener Bestseller und Publikumsverlage, so wie viele Leser, bevorzugen den Roman.

Dafür kannst du dich mit Kurzgeschichten sehr häufig an Wettbewerben beteiligen, um erst einmal auszutesten, wo du stehst, was du kannst, welches Genre du bedienen willst. Fingerübungen sind wichtig – auch für Bestsellerautoren – und ob du das Schreiben in Form eine Geschichte oder eines Romans übst, ist völlig egal. Nur anfangen und dabei bleiben musst du und zwar kontinuierlich ohne Pause, sonst schlägt der Versuch Schriftsteller zu werden schnell fehl. Stell dir das Schreiben von Geschichten also nicht zu romantisch vor, es ist eine harte und einsame Arbeit, ein Auf und Ab der Emotionen und ein ständiger Kampf mit sich selbst, den Worten und letztendlich den Verlagen bzw. den Lektoren, die von deinem Roman überzeugt werden müssen.

Trotz allem ist es eine Arbeit, die ich persönlich nie missen, die ich auch nicht gegen einen anderen Job eintauschen möchte.

Mein Tipp somit: Fang einfach an zu schreiben. Dann wirst du merken, ob es dich nicht mehr loslässt, du das Schreiben als Hobby oder Beruf betreiben willst. Der Rest kommt dann schon von alleine.

Viel Glück dabei!

Mach es wie die Gebrüder Grimm: Erzähl es weiter.