Kolumne: Mein Blog. Dein Blog. Vom Bloghaus mit Fenstern.

NR-Logo https://nicole-rensmann.deMein Blog ist ein Haus. Ein Bloghaus mit Fenstern. Ein Zimmer nur, groß genug für mich. Hier fühle ich mich sicher. Besucher sind willkommen, sie schauen durch die Fenster hinein, viele wenden sich wieder ab, ohne zu winken, zu klopfen, mir zuzulächeln oder ein Post-it mit einer Nachricht an die Hauswand zu kleben. Manche nehmen sich Informationen, Worte, Bilder mit und sinnieren darüber nach, freuen sich über das, was sie gelesen haben. Andere verwenden es – ohne zu fragen. Nur selten zeigt einer auf mein Bloghaus, mein Zimmer, auf mich und sagt dazu ein lobendes oder kritisches Wort. So ist das, wenn du allein arbeitest, in deinem Zimmer, so vor dich hin. Und doch strömen jeden Tag mehr Besucher zu meinem kleinen Bloghaus, sie schauen, sie lachen, sie schütteln den Kopf, sie schweigen, gehen wieder. Ich sitze hier. Allein. Ich habe gerne Besuch. Freue mich über jeden Kommentar, auch Links dürfen gesetzt werden. So erfahre ich mehr über meine Besucher und finde oftmals interessante Seiten.

Dein Bloghaus? So einzigartig schön!

Mein Haus verlasse ich selten, um mir andere Bloghäuser zu betrachten. Wie kann ich mir etwas wünschen, das ich selbst nicht zu geben vermag? Es fehlt mir da an so vielem: Zeit. Selbstbewusstsein ist es auch.

Schaue ich mir andere Blogs an, fühle ich mich oft unsicher: So wunderbare Texte, so einzigartige Künste, leckere Gebäcke und hübsche, erfolgreiche Menschen. Der Blick über den Tellerrand – unverzichtbar – doch manchmal hemmt er und frustriert, verärgert sogar und raubt Nerven, darum schaue ich meist nur dann, wenn ich einen Artikel oder eine Rezension geschrieben habe. Ich möchte mich vorher nicht beeinflussen lassen. Erst danach suche ich andere Meinungen – so interessant – und verlinke sie für Leser unter dem Artikel. Webtipps sind für mich unerlässlich. Denn jeder soll sich ein Urteil bilden dürfen, aber nicht eins aus einer Meinung. Außerdem stehen im Netz so viele andere kleine und große Bloghäuser, die es zu verlinken lohnt. Vernetzung nennt sich das. Meine Chance, dir etwas zurückzugeben. Nur wiederholt lesen und kommentieren, das gelingt mir selten.

Richtiges Blogverhalten? Miteinander im Rahmen des Möglichen.

Vladislav Melnik vom Affenblog schrieb über die Fehler der deutschen Blogger.  Bei einigen Punkten fühlte ich mich in meiner Erfahrung bestätigt, bei einem an die Nase gepackt und es gab auch Punkte – unter diesen Fünfen – die ich nicht unterschreiben will.
So mangelt es mir eindeutig an Zeit – und Tellerrand, all die schönen Blogs regelmäßig zu besuchen, die Postings zu kommentieren. Doch: Einen Gastbeitrag für einen anderen Blog schreiben? Warum denn? Gefallen dir meine Einträge oder nur ein spezieller? Berichte in deinem Blog darüber und verlinke mich. Dann gibt es auch die oftmals kaum noch vorhandene Vernetzung, die der Affenblog-Mann ebenfalls den deutschen Bloggern anlastet. Da stimme ich ihm zu. Vernetzt wird zu wenig, wir sitzen alle in unseren Bloghäusern und arbeiten so vor uns hin. Ich kann das gut nachvollziehen. Miteinander im Rahmen des Möglichen. Aber das Mögliche ist bei vielen zu sehr auf das Ego beschränkt. Auch beim Affenblog, der mich mit seinem Posting nicht im Herz angesprochen hat. Zu einseitig, zu allgemein, zu sehr nach seinem Gusto. Mein Gusto ist ein anderes. Das macht die Vielfalt der bunten Bloghäuser aus.

Vladislav Melnik meint auch: 50% Promotion und somit die Hälfte nur selbst erstellen. Ist mein Blog, dann noch mein Blog? Betreibe ich eine Tageszeitung, ein Presseportal oder Themenportal? Nein. Die meisten Blogger bloggen über sich und ihre Hobbys oder ihren Job. Lese ich einen Blog, will ich auch wissen von wem ich das lese. Fremdartikel befremden mich. Anders ist das in Firmenblogs, aber wir reden ja von der Ein-Mann-Blog-Show. Und ja, ist das denn so schlimm, wenn da mal vier Wochen nicht gepostet wird, weil das Baby krank, die Grippe eingefallen oder der Job so stressig war? Muss ich mich dann gleich abwenden? Verlasse ich meine beste Freundin, weil sie nicht jeden Tag anrufen kann? Na, das wäre aber eine tolle Freundschaft!

Der Affenblog fährt ein anderes Konzept, er ist damit erfolgreich. Ich stimme ihm in Punkt 1 bis 4 zu. Drei Punkte davon handhabe ich so. Nach meiner nunmehr zehnjähriger Blog-Erfahrung kann ich sagen: Weitermachen und nicht wundern. Viele Maßnahmen bringen nicht grundsätzlich eine Veränderung hervor. Den Überall-Vorbeischauen-Kommentier-Punkt kriege ich in meinem Leben nicht unter, denn neben dem Blog habe ich noch ein paar andere „richtige“ Jobs. Und dennoch: Meine Zugriffszahlen sind steigend. Gastbeiträge? Ich muss nicht auf jedem Blog als Gast mittanzen, diese Zeit ist bei mir vorbei. Früher waren es Foren und Portale und Gästebücher. Aber ich bin hier, wenn ich gebraucht werde. In meinem Blog schreibe ich selbst und völlig allein. Ich liebe es.

Sag mir wo ich dich finde

Mein Blog ist mein Zimmer, in dem ich sitze. Am Schreibtisch, eine Tasse Kaffee neben mir. Manchmal höre ich Musik. Hier erzähle ich über mich, schreibe meine Gedanken auf, präsentiere meine Kochergebnisse und berichte über alles, was mich interessiert oder bewegt. Nicht alles, natürlich nicht. Mein Blog gibt nur einen kleinen Einblick über mich, meine Arbeit, mein Leben. Du. Du kannst daran teilnehmen, wenn du magst. Schau durchs Fenster hinein und klopfe manchmal an. Ich lasse dich gerne rein. In meinen Blog. Hinterlasse mir eine Nachricht, wie es dir gefallen hat und wo ich dich finden kann, ich komme auf jeden Fall und besuche dich.

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