Tatsächlich beschweren sich Gewinnspielteilnehmer darüber, dass sie nicht gewonnen haben. Jüngst geschehen bei der Verlosung von Kai Meyers neuem Roman »Die Seiten der Welt«. Zugegeben: Das Paket bestand nicht „nur“ aus einem signierten Roman, es verfügte über einige Schmankerl – für Bibliophile ein Highlight. Darum habe ich auch mitgemacht, aber nicht gewonnen. Klar, ich war kurz traurig, zumal in meiner Facebook-Timeline ständig Fotos aufpoppten, unterzeichnet mit Freudenschreien: Ich habs!
Aber das Leben geht bekanntlich weiter – es ist nur ein entgangener Buchgewinn, kein Todesurteil.
Nicht immer steht das Glück bei Gewinnspielen auf der eigenen Seite. Aber wir reden hier auch nur von einem Gewinnspiel, wir würfeln nicht um Gesundheit, Liebe, Leid und Geld. Es ist eine limitierte Ausgabe, die bei ebay sicherlich ihren Preis machen wird – eines Tages – und im Buchschrank toll aussieht, es ist aber eben auch nur ein Buch. Wer andere dann mit Nachrichten belästigt oder – trotz Enttäuschung – sich nicht für andere freuen kann, der tut mir leid.
Da ich mich aus Foren und der Buchbloggerszene raushalte, bin ich in der aktuellen Diskussion auf Facebook über einige Aussagen gestolpert, die ich von zwei Seiten – Bloggerin und Schriftstellerin – kurz überdacht habe:
Manche sammeln Rezensionsexemplare
In der regen Diskussion wurde gesagt, dass manche Buchblogger (und andere Buchbesprecher) Gewinn- und Rezensionsexemplare sammeln. Stimmt! Da werden Fotos gepostet auf denen paketeweise Rezensionsexemplare abgebildet sind. Warum? Wann wollen sie diese Bücher lesen? Bleibt da die Qualität von Lesen und Schreiben nicht auf der Strecke? Und: Wie ist das mit dem Finanzamt?
Wer professionell bloggt betreibt eine freiberufliche Tätigkeit, die er auch beim Finanzamt angeben muss. Rezensionsexemplare, die Verlage, Autoren oder Buchhändler speziell zur Besprechung weiter geben, sollten als Einnahmen verbucht werden. Schon alleine deshalb ist es sinnvoll das Rezensieren von kaum überschaubaren Bücherbergen zu überdenken.
Ich möchte meinen Mehrwert aus dieser Tätigkeit ziehen und rezensiere nur Bücher, die mich interessieren. Außerdem habe ich auch einen Anspruch an mich und meine Texte. Die Ausweitung von Klappen- und Pressetext ist mir persönlich zu wenig, dabei kommen dann gerne stets gleichklingende 5-Sterne-Besprechungen heraus, die ich – als Autorin und Rezensentin – langweilig finde und die mit Sicherheit nur deshalb geschrieben werden, damit weitere Bücher geschickt werden. Wollen das die Verlage?
Meine ehrliche und ausführliche Meinung ist auch mein Privileg.
Wo sind die Besprechungen? Nehmen. Nichts geben!
Wenn ich Bücher verlose, oder die Verlage sie als Rezensionsexemplare nach Anforderung einzelner Buchblogger versendet, erwarte ich ein Feedback. Ist das nicht normal? Leider sind in den vergangenen Jahren sehr viele Bücher verschickt worden, Besprechungen folgten nur selten. Besonders „Niemand“ wollten alle haben und machten dafür leere Versprechungen. Ich führe dann auch ein Interview mit der Autorin und die Buchbesprechung geht bald online, hieß es da.
Doch es geschah nichts. Schade für alle fleißigen und ehrlichen Rezensenten und Journalisten, doch Konsequenzen müssen sein, sonst stirbt der Autor aus und die Verlage gehen pleite. Dabei stört es mich nicht, wenn ein Rezensent das Buch weiter gibt, weil es ihm selbst nicht gefallen hat oder es verkauft, wenn er es schon rezensiert hat. Störend ist aber die Tatsache, dass Verlag und Autor den Rezensenten aufgrund dessen Anfrage engagiert, dieser seinen Job aber nicht durchführt.
Gewinne abgreifen bis der Sperrmüll kommt
Ohja. Ich mache gerne bei Gewinnspielen mit, besonders wenn es Bücher zu gewinnen gibt, aber auch nur bei solchen Büchern, die mich interessieren. Bücher über Fleischeslust – in mehrfacher Hinsicht – interessieren mich wenig. Es muss nicht immer ein Buch, ein Lebensmittel oder ein Gegenstand sein, den ich mir sonst kaufen würde, oftmals entdecke ich dadurch auch Neues, aber grundsätzlich versuche ich mein Glück nur bei solchen Verlosungen, bei denen mich der Gewinn deshalb reizt, weil ich ihn selbst nutzen möchte. Überall mitzumachen, damit ich den Keller voll bekomme oder den möglichen Gewinn später zu Geld machen kann, finde ich allen anderen gegenüber, die wirkliches Interesse an dem Produkt haben, ungerecht.
Verlosung – ein Mehrwert für beide Seiten!? Oder: vom Neu-Schmarotzer.
Hin und wieder habe ich hier im Blog oder auf Facebook ein Gewinnspiel ausgelobt. Meine Erfahrung: In den letzten Jahren hat sich viel verändert und ich würde das mal als Schmarotzertum bezeichnen.
Die Leute machen mit, greifen den Gewinn ab und melden sich nie wieder. Da kommt nicht mal eine E-Mail mit: „Ist angekommen. Danke.“ Natürlich, das klappt nicht immer und manchmal fehlt die Zeit dazu oder etwas anderes kommt dazwischen. Passiert mir auch. Doch tausend Fotos werden auf Facebook geteilt, vom letzten Abendessen, vom Kind, das zum ersten Mal Pipi auf dem Töpfchen gemacht hat oder von den blühenden Geranien auf dem Balkon. Auch die Gewinne von großen Verlagen und Konzernen werden gerne gepostet. Aber ein Foto oder eine Erwähnung und kleine Verlinkung zum Blogartikel, zum Blog allgemein oder auf Facebook etc. für Klein-Rensmann bleibt aus, denn da lässt sich ja nicht so viel abgreifen – in der Zukunft.
So läuft aber Marketing. Wir nennen es auch: VerNETZung. Du hast mitgemacht! Du gewinnst! Dann teile es auch anderen mit. Das ist ein Dankeschön. Ansonsten lass es bitte sein und gebe denjenigen die Chance, die WIRKLICH Bock drauf haben.
Fragwürdig auch die Gewinner, die Karten gewonnen haben und sich auf ihrem Blog mit dem Besuch der Veranstaltung rühmen, denjenigen aber mit keinem Wort erwähnen, der ihnen die Karten beschafft hat.
Fazit aus Sicht der Autorin: Verlosungen dürfen die Großen machen, die haben das Budget dafür. Ich nicht, darum reduziere ich Gewinnspiele auf ein Minimum. Sorry für alle, die sich über ihren Gewinn freuen, weil es IHR Herzenswunsch war. Auch Rezensionsexemplare werde ich zukünftig nicht mehr in der Menge vom Verlag versenden lassen, wie das bei „Niemand“ geschehen ist.
Fazit aus Sicht der Bloggerin: Mein Blog besteht seit zehn Jahren. Ich rezensiere nur Bücher, die ich selbst angefordert oder mir selbst gekauft habe. Bekomme ich unaufgeforderte Rezensionsexemplare zugesandt, kann es passieren, dass ich die Bücher weitergebe. Auch wenn ich manchmal das Gefühl verspüre, dazugehören zu wollen: Ich halte mich aus der Bloggerszene raus und mache mein Ding – zuverlässig und professionell.
Fazit privat: Gewinnspiele find ich spannend – denn ein Gewinn ist ein Geschenk, über das ich mich sehr freue, natürlich nur dann, wenn ich es auch gebrauchen kann. Bier, Autos oder Reisen, Bücher deren Thema mich nicht interessiert – darüber dürfen sich andere freuen. Und gewinne ich nicht, bin ich vielleicht kurz traurig, aber ich gönne allen anderen gerne ihr Geschenk. Denn das Ergebnis eines Gewinnspiels macht nicht mein gesamtes Glück aus. Und diese Erkenntnis ist auch ein Gewinn! ;-)