Drei Wochen ohne Facebook. Viel gelesen, geschrieben, gebacken, gekocht, gemacht.
Auch dieser Beitrag wird automatisiert nach Facebook und Twitter geschickt, darum an dieser Stelle ein kleiner Gruß an alle, die dies auf FB lesen. Sorry, ich bin erst einmal weg. Allerdings hängt das vermutlich nicht mit dir zusammen. Sondern mit dem großen Ganzen und mit mir. Aber du kannst mir schreiben, per E-Mail oder über meinen Blog. Da lese ich in jedem Fall mit und antworte auch.
Doch ich weiß, das schnelllebige Internet lässt kaum noch Zeit zum Verweilen. Alles müssen wir mitbekommen, überall mitreden und bloß nichts verpassen. Ich hatte es satt, brauchte eine Pause, bin noch lange nicht am Ende meiner Aufräumaktion, und der Urlaub von den Sozialen Medien ist auch noch nicht vorbei.
Facebook und die Macht der Unterdrückung
2010 habe ich mich aus den Sozialen Medien komplett verabschiedet. Ich hatte es nicht vermisst und doch kehrte ich zweieinhalb Jahre später zurück, um »Niemand« bekannt zu machen. Ich lernte die Sozialen Medien neu schätzen und gleichermaßen hassen.
Alte Gesichter, neue Bekannte, auch Freunde. Interessante Projekte, tolle Ideen, anregende Gespräche und neue Kontakte – das vermisse ich.
Doch in den letzten Monaten und Wochen nervten mich die Sozialen Medien und das breit gefächert kommunizierende Internet nur noch. Die oberflächlichen Diskussionen und Berichterstattungen und die Dummheit zu vieler Menschen, die sich virtuell als große Helden fühlen, aber auch all die Wettbewerbspostings von „Schönste, Beste, Erfolgreichste“ und die teilweise richtig schlechten Texte in den journalistischen Portalen schlugen mir aufs Gemüt.
Kurzum: Das Internet in seiner schwarz-weißen, oberflächlichen Eintönigkeit machte mich depressiv.
Hin- und hergerissen zwischen den mir liebgewonnenen Menschen und dem virtuellen Wahn überlegte ich wochenlang wie es weiter gehen sollte, mit mir und meinem öffentlichen Dasein.
Es wurde mir zu viel. Es nahm mir die Kraft für alles Wichtige und grenzte meine Kreativität dermaßen ein, dass ich glaubte daran zu zerbrechen. Und da war noch etwas: Es raubte mir Zeit.
Eins weiß ich in jedem Fall: Die sozialen Medien sind und müssen oberflächlich sein. Ich bin es nicht, darum klappt es mit uns nicht so gut.
Komplett ohne Internet wird es nicht gehen, aber etwas ändern, das musste ich dringend.
2015 – das Jahr der Veränderungen.
Es wurde Zeit für Schritte, nach vorne, nach hinten, zur Seite. Nicht nur im virtuellen, sondern auch im realen Leben.
Ich scannte mein Leben, meinen Weg und fragte mich, wohin dieser führte. Macht es Sinn, wohin und wie ich gehe? Diese Frage stelle ich mir seit diesem Jahr immer wieder. Und ich hatte nur eine Antwort: Nein.
Vom Scheitern und der Ungeduld
2015 – Neue Wege endeten in Sackgassen. Das Gefühl des Scheiterns schlich sich ein. Und mit diesem Gefühl das Wissen: Ich muss etwas ändern.
Mir fehlte der Mut neu zu beginnen, aber auch die Kraft wie bisher weiter zu machen. Aufstehen, Krönchen richten, weitermachen. Dazu hatte ich keine Lust. Warum nicht auch mal liegen bleiben, sich aufhelfen lassen oder umdrehen und alles aus einer anderen Perspektive betrachten?
Liegen bleiben, umdrehen und alles aus einer anderen Perspektive betrachten!
Krönchen in den Müll, Haare in den Wind
Ich erinnere mich in diesem Moment, in dem ich dies hier verfasse, an Rasputin, die alte Schildkröte. Eine Kindergeschichte, die ich vor vielen Jahren geschrieben habe, die jetzt an neuer Bedeutung gewinnt. Rasputin wollte nicht mehr seinen Panzer tragen und weiter leben wie die hundert Jahre zuvor. Er warf den Panzer ab und erfreute sich eines freien Lebens. Lasten abwerfen, das Krönchen in die Ecke schmeißen, neu starten.
Weg mit dem Krönchen, Lasten abwerfen und neu beginnen.
Der neue Weg
Ich habe parallel mehrere Wege beschritten. Einige davon habe ich bereits beendet, andere werden gestoppt. Sofort und in Kürze. Ich fürchte mich davor, ich freue mich darauf. Für Veränderung wird Kraft benötigt.
Einen beruflichen Zweig habe ich beendet, auf Facebook war ich seit drei Wochen nicht mehr. Ein paar Leute fehlen mir, aber es gibt E-Mails … wer es mag. Weiterer virtueller Ballast wird gecancelt.
Die Schwerpunkte werden verlagert und neu sortiert. Ein Anfang, noch nicht das Ende, um ein Rasputin zu werden.
Türen schließen – Türen öffnen
Mehr und mehr spüre ich wieder meine Mitte. Ich habe zwei Romane gelesen. Das konnte ich in den letzten Monaten nicht mehr. Ich arbeite intensiv an „Niemand-Mehr“ und das ist nicht der einzige Roman, der beendet werden will. Ich sprühe vor Ideen.
Wenn meine Gedanken früher abschweiften, habe ich auf den Facebookbutton geklickt. Heute nehme ich ein Buch zur Hand und lese ein paar Seiten. Kreative Ablenkung pur.
Warum das alles?
Das Leben und das Schreiben soll wieder mehr in den Mittelpunkt meines Wirkens rücken. Dafür trenne ich mich von Ballast. Welche Auswirkung das weiter haben wird, muss sich zeigen.
Ich breche mir keinen Zacken mehr aus der Krone, wenn ich nicht auf Facebook bin, aber sehr wohl, wenn ich nicht schreiben und lesen kann – denn Bücher, Schreiben, Backen, Kochen – das sind meine Professionen.
Soziale Medien adé?
Mein Status: Vorrübergehend abwesend. Meine Accounts gibt es noch und werden regelmäßig mit Blogeinträgen bestückt. Auch mein mir angetrauter Admin versucht dort ab und an Infos zu posten. Perfekt wäre jemand zur Fanseitenpflege. Wer Lust hat … meld dich doch einfach.
Tipp
Halte inne und betrachte dein Leben. Ist es das, was du willst? Ja? Großartig!
Nein? Es kostet Kraft dein Leben zu ändern, aber es raubt dir alles, wenn du es nicht wenigstens versuchst. Steh auf, wirf das Krönchen in die Ecke und zieh die Stöckelschuhe aus. Neue Perspektive, andere Sicht – perfekt für einen Neuanfang und Veränderung – virtuell und real! Ballast abwerfen und sich auf das Wesentliche konzentrieren. Das ist Leben.
Lass es uns zusammen probieren, denn ich bin weiter mutig. Du auch?
*Die Grafiken stammen von Anette Kannenberg, die zu meiner Geschichte „Rasputin, die alte Schildkröte“ entstanden sind.