Für perry-rhodan.net schrieb ich im Oktober 2002 einen kurzen Artikel zu Halloween und interviewte eine Hexe. Bei der letzten Aktualisierung der PR-Seite verschwand der Artikel, da ich aber – als Archivar – meine einst geschriebenen Berichte gern zusammen habe und heute auch noch der 31. Oktober ist, gibt es das Interview nun ab sofort hier nachzulesen:
Der 31. Oktober
Halloween!
So nennen auch wir hier in Deutschland seit einigen Jahren den letzten Tag im Oktober.
Doch die Heiden und Hexen bezeichnen den 31.10. nach den Kelten: Samhain (gesprochen: Schao-Enn) und feiern das Ende des Jahres und der Natur. In dieser Zeit, so heißt es, sind die Schleier zum Land der Toten besonders licht, die Verstorbenen kehren zurück.
Vor über 2.000 Jahren wurden Nahrungsmittel als Opfergaben gesammelt und in einem großen Samhain-Feuer verbrannt. Zusätzlich schrieben die Dorfbewohner ihre Namen auf Steine und warfen sie in das Feuer. Demjenigen, dessen Stein später in der Asche nicht mehr zu finde war, stand ein schlechtes Jahr bevor. Die Weissagungen konnten jedoch auch positiver Natur genutzt werden. Zum Fest wurden Kuchen gebacken und in diesen ein Ring versteckt, wer den Ring fand, heiratete im nachfolgenden Jahr.
Um unbeschadet zu den Festen und durch die Nacht zu kommen, verkleideten sich die Kelten als Geister und trugen leuchtende Zuckerrüben-Fratzen mit sich herum. So hofften sie, unter den Toten nicht aufzufallen.
Doch im 7. Jahrhundert legte der damalige Papst fest, dass der 1. November, der keltische Neujahrstag, zukünftig Allerheiligen heißen muss. An diesem Tag sollten sich die Menschen an die verstorbenen Heiligen erinnern und ihnen gedenken. Die Kirche beabsichtigte damit, die Christen vom heidnischen Fest abzulenken.
Und so geriet Samhain bei dem Großteil der Bevölkerung langsam in Vergessenheit und wurde zum „Tage vor Allerheiligen“ – „All Hallows Eve“. Im Laufe der Jahrhunderte wurde daraus das heutige Halloween und zu einem der begehrtesten Feste in Amerika. Auch wenn die ursprüngliche, heidnische Tradition verfremdet wurde, so ist der Grundgedanke noch vorhanden:
Heute sind es Kinder, die sich als Monster, Geister und Schreckgespenster verkleiden. Sie ziehen von Haus zu Haus und verlangen mit „Trick or Treat“ süße Gaben. Werden ihnen diese verwehrt, muss der Bewohner Späße über sich ergehen lassen.
Ausgehöhlte und beleuchtete Kürbisse – damals waren es Zuckerrüben – zieren die Vorgärten. Der Pumpkin (auch Jack O´Lantern – nach einem alten Trunkenbold benannt) verscheucht die unerwünschten Toten. Nur für die guten Geister wurde eine Kerze – schwarz oder orange – ins Fenster gestellt, um ihnen den Weg zu weisen. Wer Halloween nach alter Tradition feiern möchte, der deckt einen zusätzlichen Platz beim Essen ein. Der Platz dient als Einladung an einen Verstorbenen, am Abend zu verweilen. Das Feuer wird mithilfe einer Räucherung nachgestellt. Folgende Zutaten eignen sich dafür: Äpfel, Salbei, Muskat und/oder Minze.
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Interview mit einer Hexe
Stand Oktober 2002
An ihnen haften Vorurteile wie an einem gestrandeten Wal der heiße, sandige Tod. Ihr Glauben wird als Schimpfwort missbraucht, ihre Lebensweise verkannt. Um die Anonymität zu wahren, aber auch um ihre Religion auszudrücken, heißen sie – zusätzlich zu ihrem bürgerlichen Namen – Armida, Isabeau, Moonlight oder Filamina. Sie treffen sich in dem Mysterium des Internets. Offen für alle und doch nur für diejenigen, die den Leitspruch leben: »Tue was du willst, so lange du keinem schadest!«
Dort, in den Tiefen der Datenbanken, herrscht Ruhe und ein Gefühl von Gemeinschaft. Auch Neuankömmlinge werden nicht weggestoßen, sondern freundlich aufgenommen. Diese Art von Harmonie, die zwischen diesen Menschen herrscht, sucht ihresgleichen.
Hexen!
Es gibt sie heute, es gab sie gestern und es wird sie auch morgen noch geben.
Hexen – böse Kreaturen mit einem Buckel, auf dem eine schwarze, kratzbürstige Katze hockt, der wir besser nicht zu nahe treten mögen. Die Hexengesichter mit Warzen bewuchert und Augen, die böse Magie versprühen. Hexen hexen… immer und überall.
STOPP!
Hexen sind liebenswerte Geschöpfe. Sie achten alle Lebensformen und respektieren die Lebensweise anderer, Hexen gehen den alten Weg, auf dem sie im Einklang mit der Natur und dem Mond leben und sind durchaus nicht nur weiblichen Geschlechts. Vielleicht kennen Sie eine Hexe und sind sich dessen gar nicht bewusst?
Hexen besitzen Krafttiere und Kraftplätze, Altare und verehren gleich mehrere Götter, sie feiern Heidnische Feste, lesen die Zukunft aus Runen, Karten oder einer Glaskugel. Ihre Gesundheit unterstützen sie mit magischen Steinen und Heilkräutern, die sie in ihrem eigenen Kräutergarten oder auf der Fensterbank züchten. Zur Entspannung entzünden Sie Räucherungen. Das Wissen einer Hexe zu erlernen, bedarf eines lebenslangen Studiums und darüber hinaus.
Armida, du bezeichnest dich als Hexe. Seit wann lebst du als Hexe? Wie bist du zu einer Hexe geworden?
Als Hexe lebe ich seit circa fünf Jahren (Stand Oktober 2002). Für das Hexentum interessiere ich mich aber bereits seit circa 15 Jahren. Es brauchte einige Zeit bis ich mich Hexe nannte. Hexe bin ich durch verschiedene Umwege geworden, zuerst war da das Interesse an Tarotkarten und Traumdeutung, dann an Naturkosmetik und Naturheilmitteln, und so nach und nach kamen diese ganzen anderen Interessengebiete dazu, bis ich dann durch meine Entwicklung feststellte, dass ich eine Hexe bin. Es war nicht so ein Zack: ich bin jetzt eine Hexe, sondern es ging irgendwie stufenlos über. Durch Hexenschwestern die ich im Internet kennen gelernt habe brachte ich dann auch irgendwann den Mut auf mich zu outen.
Tanzt du nackt um den Blocksberg? Verwünschst verflossene Liebhaber und mixt Liebeszauber, hast du rote Haare und eine Warze auf der Nase? Ist dein Krafttier eine Katze, so wie es in den Sagen und Geschichten dargestellt ist? Wie muss ich mir deinen Alltag vorstellen?
Ich tanze weder nackt um den Blocksberg, noch verwandle ich verflossene Liebhaber in Frösche oder fliege mit einem Besen durch die Luft. Wie alle anderen Menschen benutze ich öffentliche Verkehrsmittel oder das Auto. Liebeszauber könnte ich schon stricken, lehne dies aber auch ab, da die Liebe ein heiliges Gut ist und sie von Herzen kommen sollte. Ich lebe nachdem HexenCredo: Tue was du willst – ohne zu schaden. Ich habe auch ganz gewöhnliche, braune Haare, es sei denn ich greife zur Farbtube wie andere Frauen auch, und Warzen sind mir bisher auch noch keine gewachsen, noch habe ich keinen Buckel und ich kleide mich wie jeder Andere auch, gehe zur Arbeit wie alle Anderen, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen, mache meinen Haushalt wie andere Frauen und wenn dann abends noch Zeit ist, beschäftige ich mich mit dem Hexentum, Heilkräutern, Naturkosmetik, Magie, Ritualen, Meditation oder versuche Junghexen den Einstieg in das Hexentum zu erklären, natürlich nur, wenn ausreichend Zeit dafür da ist. Praktisch ist es so, wie Christen in die Kirche gehen, so zelebriere ich kleine Rituale oder Andachten um mich bei den Göttern zu bedanken, sie um Hilfe zu bitten. An anderen Tagen mixe ich dann Kräutertees für meine Familie und mich oder Freunde, lege Tarotkarten oder Runen. Und versuche vor allem, anderen Menschen zu helfen, bei größeren oder kleineren Problemen.
Wofür benötigt eine Hexe ein Krafttier und einen Kraftplatz? Was ist das überhaupt? Was ist dein Krafttier? Wo befindet sich dein Kraftplatz?
Das Krafttier benötigt eine Hexe für ihre magischen Arbeiten, wenn sie sich durch Visualisierungen und Meditation in die Anderswelt begibt, um Kontakt mit anderen Wesenheiten der Elemente oder der Erde aufzunehmen, aber auch um zu heilen. Ich arbeite persönlich mit mehreren Krafttieren, mein persönliches Krafttier ist der Panther, außerdem arbeite ich noch mit Krafttieren der vier Elemente. Die Krafttiere sind Wegbegleiter, Ratgeber, innerer Führer, Kraftgeber, sie helfen bei Kontakten zur Umwelt und Natur. Kurz gesagt: ein Krafttier ist euer bester Freund. Der Kraftplatz ist praktisch der Heilige Raum, Hexen die keine Möglichkeit haben in der freien Natur zu arbeiten weil sie in der Stadt wohnen, können ihren Kraftplatz auch in ihrer Wohnung aufbauen. Ich habe einen Kraftplatz an einem schönen See in der Nähe meines Wohnortes, aber auch in meiner Wohnung. Denn falls es kalt ist oder es regnet, ist es bequemer in der Wohnung zu arbeiten. Prinzipiell kann sich eine Hexe einen Kraftplatz überall schaffen wo sie möchte, aber für gewöhnlich haben Hexen daheim einen eigenen Kraftplatz, einfach um nicht vor jedem Ritual erneut einen heiligen Raum schaffen zu müssen, durch ein Reinigungsritual.
Was macht eine Hexe aus? Wofür benötigt sie einen Altar? Was ist das Athame und wie stelle ich mir den Schoß der Göttin vor?
Was eine Hexe ausmacht ist schwierig zu definieren, denn gerade das Hexentum ist ein freier Glaube mit vielen speziellen Gebieten, aber was alle Hexen verbindet ist wohl die Liebe und die Kraft, die sie aus Mutter Natur ziehen. Der Altar ist Kraftplatz, Ruheort und Aufbewahrungsort magischer Gegenstände, er repräsentiert die Göttin und den Gott, die Elemente durch Kelch, Räucherwerk, Kerzen und Erde, er dient der Huldigung der Götter, zur Aufladung magischer Gegenstände, für magische Arbeiten, um Verbindung mit den Göttern aufzunehmen und um davor zu beten. Das Athame ist ein ritueller Dolch, meistens zweischneidig. Mit Athame wird allerdings nicht geschnitten, sondern es dient zur Anrufung der Elemente, zum Ziehen des magischen Kreises und zum Durchführen magischer Praktiken, wie bei einem Kerzenzauber, um z.B. Symbole in die Kerzen zu ritzen. Der Schoß der Göttin kann durch den Hexenkessel repräsentiert werden, andere nennen das Pentakel als Schoß der Göttin, für mich wiederum symbolisiert eigentlich der Raum in dem mein Altar steht den Schoß der Göttin, es bedeutet für mich, dass ich mich geborgen fühle, in dem Raum meine Ruhe finde, meditieren kann, mich vom Alltagsgeschehen zurückziehen und meine magische Arbeit durchführen kann.
Wie erkenne ich, dass ich eine Hexe vor mir habe?
Das ist häufig recht schwierig zu erkennen, denn wie gesagt: die meisten Hexen laufen im Alltag genauso wie Andere herum. Und als Hexe geht man auch nicht damit hausieren, dass man eine Hexe ist, manche Menschen haben allerdings von Natur aus ein Feingefühl dafür und spüren, wenn Hexen oder spirituelle Menschen im Raum sind, viele Hexen tragen allerdings gerne Amulette, wie z.B. ein Pentagramm.
Das Interesse, eine Hexe zu sein, wird geschürt durch Serien, wie »Charmed« und »Buffy«. Glaubst du, dass die Hexenanwärterinnen oder, wie sie oft bezeichnet werden, die Junghexen, diesen Weg wählen, weil sie wie die »Charmed«-Schwestern Dämonen jagen oder wie Willow aus »Buffy« der Zauberei mächtig sein wollen? Oder glaubst du, dass die meisten der Junghexen durchaus den Ernst und die Wichtigkeit des Hexentums durchschauen, und sich darum zu dieser Glaubensrichtung bekennen?
Es gibt sicherlich viele Junghexen, die nur aufgrund der Serien »Buffy« und »Charmed« Hexen sein möchten, diese haben aber auch den Sinn des Hexentumes nicht erkannt, sie stellen sich vor, dass man auf Besen herumfliegt, Gegenstände durch die Luft wirbeln lässt. Aber es gibt auch viele Junghexen die das Hexentum ernsthaft betreiben möchten. Ich habe schon einige junge Mädchen kennen gelernt, die sehr ernsthaft an dem Thema Hexentum interessiert sind, diese Mädchen oder Jungen sind auch diejenigen, die nicht nach Zaubersprüchen fragen, sondern nach dem Grundgedanken. Sicherlich helfen aber solche Serien wie »Charmed« und »Buffy«, das Bild des bösen, alten Hexenweibes abzubauen und regen auch bei Jugendlichen das Interesse an, sich ernsthaft mit dem Hexentum auseinanderzusetzen.
Wie pflegst du den Kontakt zu anderen Hexen?
Die meisten Kontakte zu anderen Hexen laufen leider über das Internet, da es doch noch oft ein Tabuthema ist und man als Hexe nicht jedem erzählt, dass man eine Hexe ist. Aber auch oder gerade durch das Internet habe ich auch Hexen kennen gelernt, die ganz in meiner Nähe leben und mit denen ich mich des Öfteren treffe und austausche.
Häufig lebt eine Hexe auch im Glauben der Heiden. Wie ist das bei dir? Bist du Heide? An welchen Gott, welche Göttin glaubst du?
Ich lebe als Heide, da ich mich mit dem christlichen Glauben bzw. vielmehr mit der Kirche nicht identifizieren kann und eben gerade der heidnische Glaube einem auch die Glaubensfreiheit gewährt, die ich bei vielen Religionen vermisse. Außerdem ist für mich der alte Weg persönlich der richtige, da viele andere Religionen eben auf diesen Kulten und Riten aufgebaut haben. Aber ich habe auch Hexen kennen gelernt, die dem christlichen Glauben angehören. Ich glaube an den Vatergott und die dreifältige Muttergöttin, es ist egal, welchen Namen wir ihnen geben, für die Einen ist es Diana, für die Anderen Isis. Es gibt so viele Namen und ich arbeite mit meinem eigenen Götterpantheon, eben den Gottheiten, die mir sympathisch sind und mit denen ich mich am Besten identifizieren kann.
Was unterscheidet eine Hexe von einem „normalen“ Menschen?
Eigentlich nur, dass sie sich mit dem Hexentum auseinandersetzt. Trotz allem ist eine Hexe ein völlig normaler Mensch.
Wie gehen deine Freunde, deine Familie damit um, dass du eine Hexe bist?
Sehr unterschiedlich. Die Meisten fragen mich um Rat und Hilfe, es gibt auch einige, die sich darüber lustig machen, oder wieder andere, denen das Ganze nicht so geheuer ist. Aber die Meisten gehen völlig normal damit um, da sie mich ja sehr gut kennen und wissen, dass ich ein völlig „normaler“ Mensch bin. Wieder andere, wie Nachbarn oder Menschen, denen ich gerade begegne, haben oft etwas Angst vor mir, bis sie mich näher kennen gelernt haben. Viele haben auch sehr großes Interesse am Hexentum und wollen dann mehr darüber erfahren, aber einige sind auch noch in diesem alten Grundgedanken verwurzelt, in dem Hexen böse Frauen sind. Andere wiederum sehen das Ganze eben so, als ob ein Mensch einfach einer anderen Religion angehört.
Hältst du dich für etwas besonderes?
Nein, ich halte mich nicht für was besonderes nur weil ich das Hexentum praktiziere.
Möchtest du den Lesern noch etwas mitteilen?
Ich hoffe, dass ich durch dieses Interview ein bisschen dieses alte Hexenklischee abbauen konnte. Und vielleicht auch mehr Toleranz zu Andersgläubigen vermitteln konnte.
Ich danke dir für dieses Interview. Blessed be.
Ich habe für dieses Interview zu danken.
© Copyright: Text und Fotos/Grafiken: Nicole Rensmann