Immer schön die Form …

Alles eine Sache der Form. Bei einer Unterhaltung ist es oft die Stimmlage, die entscheidet, ob einem der Gegenüber sympathisch ist oder nicht. Im E-Mail-Verkehr ist es die schriftliche Form, die leider immer mehr seltsame Formen annimmt.

Ein Beispiel.

Ich verschenke einen alten, kleinen funktionstüchtigen Monitor. Auf diese Anzeige reagierte nun ein Interessent mit einer E-Mail. Das ist sein gutes Recht. Zunächst musste ich jedoch erst einmal suchen, denn unter all den Anbieterinformationen, die eine Formmail mit sich bringt, fand ich lediglich eine Zeile:

Frage 1: Farbmonitor? Frage 2: Voll Funktionstüchtig? Frage 3: Transport?

Ich muss gestehen, dass ich ziemlich gelacht habe. Wer Zeit hat, drei Fragen so anzukündigen, sollte doch in der Lage sein auch „Hallo“ und „Auf Wiedersehen“ schreiben zu können.

Ich formuliere noch an der Antwort und bin sicher, dass Sie sehr ausgefeilt sein wird:

Antwort 1: Ja!

Antwort 2: Ja!

Antwort 3: Nein!

Aber vielleicht sollte ich dem Herrn oder der Dame mal zeigen, wie es freundlicher klingen kann, ohne großen Aufwand.

Solche E-Mails sind übrigens nicht die Seltenheit. Mich wies auch schon mal jemand daraufhin, dass ich mich bei der Angabe einer Größe geirrt haben müsste. Das ist sehr nett von demjenigen … die Benachrichtigung lautete so:

Größe 4 ½ ist nicht 39 …

Wie recht er oder sie doch hatte. Tatsächlich musste ich dann googeln was 4 ½ ist – die Schuhe gehörten nicht mir, ich habe keine Ahnung von amerikanischen Größen und es interessiert mich auch nicht, denn Schuhe finde ich ziemlich langweilig. Aber für diese Unwissenheit konnte natürlich der etwas wortkarge Hinweiser nichts.

Schön sind auch solche E-Mails:

Ich will ein Autogramm von Ihnen. Können Sie mir eins schicken an…?

Wohlgemerkt. Da steht weder ein Hallo! Oder Tag! Oder Guten Morgen! Oder Sehr geehrte … dabei. Auch kein: Vielen Dank und beste Grüße oder Tschau, Tschüß, Mit freundlichen Grüßen oder sonst eine Grußformel.

Natürlich kriegt derjenige sein Autogramm, ganz klar. Aber ist es zu viel verlangt, ein wenig mehr Freundlichkeit und ein paar mehr Worte in eine E-Mail zupacken?

Ich finde nicht.

In diesem Sinne: Euch einen schönen Tag und alles Gute!

Mach es wie die Gebrüder Grimm: Erzähl es weiter.