Welches nehme ich denn? Am besten wähle ich ein Wort, das viele andere auch verwenden, damit ich – wenn der Teufel mein Denken lenkt und die Kasse leer ist – alle Verwender abmahnen kann. Oh, das wäre ein Spaß. Es muss also ein interessantes, häufig gebräuchliches Wort sein. Sowas wie „und“ oder „du“. Das sind häufig verwendete Wörter, aber sie sind nicht interessant. Nun, ich könnte „Idiot“ oder „Dummsack“ nehmen. Vielleicht auch „Egodenker“ – das ist neu. Nein, dann kann ich es nicht patentieren lassen, würde mir ja kein Geld in die Kasse bringen, wenn ich mal wieder so richtig Lust auf sinnlose Abmahnungen habe.
Ich rede wirres Zeugs? Gar nicht! Denn tatsächlich hat sich eine Firma ein Wort patentieren lassen, das ich jetzt – aus Vorsichtsmaßnahmen – nicht nennen werde. Mehr Informationen gibt es jedoch in dem dadurch nun geschädigten Blog, der dieses Wort auch verwendet hat, aber es nicht mehr nennen darf. Allerdings bitte ich dazu auch die Kommentare zu lesen, denn die in dem Blogeintrag „angeklagte“ Firma stellt dort eine Richtigstellung der Sachlage dar und erklärt, warum sie sich das Wort patentieren lassen mussten. Allerdings stößt diese Richtigstellung auf Gegenwehr von der anderen Seite … ein interessanter Kommentarwechsel.
Doch: Wo kommen wir hin, wenn wir uns Wörter, die im Duden stehen und somit für alle zugänglich sind und verwendbar sein sollen, patentiert werden und demjenigen, der das Patent angemeldet hat, die Möglichkeit geben, ein somit häufig gebräuchliches von dritter Seite verwendetes Wort, abzumahnen oder gar Gebühren dafür zu verlangen?
Muss ich mir beim Schreiben meiner Geschichten vorab einen Auszug vom Patentamt holen, um die dort angemeldeten und somit patentierten Wörter zu umgehen? Was werden das für Romane und Erzählungen, wenn ich nicht alle im Duden stehenden Wörter verwenden darf? Wie sehr schränke ich meine Kreativität überhaupt ein, wenn ich bestimmte Wörter nicht mehr benutzen darf – nicht, weil ich es nicht möchte, sondern weil es mir das Patentrecht verbietet?
Ich dachte, Wörter wären frei – so wie es Gedanken auch sind. Aber ich habe mich geirrt.
Liebes Patentamt,
wenn ich mir das Wort „Patentamt“ patentieren lassen möchte, darf ich dann Miete und Gebühren vom Patentamt einfordern?
Danke.
Ihre, Nicole Rensmann