Hab ich eigentlich schon mal erzählt, dass ich früher Anwältin werden wollte? Neben meinen anderen Berufswünschen wie Archäologin, Friseurin oder Kindergärtnerin nahm der Beruf des Anwalts einen sehr hohen Stellenwert bei mir ein. Ich wollte kämpfen für die Gerechtigkeit und die Guten unter uns. Meine Mutter hat mir jedoch davon abgeraten, da ich nicht immer die Wahrheit verteidigen könnte, sondern auch Mandanten vertreten müsste, deren Tat sich mit meinem Gerechtigkeitssinn nicht vereinbaren ließen.
Längst weiß ich, dass nicht immer Gerechtigkeit oder Wahrheit siegen, sondern eine Strategie der Weg zum Ziel ist und dabei auch mal die Gerechtigkeit auf der Strecke bleibt (aber glücklicherweise nicht immer).
Und so ist es vermutlich auch gut, dass ich später keine Ausbildungsstelle als Rechtsanwaltsgehilfin bekommen habe – ich hätte meinem Chef ständig in seine Strategie hinein geredet und wäre vermutlich eine sehr lästige, wenn auch engagierte Angestellte gewesen.
Vielleicht ist dieser Wunsch nach Gerechtigkeit naiv, aber jemand muss diese Naivität behalten, denn was wäre die Welt ohne den Wunsch nach Helden? Helden, die für eben diese Gerechtigkeit kämpfen.
Was wären Geschichten und Filme ohne Helden, die uns das Gefühl von Abenteuer, Verständnis, Solidarität und – ja – Gerechtigkeit zurückgeben, das wir ab und an auch mal in die Realität mitnehmen können?