Aus dem Keller oder Gruselalarm für Genießer?! Armsheimer Goldstückchen, Jahrgang 1976 entdeckt

40 Jahre alt: 1976er Armsheimer Goldstückchen, Faber Auslese, Qualitätswein mit Prädikat von der Zentralkellnerei Rheinischer Winzergenossenschaften eG GauBickelheim / Rheinhessen.

40 Jahre alt: 1976er Armsheimer Goldstückchen, Faber Auslese

Im Keller meiner Eltern liegen noch ein paar alte Weinflaschen – keine Lagerweine, sondern Rot- und Weißweine, die besser nach ein bis zwei Jahren getrunken hätte werden sollen. Nun ist das aber nicht geschehen. Und ich habe mir mal – aus einer Experimentierlaune heraus – den ältesten Wein mitgenommen und ein bisschen darüber recherchiert.

1976er Armsheimer Goldstückchen, Faber Auslese, Qualitätswein mit Prädikat von der Zentralkellerei Rheinischer Winzergenossenschaften eG GauBickelheim / Rheinhessen.

Die Füllmenge ist gesunken, jedoch – laut Antikwein.de – noch in einem akzeptablen Bereich für einen 40 Jahre alten Wein.

Weißwein – Rebsorte: Faber

Bei dem Armsheimer Goldstückchen handelt es sich um einen Weißwein, und nur wenige Weißweine lassen sich über Jahrzehnte lagern, ohne Qualitätsverlust. Alkohol, Säure und Zucker machen Weine haltbarer. Sehr säurebetont wird der Wein nicht gewesen sein. Der Restzucker war oder ist aber vielleicht durchaus höher. Trotzdem fürchte ich: Dieser Wein ist ungenießbar. Die Rebsorte Faber (auch Faberrebe) ist eine Kreuzung aus Müller Thurgau und einer weiteren Rebsorte. Diverse Quellen nennen Chardonnay, andere Weißburgunder. In jedem Fall ist Georg Scheu der Geburtshelfer. Nach ihm wird auch die Scheurebe benannt.
Noch heute wird die Rebsorte Faber angebaut, auch in Rheinhessen. Getrunken habe ich bis dato noch keinen Faber, nicht wissentlich.

Der Winzer

Einen einzelnen Winzer gibt es hier nicht. Die Zentralkellerei Rheinischer Winzergenossenschaften eG aus Gau-Bickelheim in Rheinhessen war damals ein Zusammenschluss verschiedener Winzer. Später hieß diese Weinkellerei Novini und wurde 2008 von Reh Kendermann übernommen.
Gefragt habe ich dort – und auch bei entsprechenden Ankäufern -, ob der Wein das Zeug zur schmackhaften Antiquität hat – immer noch in dem festen Glauben: Dieser Tropfen gehört in den Müll.

Trink ich oder trink ich nicht? Das ist hier die Frage!

Wochenlang blieb sie zu, die Flasche, die aus dem Jahr stammt, in dem ich eingeschult wurde. Ich fürchtete, der einst möglicherweise schmackhafte Wein ist zu Essig geworden – sauer, bitter und bäh. Nichts für die Nase, den Gaumen, die Zunge, nur für den Ausguss bestimmt. Und doch macht sie mich neugierig – diese alte Flasche.
Dann wollte ich es wissen:
Ich schnitt die Kapsel ab, im festen Willen, den Wein zu verkosten. Der Korken war jedoch so stark durchgeschimmelt, dass ich darauf verzichtete und den Wein entsorgte.

Der Schimmel zeigt sich schon an der Kapsel ...

Der Schimmel zeigt sich schon an der Kapsel …

Zu spät. Zu spät. 

Erst einige Tage – am 19. Juli 2016 – später stolperte ich über einen Artikel, indem der Verfasser (leider weiß ich den Link nicht mehr) aufforderte, einen alten Wein zu probieren, trotz des verschimmelten Korkens. In alten, feuchten Kellern, hieß es, schimmelten die Korken häufiger. Doch solange der Schimmel nicht in den Wein gelangt sei, könnte gefahrlos gekostet werden.
Zu spät, dachte ich.
Am selben Tag (!!), erhielt ich eine Antwort aus dem Hause Reh Kendermann. Du kannst es dir schon denken, der Winemaker – und der muss es wissen – meinte, der Wein könnte durchaus „probierbar“ sein. Er schreibt weiter:

Natürlich hat die Frische und die Fruchtigkeit über diese lange Zeit extrem abgebaut und der Wein wird sehr Firn schmecken. Ob man das mag, ist wirklich Ihr eigenes Empfinden.
Leider können wir nicht mehr nachvollziehen wie viel Restsüße oder Säure der Wein hatte, aber da es sich um eine Auslese handelt könnte ihn die Süße relativ haltbar gemacht haben.
Sie können den Wein also ohne Bedenken verkosten, nur ob er Ihnen schmeckt, kann ich nicht garantieren.

Gerne würde mich Ihre Meinung nach der Verkostung interessieren.

Leider musste ich ihm mitteilen, dass mich beim Anblick des Schimmels der Mut verlassen hatte.
Ich habe mich geärgert, über mich selbst, für einen Moment. Aber die verfrühte Entsorgungsaktion dieses Weins zeigt, er war alt, ich bin noch jung, wenn es um Wein geht. Und somit unsicher. Aber durch Erfahrung reife ich in jedem Fall, beim Wein ist das nicht immer so.

In diesem Sinn: Genieße den Abend mit einem Glas gekühlten Rosé oder Rotling, vielleicht ein Riesling oder Sauvignon Blanc – in jedem Fall zählt eins: Genießen..
Ein paar Tage später stolperte ich im Internet auf einen Artikel über alte Weine und verschimmelte Korken.

Im Web / Quellen

 

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