Nachdem Kyrill einen großen Teil der zamonischen Bauten zerstörte, am darauf folgenden Wochenende somit keine Aufführungen stattfanden und unsere Karten natürlich genau zu dieser Zeit gültig waren, konnten wir heute endlich »das wahrscheinlich erlogenste Musical der Welt« sehen. Die Vorstellung in Köln wurde bereits einmal verlängert, am 11.02. findet jedoch die letzte Aufführung statt. Erst am 15. Mai geht es in Hamburg weiter.
Schon das Foyer stimmte auf Zamonien ein: Dämmriges Licht, überall standen Pappaufsteller – Figuren aus Moerschen Welten, Anemonen kräuselten sich im Wind
Für mich waren da wieder viel zu viele Menschen, ich brauche Luft zum Atmen und Ruhe, um die Eindrücke aufzusaugen. Aber das ist mein Problem, alle hatten ein Recht dort zu sein.
Wir saßen am Rand zum Gang hin. Das hatte Vorteile und Nachteile. Vor Beginn, aber leider auch während der Vorstellung gingen ständig Eltern mit ihren Kindern an uns vorbei.
Toll war ein Mädchen, das sich zu mir drehte und mich anhustete, da ich noch saß, traf sie mich sozusagen voll in die … ihr wisst schon. Absolut negativ fand ich leider auch, wie sich viele der Zuschauer aufführten. Im Foyer gab es Getränke, Popcorn, Chips, Würstchen, Pizza und was die ausgehungerten Mägen sonst noch so benötigen. Sinnvoll wäre es gewesen, ein Essensverbot während der Vorstellung auszusprechen. Warum muss ich in einem Theater essen, so als habe ich Wochen gehungert, nur um mich genau an diesem Tag in diesen drei Stunden mit Zeugs vollzustopfen? Und sei das noch nicht genug, werfe ich Papier, Popcorn, Chips, Strohhalme, leere Flaschen, aber auch Fahnen und Aufkleber, die liebevoll auf den Stühlen für das Publikum verteilt worden waren unter den Sitz. Nicht alle – natürlich nicht, aber viel zu viele. Ich finde das, sorry, niveaulos und sehr sehr peinlich.
Doch »Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär« entschädigten mehr als genug.
Als die ersten Worte gesprochen und ersten Takte gespielt worden waren, kämpfte ich mit den Tränen. Bei solchen Veranstaltungen bin ich immer etwas rührselig. Und wenn ich dann noch das glückliche Gesicht meines Sohnes sehe und das Lachen meiner Tochter höre, brauche ich meist ein Tempo. Das legte sich dann nach der einer halben Stunde und ich musste mir nicht ständig über das Gesicht wischen.
Die Präsentation der Geschichte war mehr als gelungen, die Dialoge witzig, die Lieder eingängig und die Kostüme… die Kostüme waren reif für den Oskar.
Die Bühnenbilder waren mit so viel Liebe hergestellt, teilweise verschmolzen Akteure mit einem auf Leinwand ablaufenden Film, was eine einzigartige Verbindung zwischen Bühne und Film darstellte und 3 D völlig neu definierte. Und was ich noch so am Theater liebe … es ist live. Rechts oben saß ein Trompeter, und er saß nicht nur da, er spielte auch. Die Schauspieler öffneten nicht den Mund zur Musik. Nein, sie waren die Musik.
Allerdings muss ich gestehen, dass der Käpt’n Blaubär gegenüber Professor Nachtigaller (Wissen ist Nacht!), den Klatschwellen oder der Berghutze, vor allem aber der schlechten Idee (Jede schlechte Idee ist noch zu was Gutem da!, behaupte ich.) etwas blass aussah, aber das lag weder an seinem Gesang, noch an seiner schauspielerischen Leistung – die anderen hatten einfach eine viel buntere, witziger und vielschichtigere Rolle.
Das Musical wurde für den Live Entertainment Award 2007 (LEA) nominiert!
Die CD zum Musical und die Sonderausgabe des Romans sind bereits bestellt. Das Programmheft habe ich schon in der Pause mit Begeisterung gelesen. Ich mag es, wenn in Vorwörtern die Entstehung eines Werks erzählt wird. Und so ließen sich Martin Lingnau – verantwortlich für Musik und Konzeption – und der Produzent Folkert Koopmans es sich nicht nehmen einen Einblick hinter die Kulissen zu geben. Vielen Dank dafür! Und für einen einzigartigen, zamonischen Nachmittag!
Machen wir es kurz:
ICH LIEBE ES!
Es war wunderbär, bärenstark, kein bisschen sonderbär, sondern subär, übärgut, unfassbär … geil!