Vorab: Ich hätte dieses Buch niemals gelesen, wäre nicht einmal darauf aufmerksam geworden, wenn ich nicht gebeten worden wäre, darüber eine Rezension zu schreiben.
Obwohl oder vielleicht auch weil in diesem Buch Katzen als sprechende und kämpfende Hauptdarsteller herumschleichen, hätte es mich abgeschreckt. Es kommt häufig vor, dass Tiere in Büchern oder Filmen wie Menschen sprechen können. Manchmal ist das ein witziges Mittel zum Zweck, manchmal wirkt es albern. Und oft genug gelingt es dem sprechenden vierbeinigen Hauptdarsteller das gesamte Werk zu tragen.
Als siebenfache Katzenhalterin kenne ich die Unarten der kratzbürstigen Vierbeiner sehr genau. Katzen mit den Namen Blaustern, Rotschweif, Tüpfelblatt, Löwenherz, Tigerkralle oder Weisspelz sind mir suspekt und ich fürchtete eine überdrehte, kätzisch-zickige Abenteuerserie mit vermenschlichten Tieren.
Aber ich hatte es versprochen. Also los:
Erin Hunter ist ein Pseudonym, hinter dem sich drei Autorinnen verbergen: Victoria Holmes, Kate Gary und Cherith Baldry.
Alle drei, so heißt es im Buch, sind Katzenfreunde und erfinden gemeinsam die Geschichten der Katzen-Clans: Donnerclan, Schattenclan, Windclan und Flussclan. Natürlich gibt es auch Katzen, die keinem Clan angehören, wie Wulle, Mikusch oder Gelbzahn.
Denn nur die streunende Katzen haben sich zu Clans zusammengefügt und kämpfen um ihre Territorien.
Sie bekleiden unterschiedliche Ränge und müssen sich als Krieger verdient machen.
Der Hauskater Sammy träumt von so einem Leben, von Freiheit, von Mäuse fangen, wann immer er will und so kehrt er eines Tages seinem zuhause die Schwanzspitze und schleicht in den Wald. Dort trifft er auf Graupfote, nach einem Kampf erzählen sie sich gegenseitig von ihrem Leben. Doch während sich Graupfote ein Leben in Gefangenschaft nicht vorstellen kann, findet Sammy durchaus Gefallen an Graupfotes Erzählungen. Zunächst kehrt er zurück zu seinen Zweibeinern … bis ihn die Natur ruft und er ein neues Leben beginnt.
Es gibt Kinder – und Jugendbücher, die auch für Erwachsene bestimmt sind. »Warrior Cats« gehört nicht dazu.
Wen es nicht stört, wenn Tiere wie Menschen sprechen, wer kein Problem mit einem Überfluss an Adjektiven und Lust auf Gefauche, Gekratze und Clan-Kämpfe hat, für den sind die »Warrior Cats« ideal.
Dem Buch hätte es gut getan, wenn die Namen der Katzen nicht übersetzt worden wären, so wirken Blaustern, Tigerkralle, Tüpfelblatt, Weisspelz befremdlich, auch wenn sie sich auf das Aussehen der Katzen beziehen.
Die wenigen Stellen, in denen Sammy durchs Unterholz strolcht, sind authentisch lesbar und machen sogar Spaß. Doch den vermenschlichten, sprechenden Clankatzen fehlt genau das: Authentizität.
Fazit: Meine Befürchtungen bestätigten sich. Leider.
Fairerweise muss ich aber sagen, dass meine Tochter das Buch ziemlich witzig fand und auch Carsten Kuhr vergibt bei phantastik-news.de vier von fünf Sternen. So unterschiedlich sind die Lesegeschmäcker.
Erster Satz: »Das LICHT des halben Mondes glänzte auf den Granitfelsen und verwandelte sie in Silber.«
Erin Hunter
»Warrior Cats – In die Wildnis«
(Originaltitel: »Warrior Cats – Into the Wildins«)
Übersetzung: Klaus Weimann
Hardcover
Beltz & Gelberg
ISBN 9783407810410
300 Seiten
14,90 €
© Text: Nicole Rensmann
© Cover: Beltz & Gelberg