Gelesen: »Verwandlungen – Literarische Figuren im Meissener Porzellan« von Hans Sonntag / Edition Leipzig

© Cover: »Verwandlungen – Literarische Figuren im Meissener Porzellan« von Hans Sonntag / Edition Leipzig

Kitsch as Kitsch can.

Zwischen Kitsch und Kunst passt maximal eine Wimper. Denn, was Kitsch ist und was Kunst, das entscheidet der Betrachter. 

Ich mag Kitsch. Ich mag auch Kunst. Und eine Kombination aus beiden kann mir tatsächlich einen verzückten Ausdruck ins Gesicht zaubern – je nach Stimmung und Kitsch-Grad. 

Altes Porzellan finde ich toll. Märchen liebe ich. Mit Geschichten lebe ich. Bei Porzellanfiguren ist die Gradwanderung von Kitsch zu Kunst hauchdünn – besagte Wimper eben. Doch literarische Figuren aus Porzellan, das ist Kunst aus Phantasie und somit wahrgewordener Kitsch. Oder?

Kitsch, der; -[e]s (als geschmacklos empfundenes Produkt der Kunst, der Musik od. der Literatur; geschmacklos gestalteter Gebrauchsgegenstand) © Duden 

Ins Buch geschaut

Ein großformatiges Hardcover mit Schutzumschlag und zahlreichen ganzseitigen Abbildungen. Auf 172 Seiten stellt Hans Sonntag die Figuren vor. Die Fotos stammen von Jürgen Karpinski. Das Inhaltsverzeichnis zu Beginn ist alphabetisch nach Autor sortiert: 
Von A wie Aesop bis Ludwig Uhland. Dazwischen bekanntere Namen wie Goethe, Grimm, E.T.A. Hoffmann oder Shakespeare. 

Zu den jeweiligen Figuren hat Hans Sonntag einen Ausschnitt der Geschichte bzw. des Märchens gesetzt. Eckdaten zur Figur, wie Modelljahr, Abmessung, Staffage (Ausstattung) und Formgestalter (Künstler) ergänzen die Vorstellung der einzelnen Porzellan-Exponate.  
Kitschig ist keine der Figuren aus dem Hause Meissener Porzellan®

Beispiel: Das Aschenputtel stammt aus dem Jahre 1882 von Johann Christian Hirt, verwendet wurden u.a. Aufglassurfarben und Gold. Traumhaft schön. 

Gerne hätte ich ein Foto aus dem Inhalt gepostet, doch im Buch steht eindeutig, dass Auszüge nicht ohne Genehmigung veröffentlicht werden dürfen. 

Für Sammler mit dickem Portemonnaie

Hänsel und Gretel, Märchenfiguren / Villeroy & Boch - Preis: erschwinglich

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Nun habe ich das Buch nicht nur gelesen und angeschaut, ich recherchiere meist auch kurz über Autor, Verlag und – in diesem Fall – Manufaktur. Dort gibt es auch heute noch aktuelle Märchenfiguren, die – Achtung! – auf 25 oder 50 Stück limitiert sind. Der Preis muss angefragt werden.
In zartem Weiß wurde der Schneider aus dem Märchen „Sieben auf einen Streich“ geformt  – schlicht, schön – und für einen vierstelligen Preis zu erwerben. 
Da bin ich in jedem Fall raus. Aber darum geht es auch nicht. Die Kunst, die Schönheit dieser Exponate, die feinen, filigranen Gebilde – dies zu betrachten reicht in diesen Fällen. 
Wer sich auf der Webseite weiter durch die limitierten Figuren klickt, wird auf Kunst und Kitsch treffen – manchmal auch beides. Trotzdem – oder deswegen: schön!

Fazit

»Verwandlungen – Literarische Figuren in Meissener Porzellan®« ist für alle, die Porzellan, Kunst, Schönheit und die Literatur lieben. Wer das Handwerk dieser Künstler schätzt, in Geschichten schwelgen möchte und keine Zeit hat, ins Museum zu gehen – der wird an diesem Bildband seine Freude haben. 

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Hans Sonntag
Verwandlungen – Literarische Figuren in Meissener Porzellan®
Edition Leipzig, 1999
Hardcover mit Schutzumschlag, 127 Seiten
ISBN 978-3361004955

 

Webtipps

 

© Cover / Foto im Foto: »Verwandlungen – Literarische Figuren im Meissener Porzellan« von Hans Sonntag / Edition Leipzig

Aus meinem eigenen Buchbestand. 

 

Mach es wie die Gebrüder Grimm: Erzähl es weiter.