Gelesen: »Die hundertjährige Weihnacht« von David Morrell, Wandler Verlag

Innerhalb von wenigen Tagen stolperte ich zwei Mal über den Wandler Verlag. Joachim Körber erwähnte ihn mir gegenüber und auf Mastodon erzählte jemand u.a. über die Übersetzung von Jeff VanderMeers „Veniss Underground“. Grund genug die Webseite des Verlags zu besuchen und ein paar Bücher zu bestellen. Mein SUB hat laut geächzt.

Über das Buch

Im DIN A5 großen Hardcover präsentiert der Wandler Verlag die Weihnachtsgeschichte von David Morrell. Brigitte Martin hat die Story übersetzt, Bernhard Oberdiek illustriert. Das von Michael Schmitt übersetzte Vorwort ist lesenswert. Darin erzählt David Morrell wie er 1981 an Weihnachten mit der Familie morgens erwachte und diese Geschichte komplett im Kopf hatte und er sich nach Hause sehnte, um diese aufzuschreiben. Die Suche nach einer Publikationsmöglichkeit erwies sich kompliziert, dabei erwähnt er bekannte Namen, u. a. Stephen King, Peter Straub, Ramsey Campbell oder Dennis Etchison.

Am Ende gelang es ihm, zusammen mit Donald M. Grant, eine illustrierte Ausgabe, limitiert auf 700 Stück, signiert von Künstlerin R.J. Krupowicz und ihm selbst, zu publizieren. Er beteiligte sich an den Verlagskosten und hat es nie bereut.
2009 erschien eine zweite Auflage bei Dave Hinchberger in seiner Overlook Connection (Stephen King Fans kennen sich da gut aus). Das Buch erhielt, aus rechtlichen Gründen, neue Illustrationen. Dieses Mal von Cortney Skinner.

Kleine Fehler: Im Vorwort wird auf Stephen Kings ersten Band aus dem Dark Tower Zyklus eingegangen und dieser mit »Der Revolvermann« übersetzt. Das Buch heißt im Deutschen jedoch »Schwarz«.

David Morrell weist im Vorwort auch auf die Grafiken der Story aus den 1983 Jahren hin, die auf seiner Seite angesehen werden können. Leider konnte ich diese Ausgabe dort nicht finden und somit auch keine Illustrationen dazu sehen, die von der Künstlerin R.J. Krupowicz stammten.

Inhalt

»Die hundertjährige Weihnacht« erschien 2021 beim Wandler Verlag als eigenständiges Buch mit Buchschmuck auf jeder Seite, zwei kleinen, farbigen Grafiken und sechs ganzseitigen Farb-Illustrationen. Die wörtliche Rede ist nicht mit »französischen Anführungszeichen« gesetzt, sondern mit „diesen“. Das erwähne ich, weil es mich beim Lesen irritierte – Gewohnheits-Anführungszeichen-Buch-Leserin. Dafür sind mir aber keine Fehler aufgefallen. Ich lese Bücher zwar nicht im Lektorat, aber es ist schon langer her, dass ich keinen Tippfehler entdeckt habe. Von daher schon mal einen Daumen hoch.

Die Geschichte handelt, wer hätte es vermutet, von Santa Claus, und da wäre noch Väterchen Zeit, der zu Beginn ein Baby ist und von Santa Claus groß gezogen wird. Das finden die beiden Kinder, denen der Erzähler die Geschichte erzählt, befremdlich. Wie kann ein Baby ein Vater sein? Die Zeit läuft bei Santa Claus und Väterchen Zeit anders und muss vor allem gut bewacht werden. David Morrell erzählt von Zeit, Leben, Tod, Widergeburt und das Problem wer die Geschenke verteilt, wenn Santa Claus stirbt.
Der Text besteht beinahe nur aus wörtlicher Rede und liest sich, als würde der Autor auf der Bettkante seiner Kinder sitzen und ihnen eine Gute-Nacht-Geschichte erzählen. Die Kinder stellen Zwischenfragen, man weiß aber selten, ob nun Matthew oder Sarah fragt.

Fazit

»Die hundertjährige Weihnacht« vermittelt eine tolle Idee, fernab von Herz-Schmerz-Weihnachtsstorys. Der Erzählstil nimmt ein bisschen die Spannung und kommt erzählt unter dem Weihnachtsbaum mit strahlenden Kinderaugen sicherlich besser rüber. Versöhnlich sind die farbigen Grafiken und das Vorwort, das mir viel besser gefallen hat, als die Geschichte selbst.

Kaufen

Du kannst das Buch online bei amazon kaufen. Wenn du über den Link bestellst, verdiene ich ein bisschen daran. Aber sinnvoller ist es, du kaufst direkt beim Verlag, dann verdient er am meisten daran und die kleinen Verlage, die sich der besonderen phantastischen Literatur widmen, sollten wir alle unterstützen. Falls du auch mir wohlgesonnen sein möchtest, du kannst meine Bücher überall kaufen, wo es Bücher gibt. Ich freue mich aber auch, wenn du diesen Beitrag teilst und mir einen Daumen hoch oder ein Sternchen schenkst.

Mach es wie die Gebrüder Grimm: Erzähl es weiter.