Als begeisterter Leser und Fan der Moers’schen Roman-Welten bin ich vom aktuellen Roman enttäuscht, und es ist mir sehr schwer gefallen, Nachfolgendes zu verfassen. Doch trotz aller Dementi in den von Walter Moers gegebenen Interviews, kann ich mich nicht gegen den Eindruck wehren, den der neue Roman von Walter Moers hinterlassen hat. Hier hat sich der Autor vom Verlag überreden lassen, eine Fortsetzung zu schreiben, oder er wollte unbedingt an den letzten Erfolg anknüpfen. Doch Erfolge lassen sich nicht vorprogrammieren und schon gar nicht vorschreiben, auch nicht wiederholen oder ergänzen. Sie geschehen oder sie geschehen nicht. Der Druck, das ist klar, lastet jedoch sehr schwer auf einem Schriftsteller (und jedem Künstler im Allgemeinen), wenn er von Presse und Leser gleichermaßen gelobt, und vom Verlag „getreten“ wurde.
Hildegunst von Mythenmetz erkennt das und macht sich, nach einem 200-jährigen Egotrip auf die Suche nach seinem verlorenen Orm; und das, so glaubt er, kann er nur in Buchhaim finden. Der wahre Auslöser, nach Buchhaim zurückzukehren ist jedoch ein Brief, den er in seiner Fanpost entdeckt. Ein Brief, der von ihm selbst sein müsste, aber nicht sein kann.
Was mag er in Buchhaim antreffen, 200 Jahre nach dem großen Brand? Und vor allem wen? Wer hat diesen Brief geschrieben? Und wird er alte Bekannte wieder treffen?
Hildegunst geistert unschlüssig durch das neu aufgebaute Buchhaim, alles ist neu und doch so geblieben. Es hat sich etwas verändert, und auch wieder nicht. Alte Bekannte sind wieder da, manchmal leibhaftig, manchmal als naher Verwandter, als könne der Akt nicht ohne diese eine Person bestehen. Der Grund seines Besuches, der sich sehr schnell erschließt, wirkt wie herbeigeschrieben.
Ohne das wäre es vermutlich auch gegangen. Bibliophile Aufzählungen bibliophiler Buchhaimer reihen sich aneinander und sind nicht unbedingt einfallsreich. Überraschungen gibt es nicht. Kaum neue Ideen, nur andere Namen für alte Buchhaimer. Jede Handlung ist vorhersehbar. Spannung will keine Aufkommen. Die Geschichte zieht sich wie ein Endlos-Kaugummi und dieser zähe Effekt wird durch die Nacherzählung von »Die Stadt der Träumenden Bücher« als Theaterstück nur verstärkt.
Nur selten finden sich im Buch Passagen, die neugierig machen.
Spannung ist wohl erst im 2. Teil vorgesehen. Denn »Das Labyrinth der Träumenden Bücher« endet, so steht es im Buch, wenn „Die Geschichte anfängt“ und somit, wenn es am Schönsten ist.
Gespickt ist das Buch jedoch wieder mit mehr als 100 Illustrationen, die über den Inhalt hinwegtrösten.
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Fazit: »Das Labyrinth der Träumenden Bücher« ist nett, aber langatmig.
Autor/Übersetzer Walter Moers teilt im Nachwort mit, dass er sich drängen ließ und den Zeitaufwand der Übersetzung überschätzte. Der Abgabetermin saß ihm im Nacken, also wurde die Geschichte geteilt. Schade. Da schreit der Kommerz viel zu laut. Einziger Wermutstropfen, die Fortsetzung der Fortsetzung mit dem Titel »Das Schloss der Träumenden Bücher« könnte besser sein. Muss!
Meine Bitte: Nicht drängen lassen. In der Ruhe liegt das Orm!
Walter Moers
Das Labyrinth der träumenden Bücher
Knaus Verlag
Gebundenes Buch, Pappband mit Schutzumschlag, Lesebändchen
432 Seiten
über 100 Illustrationen
ISBN 978-3-8135-0393-7
€ 24,99
Das Buch ist aktuell als Hardcover, Audio-CD, mp3-CD und eBook erhältlich.
Webtipps:
- Die Seite zum Buch www.zamonien.de
- Infos zum Buch auf der Verlagsseite von Random House
- Aktuelles Interview zum Buch bei welt.de