Gelesen: »Cake« von Ursula Furrer-Heim

© Cover: »Cake« von Ursula Furrer-Heim / AT Verlag

© Cover: »Cake« von Ursula Furrer-Heim / AT Verlag

Kuchen geht und muss auch immer, davon weiß Ursula Furrer-Heim in ihrem Vorwort zu erzählen. Nett und persönlich klingt die Einleitung der diplomierten Hauswirtschaftslehrerin zu ihrem Buch. Koch- und Backerfahrungen sammelte sie in zahlreichen Kursen in der Spitzengastronomie und in der Lebensmittelproduktion, so steht es in ihrer Vita. Heute arbeitet die Mutter zweier Kinder als freiberufliche Rezeptredakteurin.
»Cake« ist ihr erstes Buch, das zahlreiche Backideen bietet, die mit 60 Fotos visuell dokumentiert werden. Nicht nur süß und heiß, auch herzhafte Brote oder kalte Desserts lassen sich in der von Ursula Furrer-Heim gewählten eckigen  Backform zubereiten.

Zum Buch

Das äußere Erscheinungsbild passt sich dem schmalen Küchenutensil an, das die Hauptrolle bei den Rezepten spielt: Die Kastenform. Das finde ich eine nette Idee.
Nach dem Vorwort folgen auf den nächsten zwei Seiten Ratschläge und Hinweise. Hier lernt der Leser, dass die Backzeiten in Silikon- oder Glasbackformen länger sind und erfährt wie manche Angaben in den Rezepten umgesetzt werden müssen. Interessant zu lesen und grundsätzlich wichtig. Aber.

Der Fotograf Patrick Zemp hat die von Natascha Sanwald  arrangierten Motive mit der Kamera festgehalten. Mir sind die Fotos oft zu überfrachtet. Accessoires, Namensschilder, Bestecke und mehr, nehmen den Blick vom Wesentlichen – dem Backwerk.

Was habe ich daraus gebacken?

Für den Schoko-Cake á la Sacher (S. 76), soll eine 30 cm Backform verwendet werden – so steht es im Rezept. Daran hielt ich mich, jedoch mit  einem unguten Gefühl, auf das ich besser gehört hätte. Meine gewählte Kasten-Backform ist eine 2,5 l Silikon-Backform der Firma Lurch. Die ist zwar 30 cm lang, aber mit 12 cm auch breit, die Höhe: 7,5 cm. Genormt klingt anders. Von Normmaßen ist Ursula Furrer-Heim verständlicherweise jedoch ausgegangen.

Aber was ist nun mit meinem Kuchen passiert? Der Teig ließ sich gut anrühren. Die Erklärungen im Buch sind ausführlich. Der Schokoladenkuchen benötigte weniger Backzeit und ging natürlich auch nicht so hoch – wie es für ein „á la Sacher“ ansehnlich gewesen wäre. Richtig blöd fand ich jedoch, dass zwischen Formrand und Kuchen so viel Platz bestand, dass beim vorsichtigen Rauskippen der Kuchen in der Mitte zerbrach.

Aus dem missglückten Cake wurde ein Schichtkuchen... klein, aber verdammt mächtig.

Aus dem missglückten Cake wurde ein Schichtkuchen… klein, aber verdammt mächtig.

Bäm! Gut, dass kein Besuch kam, sondern es nur ein „normaler“ Rezensionsbackkuchen werden sollte. Aber so konnte ich das Stück auch keinem präsentieren. Der gebackene Teig schmeckte gut. Doch wie sollte ich diese dünnen Teile noch einmal durchschneiden, damit daraus ein bisschen Sacher wird? Natürlich hätte ich den Kuchen für Schichtdesserts verwenden und auf Vorrat bis Weihnachten lagern können. Doch nun war alles egal: Ich teilte die beiden flachen Kuchenstücke jeweils mit dem Tortenbodenschneider durch. Auf diese vier Hälften verteilte ich Marmelade – so wie es im Rezept stand. Außerdem brachte ich eine Butter-Karamell-Creme auf. Nach und nach fügte ich die Hälften zusammen und setzte anschließend die beiden zerbrochenen Stücke übereinander. So war der Kuchen zwar kleiner, aber hoch geschichtet. Zu meiner Überraschung kippte nichts herunter und nach dem Aufenthalt im Kühlschrank wurde auch die Creme fest. Schön sah die abgewandte Form der Sachertorte jedoch nicht aus. Wie im Rezept bereitete ich den Überzug vor: Sahne erhitzen und die Schokolade darin auflösen. Alles über den Kuchen gießen.

Fertig. Der Kuchen ist nur minimal aufgegangen. Die 25 cm Backform ist absolut ausreichend. Alles andere hätte nur wieder einen dünnen Boden ergeben.

Fertig. Der Kuchen ist nur minimal aufgegangen. Die 25 cm Backform ist absolut ausreichend. Alles andere hätte nur wieder einen dünnen Boden ergeben.

So schreiben sich Kalorienbomben,  und schlimmer: Fühlen sich auch so an – nach dem Verzehr. Nun bin ich ein bisschen eigen und ich möchte behaupten, auch in diesem Fall geht schön anders, aber aufgeschnitten sah meine Variante des Schoko-Cake á la Sacher gar nicht schlecht aus, und lecker war sie auch. Allerdings so mächtig, dass sich dieser vierfachschichtige Kuchen nicht für eine Kaffeetafel eignet, denn dann braucht es nur den, sonst keinen. Und Abendessen fällt anschließend auch aus. An diesem missglückten Backversuch ist – so vermute ich noch zu diesem Zeitpunkt – weder der Verlag, noch Ursula Furrer-Heim schuld.

Es musste fairerweise ein zweiter Kuchen aus dem Buch herausgebacken werden. Was nehme ich denn da? Schokolade hatten wir erst, in ausreichender Menge. Und so entschied ich mich für den Getränkten Orangen Cake  (S. 50).
Diesmal verwendete ich die 25 cm Silikonkastenbackform von Lurch (25 x 10 x 7 cm = 1,6 l), die 2 cm schmaler und 0,5 cm niedriger als die 30 cm-Form ist. Ob das ausreichte? Oder würde der Teig diesmal über den Rand quellen? Ich war gespannt.

Der Orangenkuchen - 4 cm hoch. Aber er duftet verführerisch gut!

Der Orangenkuchen – 4 cm hoch. Aber er duftet verführerisch gut!

Doch als ich das Rezept genauer las, bezweifelte ich, dass der Kuchen sich während des Backvorgangs verselbständigen würde. 1 TL Backpulver sollen ins Rezept. So wie auch bei dem zu flach geratenen Schoko-Cake. Relativ wenig Treibmittel für einen Kuchen, der locker und luftig werden muss, wie mir jetzt klar wird. Bei 250 g Mehl ist die Menge dann aber auch wieder okay, aber trotzdem: mit einem Mal erscheint mir das – und anderes im Buch – nicht mehr schlüssig. 250 g und eine 30 cm Backform?

Ich änderte die Menge nicht ab, hielt mich jedoch nicht vollständig an das Rezept, aus einem bestimmten Grund. Frau Furrer-Heim wirft weiche Butter, Zucker und Eier zusammen unter den Quirl. Aus zahlreichen Back- und Kochbüchern, aus eigener Erfahrung und von Christian Rach weiß ich zwischenzeitlich:

 Luftiger Kuchen = Zuerst Eigelb mit Zucker verrühren.
Feinporig, zart, saftiger Kuchen = Erst Butter mit Zucker schaumig schlagen.
 
Sehr saftig und eine tolle Farbe: der Orangen-Cake

Sehr saftig und eine tolle Farbe: der Orangen-Cake

Feinporig, zart und saftig – das erschien mir zu einem Orangenkuchen zu passen.

Tipp von mir: Ein bisschen Zimt im Teig gibt dem Kuchen eine weihnachtliche Note.

Saft und Schale einer Orange soll mit in den Teig. So wird der Kuchen gut getränkt. Doch wie viel Orangensaft – zumindest eine Circa-Angabe – wäre gut gewesen, denn manche Orangen bieten viel, andere weniger Saft.
Auch diesmal ist der Kuchen – 10 Minuten – schneller fertig, als im Rezept angegeben, obwohl ich eine Silikonbackform verwendet habe, die – laut Tipps – dafür sorgt, dass der Kuchen länger backen muss. Auch diesmal ist der Kuchen nicht so hoch gegangen wie ich es mit einer schmalen 25 cm Backform (anstatt wie im Rezept angegeben 30 cm) erwartet hätte. Insgesamt ist er 4 cm hoch. Was ich schön finde: es fehlt diese Wölbung, die Kastenkuchen manchmal haben. So hat der Cake eine angenehme Größe, hätte aber auch höher sein dürfen.

Tipp: Feste Kuchen in der Mitte anschneiden. Wird der Kuchen nicht komplett aufgegessen, die Hälften zusammen schieben, so bleiben die Schnittflächen viel länger saftig und frisch.

Nicht zu süß mit einer Orangen-Note, dafür aber auch sehr saftig, fast feucht.

Nicht zu süß mit einer Orangen-Note, dafür aber auch sehr saftig, fast feucht.

Mittig aufgeschnitten sieht der Kuchen supersaftig aus, mit Tendenz feucht – im positiven Sinne. Laut Rezept soll nun ein Orangen-Zucker-Guss darauf. Den habe ich mir erst einmal gespart, ich wollte den Kuchen pur testen. Er schmeckt nach Orangen, er ist sehr saftig mit einem Hang zum Feuchten, fast Fettigen. Zwei Stücke davon liegen recht schwer im Magen. Lecker schmeckt er trotzdem.

Fazit

Ursula Furrer-Heim bietet Rezepte mit Zutaten, die – abgesehen von saisonalen Beeren und Obst – jeder zuhause hat oder schnell gekauft werden könnten. Die Beschreibungen sind gut verständlich, doch die Zusammensetzung der Zutaten in Kombination mit den angegebenen Backformen passen nicht 100%-ig zusammen. Die Zutatenmengen sind sehr knapp gehalten und für eine 25 cm Kastenform ausreichend. Interessante Rezepte bieten eine vielfältige Zusammenstellung, die jedoch nicht meinen Backreiz angeregt hat. Das ist schade, denn Frau Furrer-Heim erweckt im Vorwort einen sehr sympathischen Eindruck.

Und darum werde ich es auch nicht müde, weitere Rezepte aus »Cake« auszuprobieren. Vielleicht hat mich in dieser Woche auch nur mein Back-Glück verlassen.

 

Ursula Furrer-Heim
»Cake«
Hardcover
AT Verlag, August 2014
144 Seiten
ISBN  978-3-03800-743-2
19,90 €

 

Webtipps:

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