Eine Liebeserklärung an das Wort.

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„Er wartete auf sie, die Augen voller Tränen, das Herz so schwer und ließ sich auf eine Affäre mit der Sehnsucht ein, obwohl er nur die eine liebte: Nina. Er gab sich der Bitterkeit hin, verfiel der Resignation und vermählte sich mit der Melancholie. Er.“

Ihr lieben Niemandsländer wisst längst von wem ich hier schreibe. Er ist Niemand, wer sonst? Und Niemand hat ein bisschen was von mir. Natürlich hat er das, sonst hätte es diesen Titel nie gegeben und das Buch wäre nie entstanden. Manchmal fühle ich mich als und wie Niemand. Völlig normal. Das Künstlerherz pendelt stets zwischen Tief und Hoch. Und steckt es in einem weiblichen Körper wird das nicht besser: Das Denken. Das Fühlen.

Gerne würde ich Niemand sein schweres Herz nehmen. Aber er wird noch leiden müssen, eine schlechte Weile lang. Es gelingt mir nicht meine Gedanken nur auf ihn zu konzentrieren. Es ist der fehlende Glaube daran, aus meinem Märchen eine Serie für alle zu machen. Denn ich weiß, jede Zeit, die ich am Manuskript arbeite, fehlt später in der Kasse.
Ich blogge viel – ich schreibe ständig. Irgendwas. Füllwerk mit dem ich die Lücken stopfe und die Leere, die sich ausbreitet, wenn es nicht so läuft wie es soll, die Zeit zu knapp zum Eintauchen ins Niemandsland ist. Wenn der Kopf so schwer von Anfragen, Alltag und Verantwortung ist, dann tippe ich Rezepte, Kolumnen, Rezensionen, Themen, Infos. Alles was in Wort ausgedrückt werden kann. Manchmal sogar Gedichte oder Einkaufszettel.
MusikWorte müssen raus, sonst platzt mein Schädel. Wenn ich nicht mehr schreiben kann, ich glaube fast, dann existiere ich nicht mehr. Und so schreibe ich ständig. Ich kann nicht ohne. Wenn da nicht stets Rechnungen zu bezahlen wären, das Telefon nicht schellen würde und die Vernunft nicht unentwegt in ernster Stimme mit mir spräche, würde ich mich mit meinem Laptop, meinen Unterlagen und ein paar Büchern für die Recherche in einem kleinen Kämmerlein einschließen und nur an den noch offenen Romanen schreiben. Eine Sucht. Absolut. Es ist aber auch wie Liebe, das Schreiben. So emotional, so wunderbar einzigartig, sich mit Worten auszudrücken und seine Phantasie in Buchstaben einzukleiden. Für mich. Schreiben ist Musik in Wort und Interpunktion. Sternekoch Frank Rosin sagt gern: „Kochen ist sexy.“ Ich halte dagegen: „Schreiben ist sexier!“ ;-)

Wer liebt, wer mit Herz von einer bestimmten Sache verfallen ist, der weiß, was ich fühle, wenn der Wunsch da ist, die Umstände diesen jedoch mit Packpapier einwickeln, ohne Luft und Licht.  Keine Möglichkeit sich herauszukämpfen. Der Wunsch. Ohne Fäuste, ohne Kraft. Ohne Hilfe.

Ohne Schreiben fehlt mir was! So schmerzlich sehr.

SchreibenVor einigen Tagen habe ich das Porträt über einen Mann geschrieben, den ich interviewen darf. Wer er ist und warum dieses Interview entsteht, erzähle ich, wenn die Fragen beantwortet vorliegen. Er klang zwar sehr nett, aber manchmal kommt noch mal etwas dazwischen und das Interview platzt. Alles schon erlebt.  Dieser Mann – er stammt übrigens aus Köln – hat eine Biografie, die bei mir Sehnsüchte geweckt hat. Und ich beneide ihn ein bisschen dafür, dass er all die Jahre seinen Weg gehen konnte, auch wenn der sicherlich nicht nur geradeaus und steil nach oben ging, sondern seine Abzweigungen und Täler hatte. Aber ich bewundere ihn auch dafür, dass er stets eine Möglichkeit gefunden hat, den Weg zu gehen. Er ist kein Autor, kein Schriftsteller, aber auch er textet und dazu ein bisschen mehr.

Das war ein sehr offener und längerer Text. Ich weiß, aber was soll ich sagen: Ich bin süchtig. Ich bin süchtig nach dem geschriebenen Wort!  Und manchmal hilft es offen zu sein, zu sich selbst. Manchmal wird alles heller und klarer, wenn ein Blog zum Tagebuch wird. Wenn jeder weiß wie es ist. Ein bisschen. Worte sind manchmal wie Balsam, wirken heilend. Denn ohne Schreiben ist möglich, aber keinesfalls lebenswert – für mich!

Ich suche zurzeit nach meinem Weg, einem Ausweg nur noch an einer Sache zu schreiben. Dann würde es hier sehr ruhig werden. Sehr. Und ich bin mir nicht sicher, ob ich das möchte. Käme ich ohne Schlaf aus, gäbe es absolut keine Probleme mehr. Aber hey … ohne Schlaf geht es dann auch wieder nicht. Ein Dilemma, eins, das ich auch noch lösen werde. Kraftlosigkeit steht mir nur kurzzeitig gut. Dann heißt es: In die Hände gespuckt, Fäuste geballt und freigeboxt – völlig gewaltfrei natürlich!
Und soll ich dir was sagen? Schreiben ist Musik in Wort und Interpunktion. Und die Musik ist der Antrieb dazu. Mit Musik funktioniert alles viel besser. Musik hören, das gibt so ein Gefühl von Freiheit und verdrängt die Sorgen – zumindest so lange die Kopfhörer nicht verrutschen. ;-)

Wir lesen uns. Ja? Ich kann nicht anders!

 
 
 

Mach es wie die Gebrüder Grimm: Erzähl es weiter.