DSDS – Ein letztes Wort

Noch nie war DSDS so niveaulos wie in diesem Jahr. Noch nie war die Manipulation der Zielgruppe so geplant und die Antworten der Jury so einstudiert wie in 2010. Anscheinend bekommen die Jurymitglieder Taschengeldabzug, wenn sie nicht das sagen, was Papa Bohlen ihnen vorher einbläut, anders ist diese falsche Einigkeit nicht zu erklären.

Sollte sich eine Jury nicht in einem Finale zurückhalten und das Publikum entscheiden lassen?

Da steht auf der einen Seite ein junger Vater, der – so wird es uns von RTL vermittelt – hart arbeitet, pünktlich zu den Proben erscheint, auf Perfektionismus und Ehrlichkeit setzt. Und auf der anderen Seite steht der Ex-Knacki, der mit seiner Vergangenheit doch nicht so zurecht kommt, wie er es wollte, weil sich unter dem Mediendruck ein normales Leben gar nicht so einfach führen lässt.

Und doch ist sich die Jury einig: Menowin war besser. Wirklich?

Die Botschaft, die da gesendet wurde, lautet: Warum soll ich mich eigentlich anstrengen, wenn ich – trotz eines fragwürdigen Lebenswandels und Faulheit – dennoch Lob und Gewinn einstreiche? Wie fühlt sich da ein fleißiger Mensch, wenn er stets als zweiter gehandelt wird? Oder war das alles nur gelogen und für die Medien sensationsbewusst aufbereitet?

Gut, RTL hat nie behauptet ein Vorbild für Jugendliche sein zu wollen, aber die Jury hätte unparteiisch bleiben sollen, dann wäre alles gut gewesen.

Aber nein, Dieter will seinen Sieger und das ist dieser junge Mann, dessen Mutter sich für ihre Taten fälschlicherweise, dafür aber öffentlich vor der Kamera entschuldigen muss. Wie viel hat RTL dafür wohl bezahlt? Ich weiß, das ist gemein, aber so eine Aktion riecht nicht nach „ehrlich“, auch wenn ich es Menowin wünschen würde.

Über ihn erzählt uns RTL, dass er nicht zu den Proben erscheint, sich nicht ordnungsgemäß verhält und plötzlich sind da auch noch Drogen im Spiel. Drogen? Die nahm doch schon jemand anderer in dieser Staffel und wurde sofort vor die Tür gesetzt. Menowin natürlich nicht, weil sonst ja das spannende Finale geplatzt wäre. Gut, vielleicht sind das auch alles nur Gerüchte. Kann RTL sowas von egal sein, denen geht es auch am platt gesessenen Hinterteil vorbei, dass sie mit ihrer neu entdeckten Masche möglicherweise das Leben eines etwas schwächeren Menschen zerstören könnten.

Aber vielleicht besann sich Dieter Bohlen seiner Verantwortung am Ende doch. Denn verlöre Menowin, der Absturz wäre vorprogrammiert. Nun: Er hat verloren, aber immerhin hat er den 2. Platz erreicht. Doch Dieter Bohlen wird seinen gepushten Schützling kaum an die Hand nehmen und ihn in ein besseres Leben führen. So viel Nächstenliebe scheint nicht vorhanden – vor allem nicht, wenn damit keine Quote gemacht werden kann. Schade.

Der Gewinner ist Mehrzad, aber ob er wirklich gewonnen hat bleibt fraglich. Er dürfte leider keinen Erfolg haben, nicht so lange er unter den Fittichen eines Dieter Bohlens steht, der einen so dermaßen schlechten Siegertitel geschrieben hat, das ich mir lieber den ganzen Tag die Kastelruther Spatzen anhören würde. Wobei, ich gebe es gerne zu, Musik ja Geschmacksache ist.

Nun, nach einem Jahr wird Bohlen den Gewinner fallen lassen, vielleicht hat Mehrzad dann ja eine Chance – ich würde es ihm gönnen. Dafür wird jemand anderes an seine Stelle rücken – sicherlich kein junger Mann, mit einem einigermaßen geregelten Leben, einer Frau und einem Kind. Nein, die Voraussetzungen, um zu DSDS zugelassen zu werden, dürften deutlich höher angesetzt werden. Der Lebenslauf muss sich zukünftig lesen wie das Vorstrafenregister eines Mafiabosses. Willkommen im Trash-TV!

Ich bin auf jeden Fall und glücklicherweise endlich zu alt für diesen Scheiß!

Mach es wie die Gebrüder Grimm: Erzähl es weiter.