Die Jury hat entschieden

Um halb neun machte ich mich also auf den Weg Richtung Essen, wo der diesjährige Lesewettbewerb des Deutschen Buchhandels für den Regierungsbezirk Düsseldorf stattfinden sollte. Eingeladen hatte mich dazu Frau Kühn, die 1. Vorsitzende des »Verein zur Förderung der Kinder & Jugendliteratur e.V.«, die nunmehr schon zum 27. Mal diese Veranstaltung im Jugendzentrum Essen organisierte. Ein Stau und rote Ampelphasen sorgten dafür, dass ich nur kurz vor knapp mein Ziel erreichte, denn um Viertel vor zehn traf sich die Jury zu einem ersten Gespräch. Wir wurden mit Kaffee und belegten Brötchen verköstigt. Vegetarier freuten sich, denn es gab sowohl eine Platte mit Schinken, als auch eine mit Käse. Auch beim Mittagessen, das die Jurymitglieder mit den Teilnehmern zusammen einnahm, wurde an fleischlose Kost gedacht: Es gab Pizza.

Zu den Juroren gehörten Detlef Rüter aus der Buchhandlung Holsterhausen, Silke Knuth von der Jugendbibliothek der Stadt Essen, Till Gensler von der jungen CDA (Christlich-demokratische Arbeitsnehmerschaft), die Kinderbeauftragte der Bezirksvertretung Barbara Rittel – und meine Wenigkeit.

Nach einer kurzen Ansprache von Frau Fischer-Tauchmann, der Leiterin des Jugendzentrums Essens traten wir unsere Aufgabe an und schritten in den Veranstaltungssaal. 15 Kinder warteten dort aufgeregt darauf, ihre Texte lesen zu können, begleitet wurden sie von Eltern, Geschwistern, Omas oder Klassenkameraden.

Wenige Minuten zu spät traf Herr Kleine-Möllhoff, der 1. Bürgermeister der Stadt Essen ein, um den Lesewettbewerb mit einer kleinen Rede zu eröffnen.

Und dann ging es los. Die erste Leserin des Tages war Anna Palm aus Neuss, und sie ist auch gleichzeitig die Gewinnerin. Sie las aus »Mio, mein Mio« von Astrid Lindgren.

An dieser Stelle noch einmal: Herzlichen Glückwunsch! Du warst super und hast vor allem beim fremden Text absolut überzeugt. Aber – falls du dies hier mal lesen solltest: Nimm den Ausdruck beim vorbereiteten Text ein kleines bisschen zurück und lies etwas langsamer. Dann kannst du, ohne Probleme, alle Hörbuchsprecher von den Sesseln werfen! ;-)

Doch auch Daniela Rey aus Duisburg, die 2. Gewinnerin – sie fährt zum nächsten Wettbewerb, falls Anna Palm verhindert sein sollte – hat ihren Text umwerfend vorgetragen. Der ganze Saal lauschte den Textstellen aus »Der gelbe Vogel« von Myron Levy.

Es was ein Kopf-an-Kopfrennen.

Mein persönlicher dritter Favorit war Paloma Nana, sie las »Sophiechen und der Riese« von Roald Dahl – und das mit so viel Energie, Witz und Charme, dass sie eigentlich genau so gut hätte gewinnen können. Aber es mussten eben fünf Leute entscheiden, und da zählt dann die Gesamtpunktzahl.

Auch alle anderen Jungen und Mädchen waren klasse.

Es war eine gut organisierte Veranstaltung mit Rahmenprogramm, das der „Große Aladdin“ durchführte, während die Jury sich zur Beratung zurückzog. Wir haben nur die letzten fünf Minuten mitbekommen, aber seine Show muss genial gewesen sein, allein der kurze Moment war sehenswert und das Publikum war begeistert.

Um 14.00 Uhr war alles vorbei und ich fuhr wieder nach Hause: mit Kopfschmerzen, aber vor allem ein paar Erfahrungen mehr, und neu gesammelten Eindrücken.

Was fehlte, war die Presse. Es lief zwar ein Fotograf am Anfang durch die Reihen, aber kann das alles sein?

Da wird immer gemeckert, die Kinder und Jugendlichen lesen zu wenig. Dann lesen sie und keiner mag es hören oder ausführlicher bzw. überhaupt darüber berichten?

Mach es wie die Gebrüder Grimm: Erzähl es weiter.