Der Mann auf der Bank

Seit mehreren Wochen sitzt auf der Bank, die an einem Haus an der gegenüberliegenden Straße steht, ein Mann. Er sitzt dort nicht tagsüber, sondern jeden Morgen, wenn ich die Rollos öffne – egal zur welchen Uhrzeit. Manchmal winkt er mir zu. Manchmal sortiert er gerade seine Sachen. Wenn ich das zweite Mal raussehe, ist er meist schon weg.

Ab und an habe ich ihn auch schon am Abend gesehen. Und ich habe schon überlegt, ob ich ihm einfach was vom Abendessen rüber bringen soll, aber meistens kommt er später als wir essen. Und wenn ich einen Kaffee koche, um ihm eine Tasse zu bringen, ist er verschwunden.

Ich weiß nicht, ob er zu dem Haus gehört – ich glaube nicht. Ich weiß nicht, ob es ein Obdachloser ist, der dort seine Nacht verbringt, denn ich kann nicht sehen, ob er Decken dabei hat. Wenn er dort schläft, hoffe ich doch sehr, dass er bei dem kalten Wetter ein paar Schlafsäcke zur Verfügung hat. 

Vielleicht beobachtet er uns auch oder wacht über unseren Schlaf. Ein seltsames Gefühl ist es allemal.

Mach es wie die Gebrüder Grimm: Erzähl es weiter.