Angesichts der Tatsache, dass ich vom Gefühl her glaube, die Uhr wurde schon auf Sommerzeit umgestellt – jeden Tag um eine Stunde – was bedeutet, der Tag kann aktuell höchstens 9 Stunden lang sein, bin ich noch nicht dazugekommen, von meinem Besuch im kleinen Horrorladen zu berichten.
Aber jetzt! Allerdings muss ich ein bisschen ausholen. Ich hoffe, das ist okay und du hast dafür noch ein bisschen Zeit.
Als »Der kleine Horrorladen« 1987 ins Kino kam, musste ich natürlich in den Film. Das lag weder an der Handlung oder den Darstellern, sondern hing mit dem Wörtchen Horror zusammen. Damals habe ich keinen Horrorfilm ausgelassen. Und ich glaubte »Der kleine Horrorladen« müsse in derselben Kategorie eingeordnet werden wie die Filme von John Carpenter oder die Buchverfilmungen von Stephen Kings Werken, dessen größter Fan ich damals wurde. Ich irrte mich.
Und so saß ich im Kino mit einem etwas befremdlichen Gefühl, denn »Der kleine Horrorladen« war schräg, mit – vielleicht – ein paar kleinen Horrorsequenzen, aber alles andere als wirklich gruselig. Ein Musical?! Damit hatte ich (und meine Begleitung übrigens) nicht gerechnet und in keiner Vorschau wurde damals darauf eingegangen. Den Kultstatus habe ich – mit 17 Jahren – nur nebenbei gefühlt, kaum verstanden und schon gar nicht ausgiebig genießen können. Erst jetzt, 27 Jahre später – wie die Zeit vergeht – kann ich das Besondere des Films honorieren.
Die Horrorladen-Handlung
Die Theaterankündigung des Remscheider Teo-Otto-Theaters von »Der kleine Horrorladen« habe ich mit Freuden gelesen und Karten reserviert. Schon Wochen vor dem Musical haben wir uns den Film auf DVD angesehen und uns auf Mr. Mushniks kleinen Blumenladen eingestimmt. Dort arbeitet Seymour Krelborn, der von Mr. Mushnik als kleiner Junge aus dem Waisenhaus geholt und als kostenlose Aushilfe benutzt wird. Audrey – das Blumenmädchen mit der piepsigsten Stimme der Filmgeschichte – arbeitet ebenfalls bei Mr. Mushnik in Down Town und lässt sich von ihrem Freund verprügeln, der – welch makabre Idee – als sadistischer Zahnarzt arbeitet. Das ist wirklich das grausigste an der Story.
Der Laden läuft nicht, bis Seymour eine Pflanze entdeckt, von der alle begeistert sind. Er nennt sie liebevoll Audrey II. Und plötzlich brummt das Blumengeschäft. Doch die Pflanze ist alles andere als schön und harmlos. Sie gehört zur Gattung der fleischfressenden Pflanzen und eine Fliege pro Woche macht sie nicht satt.
In den Hauptrollen spielen Rick Moranis als Seymour, Ellen Greene als Audrey und Vincent Gardenia als Mr. Mushnik. Doch auch Steve Martin, Bill Murray und James Belushi sollten erwähnt werden, deren Filmkarrieren 1986 erst richtig begannen.
Das Musical
Im Vorfeld hatte ich mir einige Ausschnitte des Musicals angesehen. Es gibt zahlreiche Ensemble, die das Stück auf unterschiedliche Art und Weise auf der Bühne präsentieren. Leider teilte das Teo-Otto-Theater auf seiner Seite nicht mit, welches Ensemble für die aktuelle Aufführung verantwortlich sein würde. Das fand ich schade. Hier fehlt es leider sehr oft an Informationen. Nun hoffte ich auf ein Programmheft – wenigstens ein kleines. Fehlanzeige. Im Foyer gab es diesmal nichts zum Musical oder den Künstlern, die mich für zwei Stunden aus meinem Alltag holen würde. Sehr traurig, denn ein Programmheft ist für mich das abschließende Souvenir eines solchen Abends. Erst nach dem Musical – als ich wieder zuhause war, mich an den Rechner setzte und recherchierte – erfuhr ich, wer mich an diesem Mittwochabend so wunderbar unterhalten hatte.
Der Amerikaner Christopher Ryan spielt den schüchternen Seymour und singt sich mit einem winzigen Dialekt in mein Herz. Klingt voll kitschig, ich weiß, aber er hat mich schlichtweg berührt. Nadine Kühn ist die etwas naive, aber sehr liebe Audrey, die so sehr von einem Häuschen träumt.
Die Rolle von Mr. Mushnik füllt Dirk Hinzberg aus.
Michael Müller verkörpert gleich mehrere Protagonisten und wird vom Penner zum Kunden, er spielt Orin – den Zahnarzt – und am Ende mehrere Geschäftsleute – hintereinander natürlich. Auch Audrey II, die fleischfressende Pflanze wird nicht nur bewegt, sie kann auch singen und hat darum direkt zwei Darsteller: Paul Gibbs und Helen Senaya – eine tolle Stimme!
Die drei Straßenmädels, die das Musical – sowohl im Film als auch auf der Bühne – mit ihrem Gesang einleiten sind Chrystal alias Ilona Bielmeier, Ronnette wird von Georgia-M. Reh gespielt, Nina Henrich ist Chiffon.
Nicht alle Musicaldarsteller verfügen über eine Bühnenpräsenz. Manche brillieren mit einer klaren Stimme, andere treten durch ihr schauspielerisches Talent hervor. Viele haben beides, doch nicht alle fallen wirklich auf. Bei diesem Musical war das anders. Klar, Aurdrey II sieht super aus, im Laufe ihres pflanzlichen Wachstums hat sie – schon von der Größe her – eine enorme Bühnenpräsenz und auch ihre Stimme klingt phantastisch. Aber Glanz bringt sie nicht auf die Bühne. Doch diesmal sind mir ein paar Darsteller wirklich aufgefallen: Nadine Kühn, Christopher Ryan und Ilona Bielmeier stachen mit körperlichem Ausdruck, Gesang und einer auffallenden Präsenz auf der Bühne hervor. Michael Müller bewies seine Wandelbarkeit – stimmlich und äußerlich. Und überhaupt hat mich das Musical »Der kleine Horrorladen« begeistert. Die Story ist zum Film deutlich gekürzt und ein bisschen abgewandelt, auch neue Songs finden sich im Musical wieder. Mit zwei Stunden inklusive Pause fühlte es sich zu kurz an. Ich hätte gerne noch mehr gesehen und gehört!
Fazit: Starkes Ensemble. Toller Auftritt.
Webtipps:
- Der kleine Horrorladen bei wikipedia
- Die Webseite zum erwähnten Musical-Ensemble mit allen Darstellern.
- Das Ensemble auf Facebook
- Frank Becker vom rga über die Aufführung
© Fotos / In Verwendung mit freundlicher Genehmigung von Frank Serr Showservice Int. Danke.