Bus fahren

Meist gehe ich zu Fuß, aber wenn die Strecke zu lang ist, fahre ich seit Neuestem Bus. Bisher konnte ich auf eine Familienkarte zurückgreifen – bezahlen war also nicht nötig. Gestern hatte ich Premiere. Früher konnte der Fahrgast so nah an den Busfahrer herantreten, dass die Farbe seiner Socken zu erkennen war. Früher gab es bei der vorderen Tür auch zwei Gänge, links gingen die Leute rein, die keine Fahrkarte mehr kaufen mussten, rechts diejenigen, die noch zahlen mussten – gut, auch links gingen schon mal welche vorbei, die eigentlich noch zahlen mussten, aber das ist eine andere Geschichte.

Heute gibt es nur einen großen Gang, jeder muss seine Karte vorzeigen. Heute kann ich nicht mehr nah an den Busfahrer herantreten, weder Socken, noch Schuhe sehen. Heute ist da eine Stange – grün war sie.

Nur die offene Tür, die Stange, die Fahrgäste die an mir vorbeiziehen, der Fahrer und ich.

Ich war nervös. »Bitte einmal bis….«, sagte ich. Der Fahrer murmelte etwas von 1,20 Euro, die ich glücklicherweise passend hatte, und gab mir eine Karte … Nein. Früher waren es Karten in unterschiedlichen Farben. Mit einem Feld, das noch im Fahrkartenautomat abgestempelt werden musste. Diesen gab es vorne im Bus und noch einmal in der Mitte des Busses.

Heute ist das anders: Heute gibt es nur noch einem Automaten, direkt vorne beim Busfahrer. Und die Karte ist zu einem kleinen weißen Zettel mit vielen schwarzen Zahlen darauf geworden – ein Ausdruck, ein Kassenbon.

Muss ich den jetzt noch abstempeln? Ich habe nicht gefragt, ich stand etwas unsortiert vor dem Automat habe sichtlich verwirrt auf den Zettel gestarrt, fühlte mich plötzlich uralt und gleichzeitig hilflos jung.

Ich habe meinen Bon nicht abgestempelt. Es stand ja alles drauf, was wichtig war: Uhrzeit, Preis, Ort. Sollte ich jetzt schwarzgefahren sein, bitte ich schon einmal um Entschuldigung, es passierte aus Unwissenheit.

Übrigens gehöre ich im Bus immer zu denjenigen, die sich so gut wie nie hinsetzen, egal wie viel Plätze noch frei sind. Eine Art Fluchtreflex vermutlich.

Mach es wie die Gebrüder Grimm: Erzähl es weiter.