Besaufen mit Musik

Bei uns läuft heute ein Rockkonzert, seit heute Nachmittag schallt die Musik zu uns rüber. Das stört mich nicht.

Doch morgen werden wir, so wie immer, mit den Hunden durch ein Labyrinth aus Scherben und Erbrochenem gehen müssen.

Als wir eben spazieren waren, standen an jeder Ecke Jugendliche, sie strömten in Scharen aus den Bussen, kamen aus Häusern, saßen in Hauseingängen oder auf dem Bürgersteig. Toll!

Doch sie lachen nicht, wirken nicht aufgeregt oder voller Vorfreude auf die Musik. Sie reden leise, diskutieren fast stumm. Es scheint als erdrücke sie das, was hinten ihnen liegt und noch kommen mag.

Und sie halten Bierflaschen und Sektflaschen in den Händen, geöffnet, am Hals, Gruppen tragen Bierkästen oder Sixpacks – im Arm, nicht am Bauch.

Und ich frage mich, ob die Musik so schlecht ist, dass sie nur in alkoholisiertem Zustand auszuhalten ist?

Drei Jungs kommen an uns vorbei, jeder trägt einen Karton mit Pizza und jeweils zwei Flaschen Bier. Gute Grundlage für ein kleines bisschen Alkohol. Sie lachen, haben das, was bei all den anderen, die ich vorher gesehen haben, fehlte: Lust und Vorfreude, die ihre Gesichter glühen lässt. Sie bezeichnen Yule als süß. Alles normal. Aber diese Drei scheinen Ausnahmen zu sein.

Was ist nur los?

Klar, wir haben früher auch getrunken, uns auch betrunken. Es gab auch zu unserer Zeit Teenager, die nicht wussten, wann sie aufhören sollten, die nach Alkoholexzessen im Krankenhaus landeten. Aber das waren Minderheiten. Heute – so scheint es mir – gehören diejenigen zu den Minderheiten, die nüchtern bleiben.

Schlimmer noch, sie trinken um zu lachen, sie trinken so lange, bis sie nicht mehr klar denken können, Flaschen durch die Gegend werfen, Leergut zerdeppern – Geld scheint ja genug vorhanden. Ich fürchte, ich bin zu alt, um das zu verstehen. Und fast bin ich froh, dass ich in diesem Fall zu alt bin.

Zum Thema fielen mir die unten stehenden Zeilen ein – frei nach Herbert Grönemeyer. Ich bitte um Verzeihung, sie sind, trotz des Themas, ironisch-lustig gemeint:

Sie mag Musik nur wenn sie blau ist, da ist nichts mehr was dann stört
sie mag Musik nur wenn sie blau ist, wenn sie ihr in den Magen fährt
sie mag Musik nur wenn sie blau ist, wenn der Alk so richtig gärt
dann kotzt sie, weil sie blau ist…

Mach es wie die Gebrüder Grimm: Erzähl es weiter.