Früher habe ich ausnahmslos Bücher gelesen, die dem Horrorgenre zuzuordnen waren. Wobei mir damals schon die Bezeichnung von Basteis »Phantastische Literatur« besser gefiel, denn Phantastik ist für mich das, was aus der eigenen Phantasie entsteht und Elemente besitzt, die nicht real werden können – zumindest nicht nach unserem heutigem Wissensstand. Dazu gehört dann auch die Science Fiction, die Fantasy oder eben der Horror. Aber diesen Schubladenstreit möchte ich jetzt nicht neu aufleben lassen.
Heyne nannte seine Reihe »Die unheimlichen Bücher« und Knaur sagte es kurz und knapp mit »Knaur Horror«. »Du Mont´s Bibliothek des Phantastischen« endete nach dem 12. Band mit Kurzgeschichten von Thomas Ligotti.
Auch Bastei brachte neben den meist schwarzen, schmalen Taschenbüchern, die unter der Rubrik »Phantastische Literatur« liefen, noch eine eigene Horrorserie raus: 23 Mal durfte sich der Leser in der »Horror-Bibliothek« bedienen.
All diese Serien stehen bei mir komplett im Regal – nur der sehr umfangreichen »Phantastische Literatur« von Bastei fehlen ein paar wenige Ausgaben. Auch die Vampir-Taschenbücher und die Dämonenkiller Romanen aus dem Pabel Moewig Verlag habe ich gesammelt, doch diese Serien besitze ich nur Lückenhaft.
Jede Anthologie die sich mit Horror, Grusel, Grauen beschäftigte, wanderte in meine Sammlung. Nicht zu vergessen Bücher der Autoren Robert Bloch, John Saul, James Herbert, Dean Koontz oder Stephen King – um nur ein paar zu nennen. Mit H.P. Lovecraft und Edgar Allan Poe habe ich mich nur flüchtig beschäftigt. Clive Barker oder Peter Straub gehörten nie zu meinen persönlichen Favoriten.
Ich war ständig auf der Suche nach neuen »Horror«-Geschichten, doch mit der Zeit langweilte mich diese Art der Storys. Viel zu oft schien der Horroreffekt wichtiger als der Schreibstil zu sein und so las ich viele der Romane aus oben erwähnten Reihen nur an und stellte sie – um die Serie komplett mein Eigen zu nennen – ins Regal.
Einzig Stephen King und Dean Koontz bin ich aus dieser Zeit treu geblieben. Auch wenn nicht alle Bücher von beiden Schriftstellern als hervorragend zu bezeichnen sind, ist es hier die Nostalgie, die mich an ihre Werke fesselt. Und oft genug gehört auch wieder ein Roman dazu, der mich in den Bann zieht.
Wenn ich heute Diskussionen in Foren beobachte, die sich um »Alt-Horror-Autoren« drehen, dann fühle ich mich an diese Zeit, die vor rund 15 Jahren begann, zurück erinnert. Und dennoch bin ich froh, dass sich mein Lesehorizont erweitert hat. Ich werde sicherlich nie die Werke eines Günter Grass´ oder ähnliche gehobene Literatur auf meinem Nachttisch stehen haben. Wobei ich Gedichte von Goethe & Co. parallel zu den klassischen Horrorerzählungen gelesen habe. Möglicherweise als Ausgleich? Ich weiß es nicht, aber auch diese Abteilung steht in meinen Regalen seit einiger Zeit unbenutzt herum.
Heute habe ich mich, um zum Anfang dieses Artikels zurückzukehren, von dem Schubladendenken abgewandt und dabei Perlen der Literatur entdeckt. Wie konnte ich nur einen Jonathan Carroll oder einen Walter Moers übersehen?
Heute lass ich mich auf Leseexperimente ein und achte auf Empfehlungen in den Foren oder Magazinen. Und auf meiner Wunschliste steht kaum ein Buch, das in die Kategorie »Horror« geschoben werden könnte; Und das nicht, weil diese Bezeichnung in den Verlagen längst begraben wurde, sondern weil es über diesen Bereich hinaus – im doppelten Sinne – phantastische Literatur gibt. Ich lese Bücher, die etwas Neues, Interessantes zu bieten haben, auch wenn ich mir einige Werke anschaffe, die ich aus Sammlerwut kaufe und die ich – sobald ich meinen Lesehorizont erneut erweitern möchte – griffbereit haben will.