Rezension: »Schwarz wie Ebenholz – Grausige Märchen und Sagen« / Anaconda Verlag

Diverse
»Schwarz wie Ebenholz – Grausige Märchen und Sagen«
Hardcover, 288 Seiten
Anaconda Verlag 2022
ISBN 978-3730611463
7,95 €

Der Anaconda Verlag gehört zur Randomhouse Gruppe und publiziert Klassiker der phantastischen Genren zu einem günstigen Preis. »Schwarz wie Ebenholz – Grausige Märchen und Sagen« bietet 60 kurze Geschichten, Märchen, Sagen, aber auch Horrorstorys des 19. Jahrhunderts, herausgegeben von Julian Auringer. In seinem Nachwort analysiert er die Themen dieser alten Märchen und Sagen.

Bekannte Namen wie Brüder Grimm. Ludwig Bechstein oder Wilhelm Busch finden sich zwischen eher unbekannteren Autor:innen wie Ignaz Stölzle oder Johannes Wilhelm Wölf. Laura Gonzenbach ist als einzige Frau im Buch vertreten. Im 19. Jahrhundert durften Frauen nicht veröffentlichen, sodass die Autorinnen unter einem männlichen Pseudonym oder unter dem Namen des Ehegattens publizierten. Viele bleiben bis heute unentdeckt.
Alle Geschichten wurden mit Illustrationen aus dem 19. Jahrhundert versehen.

Vorab zwei Anmerkungen: Ich hätte mir gewünscht, dass die Namen der Künstler:innen bei den Grafiken und nicht erst am Ende stehen. Auch die Nennung der Autor:innen im Inhaltsverzeichnis hätte ich zum besseren Überblick sinnvoll gefunden.

Die Märchen – Der Inhalt

60 Geschichten, oftmals kurz und knapp wiedergegeben, weniger spannend erzählt. Die Schreibweise bleibt oberflächlich, manche der Erzählungen lesen sich teils wie Sachberichte. Glücklicherweise sind, trotz der Neuübersetzung, einige alte, heute nicht mehr gebräuchlichen Wörter, geblieben. Diese werden in der Fußzeile erklärt. Die Texte wirken dennoch etwas angepasst, was sicher auch an der aktuellen Rechtschreibung liegt, die bei Entstehung dieser Geschichten noch nicht galt. Die meisten der 60 Kurzgeschichten sind nicht sonderlich gruselig, sie handeln von Geistern, Hexen und Teufeln, Nixen, manchmal mit überraschendem Ende, meist jedoch so emotionsarm erzählt, dass keine Spannung aufkommen will. Show don’t tell galt im 19. Jahrhundert demnach nicht.

Hervorheben möchte ich „Der Teufel ist los oder das Märlein, wie der Teufel den Branntwein erfand“. Ludwig Bechstein erzählt wie der Teufel wieder zu seinen Seelen kommt. Eine Geschichte mit Moral, sprachlich interessant zu lesen. Von Ludwig Bechstein sind mehrere Sagen und Märchen enthalten, die nur selten ohne Teufel auskommen.

„Blaubart“ von Alexander von Ungern-Sternberg ist ein Märchen mit eingestreuten Versen. Auch wenn die Geschichte des Blaubart durchaus bekannt ist, liest sich diese durch die Reime witzig und mit mehr Schwung, als die meisten in diesem Buch.

Fazit

Ein ambitioniertes Projekt, das ich all denjenigen empfehlen möchte, die sich für alte Geschichten und alte Sprache interessieren. Auch ideal als Inspirationsquelle für Autor:innen der phantastischen Literatur.


Mach es wie die Gebrüder Grimm: Erzähl es weiter.