In den letzten Tage stoße ich vermehrt auf Interviews, Artikel, Anzeigen von Verlegern, Verlage, die von den Autoren Geld nehmen und auf „Autoren“, die für eine Veröffentlichung bezahlen. Natürlich wird auf diese kleine Unwichtigkeit nicht hingewiesen. Selbst große Zeitungen und Magazine informieren sich nicht mehr, es wird nur der Text aus der Pressemappe übernommen.
Werden Journalisten von großen Magazinen auch nicht mehr bezahlt? Bezahlen sie dafür, dass sie einen Artikel schreiben dürfen, oder wie darf ich das verstehen?
Es ist ein Schlag ins Gesicht jedes seriösen Verlags, wenn sich große Magazine nicht über den Verlag informieren, der weder Werbung noch ein Lektorat bietet, aber vierstellige Summen für eine Veröffentlichung verlangt. Und es ist ein Stich ins Herz, wenn Rezensionen geschrieben und Pressemitteilungen verfasst werden, über die Bücher von Menschen, die sich als Autor bezeichnen möchten und dafür gerne einen vierstelligen Betrag bezahlen. Nicht selten lassen diese „Autoren“ ihre Rezensionen schreiben. Agenturen gibt es dafür viele im Internet, die natürlich bezahlt werden müssen. Positiv sollte die Rezension sein, so lauten dann die Auftragsbeschreibungen. Das ist ja klar!
Haste Geld kannste was
Mich erinnert dieses Vorgehen an korruptes Verhalten wie es in der Wirtschaft, bei Bauunternehmen oder auch in der Politik vorkommt. Manchmal wird ein großes Fass geöffnet, beschimpft, abgestritten, entlassen. Aber mehr und mehr geht es bei der Berichterstattung nur noch um weichgespülte Kindergartenlektüre – bloß nicht die Wahrheit sagen, bloß nicht anecken, bloß keinem auf die Füße treten. Vor allem: Wer laut schreit, wird genommen – die Seriosität bleibt außen vor.
Um das wieder einmal zu verdeutlichen:
Schriftsteller zahlen nicht für ihre Arbeit, sie erhalten Geld von einem Verlag. So läuft das in einem Job. Es gibt viele seriöse Verlage – egal ob groß oder klein. Und es gibt viele gute Autoren, die sich die Nächte um die Ohren schlagen und gute Arbeit abliefern, dann möglicherweise nur wenig Geld von einem kleinen Verlag bekommen – aber sie erhalten es! Und diese finden kaum Platz in der Presse, wohl aber für die, deren Bücher nur wegen einer vorab bezahlten hohen Summe, publiziert wurden.
Das ist ärgerlich und es ist frustrierend!
Geduld und Selbstkritik wird belohnt
Es klappt nicht immer sofort mit einer Veröffentlichung, aber wer es wirklich will und an sich arbeitet, an sich und seinen Texten, der schafft es auch irgendwann bei einem seriösen Verlag unterzukommen. Er muss nicht groß sein – dieser Verlag – aber er muss den Text bezahlen, der abgeliefert und verkauft werden soll.
Alle Autoren haben Geschichten in ihren Schubladen liegen, die sie zunächst für genial hielten. Manche sind es und werden viele Jahre später (gegen Bezahlung) veröffentlicht. Andere schlummern für ewig vor sich hin, waren aber dann doch eine gute Übung, denn ohne Übung geht es nie.
Wie dem auch sei: Ich glaube nichts von dem, was ich in der Presse lese, denn ich lese sehr viel über Praktiken oder Vorgehensweise, von denen ich Ahnung habe und weiß, dass keine Recherche stattgefunden hat. Ich muss also davon ausgehen, dass auch bei Artikeln, über deren Inhalte ich kein eigenes Wissen gesammelt habe, der Großteil nichts weiter als der Pressetext eines möglicherweise korrupten Interviewpartners ist?
Nun, zum Glück gibt es Journalisten, die aufklären und die müssen sich dann meist mit den Anwälten der entsprechenden Firma rumschlagen. Seltsame Gesellschaft. Verkehrte Welt.
Wer mehr zum Thema „Seriöse Verlage“ wissen möchte, dem empfehle ich FAIRLAG – ein Bündnis von Verlagen und Autorengemeinschaften, die sich für Fairness im Verlags- und Literaturwesen einsetzen.
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Dieser Artikel steht auch bei Literaturcafé.de
Nachtrag: Januar 2014 – Ich bin nach wie vor der Meinung, dass Autoren ihr Geld nicht an unseriöse Verlage verpulvern sollen. Doch der Markt hat sich in vier Jahren verändert. Selbstpublikation ist heute ein neues Schlagwort. Autoren verlegen selbst, dank eBooks und verschiedenen Dienstleistern ist das machbar. Freie Lektoren und Illustratoren sorgen für die richtigen Texte und Grafiken. Mehr dazu im Artikel Kolumne: Die Bibel – selbst verlegt?! Oder braucht ein Autor noch einen Verlag?