»Genuss aus der Heimat« ist die überarbeitete Neuauflage des Buches »Das grüne, nicht nur vegetarische Kochbuch« aus dem Jahre 2012. Wie stark die Veränderungen bei Text und Fotos sind, ist mir nicht bekannt. Cover und Titel sind auffallend anders.
Dagmar von Cramm, Jahrgang 1955, widmet sich fast ihr gesamtes Leben der gesunden Ernährung und dem kulinarischen Journalismus. Erste Erfahrungen sammelte sie nach ihrem Studium als Redakteurin. Doch mehr Freiheit bot ihr das freiberufliche Arbeiten. Ihre zahlreichen Bücher erreichten eine Gesamtauflage von über 4 Millionen, heißt es auf ihrer Webseite. Das ist eine beachtliche Zahl. Außerdem arbeitet Dagmar von Cramm für unterschiedliche Print-Medien, Online-Portale und das Fernsehen. Sie hält Vorträge zur Ernährung, gibt Interviews und Tipps rund um den gesunden Genuss.
Zum Buch
Vollgepackte 288 Seiten, mit vielen Fotos – manchmal etwas zu klein geratenen -, eine Vielzahl an Rezepten für die alltägliche, auch gut bürgerliche Küche.
Zu Beginn erläutert Dagmar von Cramm wie ökologisch einkaufen funktioniert. Sie gibt viele „Grüne Tipps“ und Anregungen, die lehrreich, keinesfalls belehrend wirken.
Obwohl ich schon viele Jahre „grün einkaufe und lebe“, im Rahmen der Möglichkeiten, fühle ich mich nicht gelangweilt. Vielmehr bin ich immer wieder dankbar, wenn meine Vorhaben noch einmal vertieft werden oder ich neue Ideen sammeln kann. Oftmals denke ich auch: „Ja, stimmt, das könntest du eigentlich auch mal wieder machen.“
Die Rezepte sind nach Jahreszeiten sortiert, nur so funktioniert regionale Küche. Dennoch lassen sich die Kartoffelgerichte aus dem Herbst auch in den Frühling und den Frühsommer holen. Denn bereits im Mai kommen die ersten deutschen Kartoffeln auf den Markt, die Schale stellenweise noch voller Erde, darunter sollten sie gelb und knackig aussehen – die Kartoffeln, die auf dem Wochenmärkten zu finden sind.
Manchmal haben sich weniger regionale Gerichte unter die Rezepte gemogelt, wie z. B. Falafel (S. 153) mit getrockneten Kichererbsen oder Kichererbsen aus der Dose. (Die gibt es aber trotzdem demnächst mal wieder, habe ich nämlich schon länger nicht mehr gemacht. Anregung!)
Besonders im hinteren Teil, in Herbst und Winter, wird deftig gekocht, mit viel Fleisch und Wild. Frühling und Sommer sind eher leicht und süß. Dabei darf eine Zitronen-Erbsen-Sauce (S. 135) auch im Winter zu weißem Fleisch oder Kohl gegessen werden.
Bei der Menge an Rezepten ist eine perfekte Sortierung auch schwierig.
Das Register am Ende finde ich beispielhaft: Ich kann nach einzelnen Zutaten genauso suchen wie nach kompletten Gerichten. Zusätzlich gibt es am Ende ein Verzeichnis, in dem alle Rezepte nach Menüfolge, wie z.B. Beilagen, Vegetarisch, Dips etc. sortiert sind. Sehr schön.
Was habe ich daraus gekocht?
In »Genuss aus der Heimat« habe ich weniger komplette Rezepte entdeckt, die ich exakt nachkochen möchte, dafür ließ ich mich aber durch viele Rezepte inspirieren. Und das ist für mich mehr wert.
Zum Beispiel das Kartoffel-Dinkel-Brot mit Walnusskernen (S. 212/213). Das Rezept verlangte Buttermilch, die hatte ich nicht. Also habe ich diese Zutat mit einem kleinen Teil Milch und einem größeren Teil Wasser ausgetauscht und die Flüssigkeitsmenge an sich ein bisschen erhöht. Anstatt Trockenhefe habe ich frische Hefe verwendet. Daraus wurde ein sehr schönes, weiches Brot.
Ich hatte ziemlich viele Radieschen und überlegte, was ich damit anstellen könnte. Mithilfe des Registers konnte ich mir alle Radieschen-Rezepte im Buch ansehen und entschied mich schließlich zu einer Kombination aus Radieschen, Aprikosen und Möhren. Angelehnt an den Fruchtigen Möhrensalat (S. 52).
Dazu gab es eine Vinaigrette aus Eigelb (hartgekocht), Öl, Senf und Créme fraiche – ähnlich den Kresse-Eiern (S. 48).
In dieser Woche brauche ich noch Kartoffelsalat. Auf S. 59 finden sich im Buch mehrere Salate, in denen die Kartoffel die Hauptrolle spielt. Einer davon wird es werden – zumindest so in etwa. :-)
Achja, und da war letztens das Rhabarberkompott aus dem Buch »Das vegane Kochbuch meiner Oma«, das ich mit Jogurt verfeinerte – weil ich diesen Frische-Kick in »Genuss aus der Heimat« in dem Rezept Rhabarberkompott mit Jogurt (S. 92) gesehen hatte.
Fazit
Dagmar von Cramm bietet in »Genuss aus der Heimat« 250 Rezepte, die mit frischen Zutaten lecker und ohne viele Vorkenntnisse zubereitet werden können. Zahlreiche Tipps für ein Leben ohne überflüssige Verpackung, dafür mit regionalen Produkten machen dieses Kochbuch zu einem vielschichtigen Nachschlagewerk – und das alles, ohne die Öko-Schiene zu stark zu befahren oder den erhobenen Zeigefinger zu schwenken. Empfehlenswert!
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Dagmar von Cramm
Genuss aus der Heimat
Hardcover
GU Verlag, November 2015
288 Seiten
ISBN 978-3833854477
19,99 €
Webtipps
- Weitere Infos und Bestellmöglichkeiten beim Verlag (Leider beim Verlag nicht mehr gelistet, 2017)
- Webseite Dagmar von Cramm
© Cover: GU Verlag
Vielen Dank an den GU Verlag!