Gelesen: »Meer der Finsternis« von Dean Koontz

Dean Koontz, Meer der FinsternisErster Satz: »Es ist nur das Leben.«

Mit »Meer der Finsternis« präsentiert Dean Koontz den vierten, von insgesamt sechs Romanen über und von seinem Lieblingscharakter Odd Thomas, der in der Lage ist, Tote zu sehen, die ihn meist um Hilfe bitten und manchmal auch nach dem Leben trachten.

Schon auf der ersten Seite wird klar, innerhalb 16 Stunden wird eine Menge passieren.

Odd, der seit einiger Zeit bei einem in die Jahre gekommenen Schauspieler und Kinderbuchautor als Koch arbeitet, träumt von einer nahenden Katastrophe.

Als er dem nachgeht, trifft er auf die 19 Jahre alte und schwangere Annamaria, und ihm wird sofort klar, dass sie mit dem Albtraum zusammenhängt, obwohl sie alles andere als albtraumhaft ist. Während sie gemeinsam am Peer sitzen, werden sie von Männern beobachtet, als diese auf sie zukommen, schickt Odd die junge Frau weg, und stellt sich den drei Männer mutig in den Weg. Dabei muss er die ersten Prügel einstecken, flüchtet und teilt später selbst aus.

Anschließend begibt er sich auf die Suche nach Antworten und Annamaria, doch als die Frau endlich findet, erhält er nur kryptische Andeutungen und eine Frage: »Würdest du für mich sterben?«

Denn Odd soll Annamaria beschützen. Doch das alleine ist nicht seine Aufgabe, er muss einen Teil der Welt vor einem terroristischen Anschlag retten, bei dem Millionen von Menschen getötet werden sollen.

Und obwohl er diesen Weg alleine gegen eine Organisation antreten muss, trifft er ab und an auf menschliche und tote »Engel«, die ihm auf unterschiedlichste Art zur Seite stehen.

Fazit:

Wären die Odd Thomas Romane nicht in der Ich-Form geschrieben, sondern ein Erzähler von Odds Erlebnissen berichten, würden manche Passagen sicherlich nicht wie ein egomanischer Übertreibungstripp klingen:

»Wer Bratkartoffeln zubereiten kann, die den Mund wässrig machen, wer Frühstückspeck perfekt knusprig braten kann, ohne ihn auszutrocknen, und wer Pfannkuchen backt, die gehaltvoll wie Pudding und doch so locker sind, dass sie fast vom Teller schweben, der findet immer Arbeit.« (Zitat, S. 13)

Odd, der schon sehr viel erlebt hat und das auch immer wieder erwähnt, darüber lamentiert und philosophiert – und zwar seitenweise, nimmt damit nicht nur jegliche Spannung, sondern setzt sich selbst, obwohl er das nicht möchte und immer wieder betont, in den Heldenstatus.

Im Laufe des Buches wird er zu einem eiskalten, schnell handelnden Killer, deren anschließende Gewissensbisse erst am Ende seine wahre – auch literarische – Pracht entfalten, vorher jedoch wie Ausreden und das Verdrängen der eigentlichen Handlung wirken.

Der vierte Roman – mit dem Comic die fünfte Geschichte – mit Odd Thomas ist eine Mischung aus mystischer Erzählung und Actionthriller, wobei mir in diesem Fall eines von beidem lieber gewesen wäre.

Die letzten beiden Seiten ergeben zwar Fragen, klingen aber genauso wie ich mir das für die anderen 382 gewünscht hätte.

Dean Koontz liebt Odd Thomas wie seinen Sohn, doch das schadet der Geschichte mehr, als sie zu fördern. Schade!

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Dean Koontz
Meer der Finsternis
Originaltitel: Odd Hours
Übersetzung: Bernhard Kleinschmidt
Hardocver mit Schutzumschlag
Heyne Verlag
ISBN 9783453266131
384 Seiten
19,95 €
 

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